Reha-Zentrum Godeshöhe investiert sechs Millionen

Der Erweiterungsbau der Godeshöhe soll künftig 17 Intensivbetten beherbergen, die in Bonn insgesamt knapp sind.

Reha-Zentrum Godeshöhe investiert sechs Millionen
Foto: Ronald Friese

Bad Godesberg. Das Neurologischen Reha-Zentrum Godeshöhe an der Waldstraße in Schweinheim soll umfassend erweitert werden. Für knapp sechs Millionen Euro soll dort bis im Sommer 2012 eine neue Abteilung in Betrieb genommen werden. Von den 34 neuen Betten soll die Hälfte für Intensivpatienten der Uni-Klinik bereitstehen.

  • Versorgungsengpässe: Godeshöhe-Geschäftsführer Rolf Radzuweit redet nicht lange um den heißen Brei herum: "In Bonn sind die Intensivbetten extrem knapp", bringt er den Hintergrund der geplanten Erweiterung des Reha-Zentrums auf den Punkt. Wie das Presseamt der Stadt auf Anfrage mitteilt, gibt es aktuell in den Krankenhäusern auf Bonner Stadtgebiet rund 220 Intensivbetten - ein Bestand, der angesichts des großen Einzugsbereiches immer wieder zu angespannten Situationen führt. Dem Vernehmen nach kommt es immer wieder vor, dass Rettungswagenmannschaften im Notfall nicht wissen, wohin sie ihre mit dem Tode ringenden Patienten bringen sollen. Extremsituationen, wie sie von dem verantwortlichen Klinikpersonal gegenüber Vertretern der Politik auch immer wieder geschildert werden. Die enge Kooperation zwischen Bonner Universitätsklinik und Godeshöhe ließ den Gedanken reifen, nun mit einem Anbau in Schweinheim für eine wenigstens leichte Entspannung der Situation zu sorgen.
  • Demografischer Wandel: Eine der Ursachen für die Knappheit der Intensivbetten ist auch der Umstand, dass die Menschen länger leben und der medizinische Fortschritt auch in hohem Alter Operationen ermöglicht, von denen man in früheren Zeiten aufgrund des Risikos abgesehen hat. Das aber erhöht auch den Aufwand für die Betreuung nach der OP - und die muss häufig auf der Intensivstation erfolgen, etwa wenn die Patienten noch lange künstlich beatmet werden. Auf eine Dauerbeatmung sind zugleich viele Patienten mit Querschnittslähmungen angewiesen. Abgesehen vom betriebs- und volkswirtschaftlichen Schaden, der durch Wartezeiten entsteht, kann der Stau vor den Intensivstationen für den Einzelnen mitunter lebensbedrohlich sein.
  • Ausstattung: In Schweinheim hat man all diese Aspekte in die Überlegungen einbezogen, deren Ergebnis nun eine Kombination aus Intensivmedizin und Rehabilitation ist: So wird der Anbau an die Früh-Rehabilitation angegliedert, in der bereits 20 Beatmungsplätze vorhanden sind. Der Erweiterungstrakt soll neben den 17 Intensivbetten 17 Früh-Reha-Betten erhalten. Somit können Patienten der Uni-Klinik künftig am Godesberger Stadtwald ideal und nahtlos auf die Zeit zu Hause vorbereitet werden. Auszahlen wird sich dabei nach Einschätzung Radzuweits zudem die räumliche Nähe zu der bereits bestehenden hochmodernen radiologischen Abteilung.
  • Finanzierung: Die Kosten von fünf bis sechs Millionen Euro (inklusive Teile der medizinischen Ausstattung) muss das Reha-Zentrum mit Eigenkapital oder Geld vom Kapitalmarkt stemmen. Landesmittel oder Geld aus dem Konjunkturprogramm gibt es nicht. Allerdings wird die Uni-Klinik für die beanspruchten Betten später Miete zahlen.
  • Personalbestand: "Versuchen Sie mal, in Deutschland qualifiziertes Pflegepersonal im Bereich der Intensivmedizin zu bekommen", sagt Rolf Radzuweit und berichtet von halbseitigen Stellenanzeigen, die er in deutschen Tageszeitungen geschaltet habe - vergeblich. "Das Abschreckende sind nicht etwa die Gehälter, sondern die steigende Belastung und die ständigen Wechseldienste", sagt der Geschäftsführer. Er will sich deshalb in den benachbarten EU-Staaten nach geeignetem Personal umschauen, um die rund 50 Kräfte einstellen zu können, welche die Patienten betreuen sollen. Insgesamt steigt die Personaldecke des Reha-Zentrums dann auf rund 400 Mitarbeiter.
  • Landespolitik: Im Landesgesundheitsministerium war die prekäre Situation in Bonn wohl schon bekannt: Jedenfalls wurde dem Bauvorhaben dort eindeutig Vorfahrt gewährt. "Dank Staatssekretärin Marlies Bredehorst lag die ministerielle Erlaubnis innerhalb weniger Tage vor. In der Regel braucht es Jahre, bis Veränderungen in der Bettenstruktur die bürokratischen Hürden genommen haben", sagt Radzuweit.
  • Bauleitplanung: Am Mittwoch kommender Woche steht das Vorhaben auf der Tagesordnung des Rats-Unterausschusses für Bauplanung. Die Verwaltung hat bereits mitgeteilt, dass sie - nicht zuletzt angesichts der nachgewiesenen Parkplätze - keine Einwände hat. Radzuweit: "Wir stehen Gewehr bei Fuß und würden am liebsten im März 2012 beginnen." Frührehabilitation Frührehabilitation liegt auf der Schnittstelle von Intensivmedizin und Rehabilitation und wird im Reha-Zentrum Godeshöhe seit den frühen 90er Jahren praktiziert. Damit schafft die Klinik den nahtlosen Übergang zur weiterführenden und zur ambulanten Rehabilitation. Beispielsweise wird auch die Möglichkeit geschaffen, beatmungspflichtige Patienten mit mobiler Medizintechnik nach Hause zu entlassen.
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