Schauspieler schildert die Tat ungeschminkt

Es ist der Albtraum eines jeden Menschen, was einer damals 18-Jährigen und ihrer Mutter kurz nach Weihnachten vor neun Jahren widerfuhr. Sie wurden in ihren eigenen vier Wänden in Beuel von einem wildfremden Mann überfallen, gefesselt, vergewaltigt und beraubt.

Schauspieler schildert die Tat ungeschminkt
Foto: dpa

Bonn. Es ist der Albtraum eines jeden Menschen, was einer damals 18-Jährigen und ihrer Mutter (50) kurz nach Weihnachten vor neun Jahren widerfuhr. Sie wurden in ihren eigenen vier Wänden in Beuel von einem wildfremden Mann überfallen, gefesselt, vergewaltigt und beraubt.

Für diese Verbrechen und wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz muss sich der Theater- und Filmschauspieler ("Die Manns", Die Campers") Sebastian Münster (38) nun vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Bonn verantworten. Am Donnerstag, am zweiten Verhandlungstag, schildert der inzwischen geständige Mann in öffentlicher Sitzung ausführlich seine Taten.

Auch die beiden Frauen kommen als Zeuginnen zu Wort. Sie allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Punkt 9 Uhr führen zwei Justizbeamte den sichtlich von der U-Haft gezeichneten Mann in Handschellen in den Gerichtssaal. Seit seiner Festnahme im Oktober 2009 in Wiesbaden im Theater sitzt er im Gefängnis.

Auf die Schliche kam ihm die Polizei, nachdem der in Bonn lebende Schauspieler im vorigen Jahr eine Prostituierte gewürgt und beraubt hatte. Die Frau kannte ihn und zeigte ihn an. Eine Speichelprobe brachte die Verbindung zu dem bis dahin ungeklärten Fall in Beuel. Die Staatsanwaltschaft beantragte, das Verfahren im Fall der Prostituierten vorläufig einzustellen.

Das Strafmaß, das in diesem Fall zu erwarten sei, wäre so gering , dass es bei der zu erwartenden Gesamtstrafe für alle Verbrechen nicht mehr ins Gewicht fiele. Münster schildert ungeschminkt den Tathergang. Soweit er sich erinnern kann. Denn er sei in jener Nacht mit Drogen vollgepumpt gewesen. In einer Bonner Disco stahl er die Handtasche der 18-Jährigen.

Zunächst nahm er nur das Geld und warf die Tasche am Stadthaus ins Gebüsch. Wenig später kehrte er zurück, fand Hausschlüssel und die Adresse des Mädchens und verschaffte sich Zutritt zur Wohnung von Mutter und Tochter. Dort suchte er vor allem nach Geld. Er habe sich wie "nachts im Kaufhaus" gefühlt, "wo ich mir alles nehmen konnte, was mir gefällt" sagt er.

Als sich etwa eine Stunde später die junge Frau an der Wohnungstür bemerkbar machte, maskierte er sich mit einer Taucherbrille, öffnete und überwältigte sie mit dem Pfefferspray aus ihrer Tasche. Er fesselte sie, sperrte sie ins Gästeklo und brachte das Mädchen später in ihr Zimmer. "Damit sie Fernseh gucken konnte", sagt er. Als die Mutter heimkehrte, erging es ihr ähnlich. Die Todesangst der beiden Frauen habe er gar nicht wahrgenommen.

Er habe sich vielmehr als harmlosen Typen gesehen. Als er über die brutale Vergewaltigung der beiden Frauen spricht, senkt er seinen Blick. Seine Stimme klingt gepresst. Nach gut einer Stunde hat er alles gesagt. Sein Anwalt hat Schecks dabei. 9 000 Euro will Münster schon einmal als Entschädigung zahlen.

Mehr Geld hat er im Moment nicht. Kurze Pause. Dann sitzt die Mutter im Zeugenstand - schräg gegenüber von Münster. Der Zumutung, ihrem Peiniger von einst wieder so nah sein zu müssen, ist die zierliche Frau anscheinend kaum gewachsen. Sie meidet jeden Blickkontakt mit dem Angeklagten. Was sie und anschließend ihre Tochter sagen, erfährt die Öffentlichkeit nicht. Der Prozess wird fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort