Russisches Konsulat in Bad Godesberg Protest erinnert an getötete Kinder in der Ukraine

Schweinheim · Die 197 Schuhe vor dem russischen Generalkonsulat in Bad Godesberg sollen an die Kinder erinnern, die im Krieg in der Ukraine gestorben sind. Sie sind Teil einer Kunstaktion, die der Ukrainer Alex Hoffmann an Karfreitag organisiert hat.

 Die Demonstranten um Alex Hoffmann (mit Megafon) machten auf das Schicksal der Kinder aufmerksam, die im Ukraine-Krieg gestorben sind.

Die Demonstranten um Alex Hoffmann (mit Megafon) machten auf das Schicksal der Kinder aufmerksam, die im Ukraine-Krieg gestorben sind.

Foto: Niklas Schröder

Gummistiefel, Sandalen und Sneaker - 197 Kinderschuhe, in allen Farben und Varianten, standen am Karfreitag vor dem Eingangstor des russischen Generalkonsulates in Bad Godesberg. Sie waren eine Kunstaktion, die Alex Hoffmann inszeniert und organisiert hatte. Hoffmann ist in Kiew geboren und lebt seit 23 Jahren in Deutschland.

„Ich habe ein Foto von einer ähnlichen Aktion in Tiflis (Georgien) gesehen. Das hat mich inspiriert, es in Deutschland zu machen. Öffentliche Aufmerksamkeit ist sehr wichtig. Es wäre toll, wenn andere Städte ähnliche Aktionen machen würden“, erklärte Hoffmann.

Laut einem Bericht des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) wurden die meisten der registrierten zivilen Opfer in der Ukraine durch den Einsatz explosiver Waffen verursacht. Der OHCHR glaubt, dass es erheblich mehr Opfer gibt als bisher bekannt. Denn Informationen aus einigen Orten wie etwa Mariupol oder Izium, wo es intensive Kämpfe gab, treffen verzögert ein - viele Berichte seien zudem noch unbestätigt.

25 Demonstranten versammeln sich vor dem Konsulat

Etwa 25 Demonstranten waren seinem Aufruf gefolgt und hielten in der Waldstraße ihre Plakate und ukrainische Flaggen in die Höhe. Die Polizei, die die Demonstration mit einem kleinen Aufgebot begleitete, sprach von einer angemeldeten Privatveranstaltung. Mit Sprechchören betonten die Teilnehmer, dass sie keine Angst vor Russland haben. Obwohl viele russische Staatsbürger die Waldstraße zum Konsulat passierten, blieb die mehrstündige Kundgebung friedlich. Unter den Demonstranten hatten sich auch Deutsche eingefunden, die aber unerkannt bleiben wollten.

„Ich möchte die Aufmerksamkeit auf das Töten der unschuldigen Kinder lenken. Ich bin selbst Vater, ich habe zwei Kinder, die ich über alles liebe. Das was in der Ukraine passiert zerreißt mir das Herz“, rief Hoffmann in sein Megaphon. Etwa 197 ukrainische Kinder sollen bisher in der Ukraine ihr Leben verloren haben. Die meisten Schuhe, die stellvertretend für die jungen Opfer vor dem Konsulat platziert wurden, waren durch Spenden von Nachbarn und Bekannten zusammengekommen.

„Putin und die russische Regierung tragen vollständig die Verantwortung für den Krieg. Heute kommen die toten ukrainischen Kinder zur Russischen Föderation zu Besuch“, sagte Hoffmann. Er wollte mit der Aktion auch eine Botschaft an die Russland-Deutschen richten, die Putin unterstützen: „Sie nutzen Freiheit, Chancen und Sicherheit in Deutschland, aber unterstützen einen Kriegsverbrecher. Im Gegensatz zu den vielen Menschen in Russland und Belarus, die durch die jahrelange und alternativlose Propaganda zu Zombies gemacht worden sind, habt ihr in Deutschland den Zugang zu den freien Medien. Macht die Augen auf. Nur weil ihr oder eure Eltern russische Wurzeln habt, müsst nicht dahinterstehen“, sagte Hoffmann.

Bei der Kundgebung war auch Yevheniia Skrypnyk. Die 25-Jähige stammt aus Charkiw und lebt mittlerweile in Bonn. „Es war schmerzhaft zu akzeptieren, dass in meinem Heimatland Krieg herrscht“, sagte die Demonstrantin. Jetzt hat sie Angst um ihre Eltern, die in der Nähe von Charkiw leben. „Ich hasse Russland. Wir müssen dennoch den Terror mit friedlichen Demonstrationen begegnen“, sagte die Ukrainerin.

Aus Krefeld zur Demo angereist

Achim Trappmann war extra aus Krefeld angereist, um seinen Frust über die deutsche Russlandpolitik kundzutun. „Millionen Euro zahlen wir jeden Tag an den Diktator Putin – das kann nicht so weitergehen. Deutschland muss aufwachen. Scholz, Habeck und Lindner sollen Flagge zeigen und nach Kiew reisen“, forderte der 58-Jährige.

Anton Malkim ist gebürtiger Russe und hat lange Zeit in Belarus gelebt. Am Freitag wollte der 47-jährige Bad Godesberger seine Solidarität mit der Ukraine bekunden. Malkim verurteilte die russische Kriegspropaganda und forderte die deutsche Bundesregierung auf, mehr Waffen in die Ukraine zu liefern. „Die ukrainische Armee verteidigt uns vor einer grausamen Macht, welche die humanitären Werte mit Füßen tritt. Die Bilder aus Mariupol, Irpin, Butscha sprechen für sich“, sagte Hoffmann.

Der Organisator sprach von Kriegsverbrechen und rief die westliche Welt zum Handeln auf. „Die Ukrainer brauchen Waffen - dringend! Sie verteidigen unsere westlichen Werte. Humanismus, Freiheit, Demokratie, Individualismus, unabhängige Medien - das ist eine große Errungenschaft, die es zu verteidigen gilt. Mit aller Gewalt“, sagte der 39-Jährige.

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