Polizisten beklagen Chaos-Arbeitszeiten

Gewerkschaft sieht Überlastung und Personalmangel

Beuel. Arbeitsüberlastung, zu wenig Personal, zunehmende Krankenstände, erhöhte Gewaltbereitschaft gegenüber Polizisten, die deswegen - insbesondere bei Nachteinsätzen - um ihre Sicherheit bangen: Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat bei ihrer Mitgliederversammlung einen Blick auf das vergangene Jahr geworfen.

Und besorgt Alarm geschlagen: "Der Offenbarungseid der Polizei ist längst diktiert, er muss nur noch unterschrieben und veröffentlicht werden", zitierte Udo Schott, Bonner Vorsitzender der GdP, einen Kollegen.

Es bestehe ein deutlicher Widerspruch zwischen dem vorhandenen Personal und den Aufgaben, die zu erledigen seien - und das in vielen Dienststellen. "Die Arbeitsbelastung hat eine nie da gewesene Qualität erreicht", kritisierte Schott. Es gebe Stadtteile, die die GdP "zeitweise als polizeilich nicht mehr ausreichend versorgt sieht".

Im rechtsrheinischen zum Beispiel sei von ursprünglich vier Wachen (Beuel, Königswinter, Bad Honnef und Oberpleis) eine in Ramersdorf übriggeblieben. Auch die Stellen der Bezirksbeamten in Endenich und Pützchen seien vakant. "Es ist ein Widerspruch, der Öffentlichkeit eine Allgegenwärtigkeit der Polizei darzustellen, während die Dienststellen unter dem Limit fahren."

Ein weiteres Problem: "Die Betroffenen kritisieren eine immer weiter abnehmende Verlässlichkeit der Dienstplanung", so Schott. Soll heißen, dass die Arbeitszeiten chaotisch sind, die Polizisten von einer Schicht in die andere, von einer Wache auf die andere springen, um Lücken zu füllen. Daraus ergebe sich eine "Vertrauenskrise", weil sich die Polizisten nicht verstanden, mit ihren Problemen allein gelassen fühlen.

Neue Projektgruppen und neue Konzepte, die Schott ausdrücklich begrüßte, haben in seinen Augen aber eine Kehrseite: Dann nämlich, wenn nicht geklärt ist, "welches Personal die Ideen umsetzen soll, ohne die schon vorhandene Arbeit zu vernachlässigen".

Positiv hob Schott hervor, dass sich der Polizeipräsident und die Führungskräfte mit den Problemen - vor allem der hohen Arbeitsbelastung und dem schlechten Betriebsklima - befassen. "Das ist neu, das ist gut und weckt auch ein Stück Hoffnung auf Besserung."

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