Warnstreik in Bonn Rund 1500 Menschen demonstrierten auf dem Münsterplatz

BONN · Auf die Straße statt zur Arbeit: Busfahrer, Müllwerker, Erzieher, Krankenhausmitarbeiter und andere Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben sich am Mittwoch am Warnstreik beteiligt.

Rund 1500 Menschen folgen einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi und fordern auf einer Kundgebung am Münsterplatz mehr Gehalt. Motto: "Wir sind es wert." Gut 150 städtische Bedienstete vor allem aus den Kitas und der Verwaltung sind unterdessen mit der komba-Gewerkschaft in Bussen nach Neuss unterwegs, wo sie ihren Forderungen nach mehr Lohn ebenfalls lautstark Ausdruck verleihen.

[Ein Tag ohne ÖPNV]Der Streik legt vor allem den Nahverkehr lahm. Die Folge sind zum Teil erhebliche Behinderungen auf den Straßen. Vor allem im morgendlichen Berufsverkehr kommt es auf den Autobahnen rund um Bonn zu Staus. Die Polizei sagt aber auch: "Es war weniger schlimm als befürchtet."

Andere steigen um aufs Taxi, was indes mit langen Wartezeiten verbunden ist. Und tausende von Schülern nehmen einen Fußmarsch in Kauf. Besonders in der Innenstand hat man so den Eindruck, zahlreiche Klassen seien auf einem Wanderausflug. Um 9 Uhr versammeln sich bereits etwa 300 Streikende am DGB-Haus an der Endenicher Straße. Minütlich werden es mehr.

Mit Trillerpfeifen stimmen sie sich auf den Tag ein. Als die Demonstranten Richtung City marschieren, sperrt die Polizei die Straßen am Zugweg. "Tarifverhandlungen haben nichts mit Betteln zu tun", stellt Peter Prochnau, Bezirksgeschäftsführer von NRW-Süd, klar. Die letzte Verhandlungsrunde sei enttäuschend verlaufen, "und deshalb sind wir hier."

Der stellvertretende Verdi-Bezirksvorsitzende Dietger Knott droht: "Die nächste Verhandlungsrunde am 12. und 13. März ist die letzte Chance für die Arbeitgeber. Wenn dann kein vernünftiges Angebot kommt, stehen die Zeichen auf Sturm." Kabarettist Wilfried Schmickler bringt die Demonstranten zum Lachen, als er seine Sicht der aktuellen Situation schildert: pointiert, bitterböse und kompromisslos.

Nicht zum Lachen finden in den frühen Morgenstunden Hunderte von Berufspendlern, dass sie in der Kälte vorm Hauptbahnhof lange auf ein Taxi warten müssen. "Ich stehe hier schon seit einer Stunde an", sagt Lisa Jülich (20). Sie ist Praktikantin bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und nutzt normalerweise die U-Bahn. Endlich, das ersehnte Taxi, in das sie schnell mit Jan Müller (34) springt, der ganz in die Nähe, zur Post AG muss.

Not schweißt zusammen. Auch andere Wartende bilden Fahrgemeinschaften. Die Züge, die am Bahnhof ankommen, sind dagegen für diese Zeit ungewöhnlich leer. "Viele haben sich wohl von vornherein entschlossen, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren", meint ein DB-Mitarbeiter. Tontechniker Marc Remling (25) ist sauer.

Er hat nicht gewusst, dass Busse und Bahnen den ganzen Tag stillstehen. Ob er es jetzt noch pünktlich zur Arbeit schafft, ist fraglich. "Was soll ich machen, ich kann mir ja keine Bahn backen", sagt er. Dafür freut sich Amir Kashani. Der 27-Jährige muss dringend nach Endenich. Ein SWB-Mitarbeiter schickt ihn schnell zum Busbahnhof. Dort fährt gleich ein Regionalbus in seine Richtung.

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