Praxis für Drogensüchtige wird zum zweiten Mal durchsucht

Mediziner steht laut Staatsanwaltschaft im Verdacht, Betäubungsmittel unerlaubt abgegeben zu haben

Bonn. Eine Arztpraxis, die seit langem in Bonn die größte Zahl an Drogenabhängigen mit Substitutionspräparaten versorgt hat, ist innerhalb weniger Wochen am Mittwoch zum zweiten Mal von Polizei und Staatsanwaltschaft durchsucht worden.

Das bestätigte Behördensprecher Fred Apostel auf Anfrage. Gegen den praktischen Arzt wird seit Anfang Januar wegen des Verdachts der unerlaubten Abgabe von Betäubungsmitteln ermittelt. Mit der Razzia am Mittwoch, so die Staatsanwaltschaft, habe man nach Beweisen gesucht, um den Verdacht "zu erhärten oder zu entkräften".

GA-Informationen zufolge hatte die Kassenärztliche Vereinigung dem bei seinen Patienten sehr beliebten Mediziner bereits im Dezember die Ermächtigung entzogen, Heroinabhängige mit Opiatersatzstoffen zu behandeln. Daran soll der Arzt sich nicht gehalten haben.

Sozialamtsleiter Dieter Liminski zufolge hatte der Arzt nur die Genehmigung, 100 sogenannte Substitutions-Patienten zu behandeln. Der Mediziner selbst hatte jedoch im Februar erklärt, zu ihm kämen 400 Drogenpatienten, die er auch versorge, denn die hätten einen Anspruch auf Behandlung.

Da die Krankenkassen sich jedoch seit Jahren weigerten, die Kosten für mehr als 100 Patienten zu erstatten, seien 300 Patienten seiner Praxis Selbstzahler. Und 90 Prozent aller Behandelten würden mit vier eigenen Fachkräften der Praxis psychotherapeutisch betreut.

Die Qualität dieser Begleittherapie wurde jedoch von Liminski und auch dem Leiter der Ambulanten Suchthilfe von Caritas und Diakonie in Bonn, Achim Schäfer, angezweifelt. Wie sie erklärten, sei es ihr Ziel, die Drogenpatienten "in eine ordnungsgemäße Versorgung zu überführen".

Ob und wenn ja welche Beweise die Ermittler bisher gefunden haben, will die Staatsanwaltschaft zurzeit nicht sagen.

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