Das Schadstoffmobil kommt Für die Entsorgungsexperten im Rhein-Sieg-Kreis gibt es viel zu tun

Berkum · Das Schadstoffmobil der RSAG wird von der Bevölkerung gut angenommen. Viele Menschen haben in der Pandemie ihre Keller ausgemistet und geben alte Farben, Öle und Batterien ab.

 Thomas Zobel (r.) und Eduard Niedens (Mitte) nehmen im Schadstoff-Mobil den Müll an, der nicht in der grauen Tonne entsorgt werden darf.

Thomas Zobel (r.) und Eduard Niedens (Mitte) nehmen im Schadstoff-Mobil den Müll an, der nicht in der grauen Tonne entsorgt werden darf.

Foto: Stefan Knopp

Was in der verstaubten bauchigen Flasche aus Grünglas ist? Der Mann, der sie zum Schadstoffmobil mitbringt, kann es nicht sagen, er hatte sie nicht entkorkt: „Ich traue mich nicht, sie aufzumachen. Da könnten verschiedene Chemikalien drin sein.“ RSAG-Mitarbeiter Eduard Niedens entfernt beherzt den Korken, um den ph-Wert des Inhalts zu messen. Aber der war fest, er roch nicht, irgendein Wachs vielleicht. Genauer würden es auch die Mitarbeiter der RSAG nicht analysieren. Die Flasche kam in die blaue Tonne, in der sie am wenigsten schaden Anrichten konnte.

Viele Tonnen reihen sich in dem Lastwagen nebeneinander, mit dem Niedens und sein Kollege Thomas Zobel an diesem Montag auf dem Parkplatz des Berkumer Hallenbades vorgefahren waren. Die waren auch schnell gut gefüllt: Erstaunlich viele Menschen kamen dorthin, um allerlei Dinge loszuwerden. Vor allem Farbe, Lacke, Haushaltschemikalien, aber auch Batterien und Leuchtstoffröhren waren dabei. Der Mann mit der Flasche hatte auch Altöl mitgebracht. Dafür musste er ein wenig Geld bezahlen, ansonsten ist die Abgabe dieser Dinge weitgehend kostenlos.

Beim Aufräumen kommt auch Heikles ans Tageslicht

Vier Kisten voller Schadstoffe hatte er mitgebracht. Wo hatte er das alles her? „Ich habe einen Hof gekauft, teils mit Inventar.“ Beim Ausmisten hatte er einiges an alten Sachen gefunden, mit denen nichts mehr anzufangen war – und bei einigen Behältern wusste er nicht, was darin war, wenn auf dem Deckel etwa „Vorsicht Chemie“ stand. Also weg damit. Zobels Appell: „Man sollte das immer gut beschriften für die Leute, die danach kommen.“

Ein anderer Mann musste die Scheune seines Schwiegervaters aufräumen. In der ersten der beiden Stunden an diesem Standort kamen fast ununterbrochen Leute. Eine Frau hatte beim Aufräumen Farbe gefunden, die schon einige Jahrzehnte alt war. „Da war früher Zeug drin, das heute nicht mehr erlaubt ist“, meinte sie. Zobel bestätigte, dass so etwas oft gebracht werde. „E605 ist er Klassiker.“ Das Insektizid ist sehr giftig und seit 20 Jahren in der EU verboten.

Zuletzt hätte man mehr zu tun gehabt als sonst, sagte Zobel: Während der Lockdowns hatten die Leute ihre Keller aufgeräumt, und auch die Flutkatastrophe hatte viel Schadstoffmüll zur Folge. Zu den vielen Menschen, die in der Coronazeit ihre Keller ausgemistet haben, gehörte auch ein Ehepaar, das einiges an Farben und Lacken abzugeben hatte. „Immer, wenn etwas angestrichen wurde, kam etwas Neues dazu“, sagte die Frau. „Jetzt haben wir wieder Platz für etwas Neues“, freute sich ihr Mann.

Kurzfristige Umzüge müssen eingeplant werden

Auch Heinz Nolden aus Fritzdorf hatte den Altbestand gesichtet und einiges aussortiert. Er ist Rentner. „Ich habe die wenige Zeit, die ich habe, genutzt, um das jetzt zu entsorgen“, sagte er. Er habe eigentlich schon kommen wollen, als Fritzdorf einer der Standorte für das Schadstoff-Mobil war. Das Problem: Der geplante Standort war wegen einer Baustelle gesperrt, ausweichen konnten die Kollegen von Zobel und Niedens damals nicht. Das kommt vor, auch auf dem Hallenbad-Parkplatz war schon mal kein Platz, erzählte Niedens. Sie hätten hinter das Bad fahren müssen – wo sie von vielen nicht wahrgenommen wurden.

Die Schadstoffe bringen sie nach Troisdorf ins RSAG-Lager. Von dort transportieren Entsorger die Sachen zu einer Spezial-Verbrennungsstation in NRW. Nicht alles muss man aber als Schadstoffmüll abgeben, erklärte Niedens: Die Farbreste in einem leeren Eimer könne man auch trocknen lassen und in den Restmüll ausklopfen – der Eimer komme in die gelbe Tonne. Es gebe auch Dinge, mit denen man nicht zum Schadstoff-Mobil kommen sollte: „Wir nehmen keine Sprengmittel.“ Also keine Munition, sagte Niedens – oder alte Granaten. „Das ist schon vorgekommen.“

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