NRW-Wahl Renate Hendricks: Bildung ist ihr großes Thema

Der Wähler hat ein Gesicht. Er trägt einen Trainingsanzug und bittet den Besuch höflich in seine Wohnung. Renate Hendricks (SPD) geht Klinken putzen. Sie ist fleißig. Rund 1 700 Hausbesuche hat sie schon hinter sich.

Engagiert und fleißig: Renate Hendricks hat mittlerweile rund 1 700 Hausbesuche hinter sich .

Engagiert und fleißig: Renate Hendricks hat mittlerweile rund 1 700 Hausbesuche hinter sich .

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Der Wähler hat ein Gesicht. Er trägt einen Trainingsanzug und bittet den Besuch höflich in seine Wohnung. Renate Hendricks (SPD) geht Klinken putzen. Sie ist fleißig. Rund 1 700 Hausbesuche hat sie schon hinter sich. "Ich wollte mich mal vorstellen, Sie kennen mich ja sicherlich von den Plakaten."

Es ist eng in der Wohnung. Vom Wohnzimmerschrank blickt eine stattliche Reihe von Kuscheltieren herab. Porzellanpferdchen und Engel hinter Glas, Fotos von der Hochzeit, von Taufen, Kinder, Enkel und der Heimat. Vor 20 Jahren kamen sie aus Siebenbürgen. Die Frau bügelt, der Hausherr bittet an den Esstisch, der mitten im Wohnzimmer steht.

Die Landtagsabgeordnete hebt an, erzählt von mehr Polizeipräsenz in den Vierteln, die dringend sei. Was sie denn am meisten interessiere? "Arbeit", sagt der Mann knapp. Nach elf Jahren wurde er seinen festen Arbeitsplatz als Ventilbauer los, jetzt schuftet er für 6,65 Euro die Stunde für eine Leiharbeitsfirma in der Schlauchherstellung, seine Frau arbeitet in einer Bäckerei. "Warum gibt es keinen Tarif für Leiharbeiter?", fragt er.

Hendricks zögert nicht lange, gibt zu, dass ihre Partei Fehler gemacht habe in der Vergangenheit. "Stimmt, da herrscht unendliche Ungerechtigkeit", sagt sie. "Wenn ich helfen kann, rufen Sie mich in meinem Wahlkreisbüro an."

Zur PersonRenate Hendricks (58) ist verheiratet, hat fünf Kinder und drei Enkel und lebt seit 1977 in Bonn. Die gebürtige Aachenerin trat 2004 in die SPD ein und zog bereits ein halbes Jahr später für die Sozialdemokraten in den Landtag. Davor war die Bildungsexpertin sechs Jahre lang Vorsitzende des Bundeselternrates. Die Diplom-Sozialpädagogin ist seit den 70er Jahren in verschiedenen Funktionen in der Elternarbeit engagiert.

Südstadt. Die Bahn rauscht vor dem Haus vorbei. Drinnen im Wahlkreisbüro hat's sich Woodstock, der gemütliche Beagle, auf seiner Decke mitten im Durchgang bequem gemacht. Bianka Hilfrich und Angelika Dirks sitzen an ihren Computern, nebenan am großen Holztisch geht Renate Hendricks mit Björn Rüsing und Martin Pfafferoth die Termine für den Nachmittag durch. Die Regale sind vollgestopft mit Aktenordnern, die Wände mit Landschaftsbildern und einer Geburtstagsszene vom Eichner, Drucke von George Grosz. Eine Stimmung wie in einer Studenten-WG.

"Ich bin ein Teamplayer", sagt sie. Das geschäftige Treiben um sie störe sie gar nicht, im Gegenteil. Sie wird es gewohnt sein. Sie ist Mutter von fünf mittlerweile erwachsenen Kindern. Der Jüngste arbeitet in Luxemburg, kommt dennoch jedes Wochenende nach Hause. "Sie kocht gut", feixt einer. Und was? "Frei nach Fantasie, mit Zutaten, die gerade da sind."

Fleißig und engagiert sei sie, bescheinigt ihr Ulrich Kelber, der sie damals zur SPD holte.

Immerhin. 99 Reden hat sie in dieser Legislaturperiode gehalten und 251 Kleine Anfragen gestellt. Damit führt sie die Spitze im Landtag an. Vor zwei Jahren zog die niedersächsische SPD mit Hendricks als potenzieller Kultusministerin in den Landtagswahlkampf. Ist das jetzt wieder eine Option? "Die Frage müsste ich sehr nachdenklich beantworten", sagt sie.

Denn der Job als Landtagsabgeordnete mache ihr "wahnsinnig Spaß", weil sie auch mit vielen anderen Themen zu tun habe. Mit der S 13 in Beuel ("Die Landesregierung will sich da verabschieden"), überhaupt viel mit Lärmproblemen. Die Nationalparkfrage im Siebengebirge (Sie war dagegen).

Und natürlich die Bildung. Ihr großes Thema. Längeres gemeinsames Lernen, dafür will sie kämpfen, aber nicht den Menschen aufdrücken. "Nur wo sie es wollen." Da schwingt die frühere Liberale in ihr. "Das Sortieren in Schubladen muss ein Ende haben, Kinder dürfen nicht beschämt werden", sagt sie. Das könnte sie als Ministerin doch gut durchsetzen? "Ich bin aber auch ein Familientier", sagt sie. "Warten wir erst mal die Wahl ab."

Kurz gefragtGA:Worüber können Sie lachen?

Renate Hendricks: Über witzige Situationen im Leben.

GA: Was machen Sie, um mal abzuschalten?

Hendricks: Lesen, Radfahren, mit meinem Mann sprechen.

GA: Was lesen Sie gerade?

Hendricks: "Das Auge des Leoparden" von Henning Mankell.

GA: Was würden Sie gerne (besser) können?

Hendricks: Spanisch sprechen.

GA: Wohin wollten Sie immer schon mal reisen?

Hendricks: Mal wieder: Chile.

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