Rheinpegel fällt weiter Schiffe können nicht mehr mit voller Ladung fahren

BONN · In diesem Jahr ist draußen alles viel früher: Die Obstbäume blühen wie sonst im Mai, auf dem Balkon stehen die Blumen in voller Pracht, und der Rhein sieht aus wie im August.

"Um diese Jahreszeit rechnen wir eigentlich mit Hochwasser, aber es hat lange Zeit nicht richtig geregnet und die Schneeschmelze in den Alpen, die sonst den Rhein bis in den Juni hinreichend mit Wasser versorgt, hat nicht stattgefunden", sagt Reinhard Vogt, Geschäftsführer der Hochwasserschutzzentrale Köln. "Und auch in den nächsten Tagen ist nicht mit Niederschlag zu rechnen, so dass der Rheinpegel weiter sinken wird."

Der Hochwasser-Experte geht davon aus, dass der Wasserstand in Köln von derzeit 1,90 auf 1,50 Meter sinken könnte. Das wäre dann schon ein sehr niedriger Wert. Den niedrigsten Pegelstand in der Domstadt gab es am 29. September 2003 mit 81 Zentimetern. "Der derzeitige Stand ist nicht außergewöhnlich, aber der Zeitpunkt dafür schon", sagt Vogt.

Der Schiffsverkehr kommt zwar bei einem solch niedrigen Pegel nicht zum Erliegen, denn die Fahrwassertiefe beträgt immer noch gut drei Meter, und die Fahrrinne ist 150 Meter breit. "Aber die Schiffe können nicht mehr so viel Ladung aufnehmen", weiß Rolf Nagelschmidt vom Wasser- und Schifffahrtsamt in Köln. "Bei so einer Lage müssen die Binnenschiffer mit Vernunft und Augenmaß unterwegs sein, damit sie sich nicht festfahren", sagt der Wasserbaumeister.

Die meisten Schiffsführer würden einen Verdienstausfall durch tageslanges Festsitzen ohnehin nicht riskieren. "Aber Extremfälle gibt es immer wieder, die sich denken? es ist noch immer gut gegangen, und dann feststecken. So wie die vier Kapitäne im vergangenen Jahr, die gedacht haben, wir hätten uns verrechnet und einfach gefahren sind. Und plötzlich hatten sie sich auf der Deutzer Platte festgefahren."

Am 13. August 2013 kam beides zusammen: ein niedriger Wasserstand und offensichtlich unvorsichtige Kapitäne. Die Folge: Innerhalb von zwei Tagen waren vier Schiffe auf Grund gelaufen und hatten Europas am stärksten befahrene Wasserstraße für mehr als 36 Stunden lahm gelegt. Mit gemischten Gefühlen schauen derzeit vermutlich jene Menschen auf den Fluss, die Schiffstickets für "Rhein in Flammen" am Samstag, 3. Mai, gekauft haben.

Bettina Schmidt von der Tourismus & Congress GmbH (T & C) ist jedoch weiterhin optimistisch: "Wir gehen davon aus, dass es keine Beeinträchtigungen geben wird." Allerdings stehe man mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt sowie der Wasserschutzpolizei in Kontakt. "Wir werden uns nach Ostern zusammensetzen und uns die Prognosen ansehen." Falls es jedoch bei dem Niedrigwasser bleibe, habe die T & C, die "Rhein in Flammen" seit 2006 ausrichtet, einen Plan B. "Dann werden die rund 60 Schiffe nicht in Dreier- sondern in Zweierreihen fahren", so Schmidt.

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