Römisches Flusskriegsschiff liegt am Alten Zoll vor Anker

Hochtechnologie aus Holz - Wer wollte, konnte sogar selbst rudern - Römische Soldaten aus Rheinbrohl sorgten für eine historische Atmosphäre

Römisches Flusskriegsschiff liegt am Alten Zoll vor Anker
Foto: Volker Lannert

Bonn. Heutzutage kann man sich nur schwer vorstellen, dass das rund 16 Meter lange Holzschiff einst Hochtechnologie bedeutete. Geschichtsstudent Christian Barandica betonte jedoch gleich mehrfach: "Das ist vor rund 1 900 Jahren ganz klar der Fall gewesen."

Barandica spricht von dem römischen Flusskriegsschiff, das am vergangenen Wochenende als originalgetreuer Nachbau des historischen Kriegsgerätes am Alten Zoll vor Anker lag. Anlass waren die Ausstellungen "Rom und die Barbaren. Europa zur Zeit der Völkerwanderung" in der Kunst- und Ausstellungshalle und "Die Langobarden. Das Ende der Völkerwanderung" im Rheinischen Landesmuseum. Die Besucher konnten viel über die Römerzeit erfahren und das Schiff genau unter die Lupe nehmen. Allerdings nur mit Schwimmweste, da der schmale Kahn ordentlich schwankte.

Gebaut wurde das Schiff mit Namen "Victoria" im Rahmen des Ausstellungsprojektes "Imperium Konflikt Mythos - 2 000 Jahre Varusschlacht" von Studenten der Universität Hamburg und der Werft "Jugend in Arbeit Hamburg". Insgesamt haben 17 Studenten, ein Bootsbaumeister, eine Gesellin und drei Lehrlinge mehr als ein Jahr lang daran gearbeitet, erklärte Barandica, der selbst an dem Schiff mitgebaut hat.

Nach Angaben des Studenten aus Hamburg diente das Flussschiff den Römern als Truppentransporter und Patrouillenboot. Mit gehisstem Segel schaffte es eine Geschwindigkeit von rund acht Knoten, umgerechnet etwa 14 Kilometer in der Stunde. Inklusive Schiffsführer und Steuermann fanden 22 Soldaten auf dem Schiff Platz.

Wegen des knappen Raumes mussten sie selber rudern. Aber auch bei größeren römischen Schiffen hätte es, so Barandica, niemals Sklaven als Ruderer gegeben, wie man es zum Beispiel aus den Asterix-Comics kennt. Römische Soldaten hätten sich immer selbst in die Riemen gelegt.

Zu einem richtigen römischen Schiff gehören natürlich auch echte römische Soldaten. So hatte sich die "Cohors XXVI Vol. C.R." aus Rheinbrohl zum Alten Zoll aufgemacht. Mit ihren Rüstungen und Waffen sehen die Soldaten ihren historischen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich. Den größten Teil ihrer Ausrüstung fertigen die Männer und Frauen selbst an. Und das ist eine ganz schön harte Arbeit. Wie Rolf Küpper, Mitglied der Römertruppe erklärte, brauche man zum Beispiel für ein Kettenhemd rund 200 Arbeitsstunden.

Die Kohorte 26 hatte es, so der Neuzeit-Römer weiter, einst wirklich gegeben. Vom Ende des ersten Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Christus im Steinkastell Neuwied-Heddesdorf stationiert, sei sie für die Bewachung des obergermanisch-rätischen Limes, eines römisches Grenzwalls, zuständig gewesen, fügte Küpper hinzu. Dieser begann damals in Rheinbrohl.

Eines hat der Historienverein mit seinem antiken Vorbild nicht gemein: Man spricht, mit Ausnahme von einigen Kommandos, deutsch untereinander. Heutzutage mag eine Seefahrt lustig sein. Dass es zurzeit der alten Römer eine schweißtreibende Anstrengung war, erfuhren einige Mutige am eigenen Leib.

Nach vorheriger Anmeldung konnte sich jeder für eine Runde auf dem Rhein an eines der Ruder setzen. Trotz der Anstrengung sei es eine tolle Erfahrung gewesen, waren sich die Ruderer anschließend einig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort