Räuber stach bei Überfall viermal zu

Opfer identifizieren den 47-Jährigen im Verfahren vor der Schwurgerichtskammer des Bonner Landgerichts als Täter. Der Staatsanwalt wirft ihm versuchten Mord vor.

Bonn. Der Versuch, einen Räuber an der Flucht zu hindern, hätte einen 53-Jährigen fast das Leben gekostet. Insgesamt vier Stiche - drei in den Oberkörper und einen ins Bein - fügte der Messerstecher dem Zeugen zu, bevor er das Weite suchte.

Seit Dienstag muss sich der 47 Jahre alte Rheinbacher vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord vor.

Am ersten Verhandlungstag schwieg der gelernte Schweißer und Schlosser und äußerte sich nicht zu dem Geschehen am 5. März dieses Jahres. Während der Ermittlungen hatte er bestritten, der gesuchte Täter zu sein.

Der Familienvater soll damals aus Verdeckungsabsicht zugestochen haben. Denn laut Anklage war ein der Messerstecherei voraus gegangener Versuch, den Schleckermarkt an der Kölnstraße im Bonner Stadtteil Auerberg auszurauben, gescheitert.

Offenbar hatte der Täter die 46 Jahre alte Filialleiterin mit einem Messer bedroht und aufgefordert, mit ihm ins Büro zu gehen, um dort gelagertes Geld zu holen. Eine Kollegin hatte allerdings die Hilfeschreie der Bedrohten gehört. Sie war in eine benachbarte Gaststätte gelaufen, aus der sich sofort zwei Männer aufmachten, um der Frau zu helfen.

Wie der 53-Jährige am Dienstag im Zeugenstand berichtete, war er zunächst gar nicht von einem Überfall ausgegangen. Vielmehr dachte er, dass der Filialleiterin etwas zugestoßen, sie vielleicht hingefallen sei. Als er die 46-Jährige mit dem Mann an der Bürotür stehen sah, habe er gefragt, was los sei. Daraufhin habe sich der Täter umgedreht und versucht, an ihm vorbei aus dem Geschäft zu laufen. "Der wollte raus und ich wollte ihn stellen", so der Zeuge.

Er habe den Räuber am Pullover gepackt und zu Boden gerissen. Da habe der Mann ihm plötzlich mit einem Messer zwei Mal in die linke Seite gestochen. Anscheinend versetzte der Täter dem Opfer kurz darauf noch einen Stich in den Bauch und lief dann Richtung Ausgang.

Doch der Messerstecher kehrte zurück, offenbar, um seine am Boden liegende Mütze zu holen. Der 53-Jährige dachte allerdings, dass der Täter ihn "ganz kalt machen" wolle. Deshalb habe er dem Mann die Beine weggetreten - woraufhin dieser ihm das Messer ins Bein rammte.

Auf dem Weg nach draußen soll der Angeklagte dann noch den 67 Jahre alten Rentner, der dem 53-Jährigen zu Hilfe geeilt war, mit dem Messer am Bauch verletzt haben.

Während der 67-Jährige den Angeklagten am Dienstag vor Gericht nicht wiedererkannt hatte - "das ging alles so schnell" - waren sich der 57-Jährige und die Filialleiterin sicher, dass es sich bei dem Angeklagten um den gesuchten Täter handelt.

Die 46-Jährige konnte seit dem Überfall - ihrem dritten innerhalb von zwei Jahren - nicht mehr arbeiten gehen und ist in therapeutischer Behandlung. Der Prozess wird fortgesetzt.

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