Ärger bei den Protestanten in Bonn Verdruss über Auflösung des Presbyteriums

Von Ebba Hagenberg-Miliu · In einer außerordentlichen Versammlung diskutieren 100 Mitglieder über einen Neuanfang. Auch langwierige Konflikte kamen wieder zum Vorschein.

 Rondell der Auferstehungskirche auf dem Venusberg. Hier trafen sich die rund 100 Gläubigen zur Sondersitzung statt.

Rondell der Auferstehungskirche auf dem Venusberg. Hier trafen sich die rund 100 Gläubigen zur Sondersitzung statt.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Einladung der evangelischen Gemeinde auf dem Venusberg und in Ippendorf war der Grund für die außerordentliche Versammlung klar umrissen: „Die Auferstehungskirchengemeinde hat eine lange Geschichte von Konflikten, die das Gemeindeleben, die wechselnden Pfarrpersonen und die unterschiedlichen Presbyterien in ihrer Arbeit belastet haben“, hieß es da. Trotz vieler Beratungen und einer Supervision sei das neunköpfige Leitungsgremium an einem Punkt angelangt, an dem es keine gute Lösung mehr gesehen habe. Deshalb habe der Synodalvorstand des Kirchenkreises Bonn „im Einvernehmen mit einem Großteil des Presbyteriums“ beschlossen, das Gremium aufzulösen, formulierten die Einlader. Und die Landeskirchenleitung in Düsseldorf habe diesem Beschluss zugestimmt.

So hatte auch der General-Anzeiger berichtet. In dem Gremium, das in der evangelischen Kirche auch über die Finanzen, das Personal, Kindergärten und die Planung entscheidet, habe es keinen Skandal und keine juristische Auseinandersetzung gegeben, hatte Superintendent Dietmar Pistorius dem GA erklärt. Das Presbyterium sei jedoch zuletzt arbeitsunfähig gewesen: und zwar wegen einer langen Geschichte von Konflikten. Jetzt müssten unbedingt strukturelle Fragen geklärt werden.

Rund 100 besorgte Mitglieder folgten nun am Sonntag der Einladung in die Auferstehungskirche. Viele hätten ihre Betroffenheit geäußert und diejenigen Ex-Presbyter, die anwesend waren, befragt: Was genau sei geschehen, dass der Kirchenkreis die Notbremse ziehen musste? So berichtet es Pistorius, der die Versammlung leitete. „Das Bedürfnis der Fragenden haben wir, was zu erwarten war, nicht ganz befriedigen können", gibt der Superintendent zu. Jedoch dürften sich die ehemaligen Presbyter selbst, darunter auch Pfarrer Steffen Tiemann und seine Mitarbeiter, aus kirchenrechtlichen Gründen nicht äußern. „Und das ist auch gut so, denn es bewahrt davor, Persönlichkeitsrechte zu verletzen“, meint Pistorius. Was in der Versammlung auch auf Verständnis stieß. „Es wurde gefordert, keine schmutzige Wäsche zu waschen.“

Andererseits wurde der Brief einer langjährigen Presbyterin verlesen. Er liegt dem GA vor. Die Auflösung des Gremiums habe auf sie „wie eine Anklage über fehlerhaftes Verhalten“ gewirkt, das sie nicht erkennen könne, schildert die Frau ihre „schreckliche Erfahrung“. Die meisten Konflikte hätten sich am „Umgang mit dem Kindergarten entzündet“, meint sie zu den Hintergründen. Die hohen Anforderungen an eine sachgerechte Aufsicht gerade in der Pandemie hätten das Presbyterium überfordert. Diese Ansicht teilen auch Marianne und Wolfgang Steinig, die auf der Versammlung „als normale Gemeindemitglieder“ mitdiskutierten. „Der Weg, den wir jetzt gehen müssen, heißt Versöhnung unter den streitenden Personen. Das ist die einzige Lösung“, erklärten die Steinigs dem GA. Jeder Christ müsse dazu bereit sein.

Wie berichtet, wird nun ein Bevollmächtigtenausschuss einen Neuanfang versuchen und neue Presbyteriumswahlen ansteuern. Vier Mitglieder des Kreissynodalausschusses hätten sich schon bereiterklärt, die Krise im Ausschuss überwinden zu helfen, berichtet Pistorius. Jetzt hoffe man auf mindestens ebenso viele Ausschussmitglieder aus der Gemeinde, die zu keiner der Konfliktparteien gehören und bisher noch nicht im Presbyterium mitgearbeitet haben. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass das gelingt. Es haben schon einige Gemeindemitglieder ihre Mitarbeit angeboten“, so der Superintendent. Das sei eine gute Basis für den Neuaufbruch. Der Ausschuss soll für die gut 2.300 Gemeindemitglieder bis Ende des Jahres alle Weichen gestellt haben, um bis Ostern nächsten Jahres ein neu gewähltes Gremium einsetzen zu können.

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