Schnelle Wiederbesetzung fraglich

Grüner aus Münster als Kandidat für Trommers Job in Bonn im Gespräch

Bonn. Werner Hümmrich ist ein unverbesserlicher Optimist. Im Oktober, spätestens im November, so prognostiziert der Chef der Liberalen, werde die Nachfolge für Stadtbaurat Sigurd Trommer geregelt sein. Sein Wort in Gottes Ohr. Denn im Augenblick spricht eher alles gegen eine schnelle Wiederbesetzung des Spitzenpostens im Stadthaus.

Im Gegenteil: Wegen der Trommer-Nachfolge brodelt es zurzeit gewaltig im Bündnis. Ende September endet die Wahlzeit des 62-jährigen Trommers. Eine Wiederwahl hat die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ausgeschlossen. Das Besetzungsrecht haben nach dem Koalitionsvertrag die Grünen - bislang nicht im Verwaltungsvorstand vertreten. Soweit besteht Einigkeit.

Uneins ist man sich über das Verfahren der Kandidatensuche: Die Grünen wollen ihn per öffentlicher Ausschreibung finden. SPD, FDP und OB Bärbel Dieckmann dagegen setzen zusätzlich auf einen Headhunter. Den lehnen die Grünen rigoros ab und sind da auch nicht kompromissbereit, wie am Dienstag ihr Bürgermeister Peter Finger auf GA-Nachfrage betonte.

Dieser Verfahrensstreit hat neben dem Disput um Sachfragen das Bündnis in seine bisher schwerste Krise gestürzt. Die Grünen werfen den Partnern vor, ein aus ihrer Sicht transparentes Verfahren zu torpedieren und hinter verschlossenen Türen entscheiden zu wollen.

Aus den Reihen der FDP und SPD hingegen hegt man inzwischen Zweifel an der Aufrichtigkeit der Grünen. In Wirklichkeit hätten die Grünen längst einen Kandidaten in der Hinterhand, heißt es. Dabei fällt immer wieder der Name Gerhard Joksch. Der 55-Jährige ist noch Stadtbaurat in Münster und hat ein Grünen-Parteibuch.

Vor wenigen Tagen erst ist in dem CDU/FDP-regierten Rathaus der westfälischen Metropole seine Wiederwahl gescheitert. Während man in Münster bereits offen über seine Chancen in Bonn spricht, gibt man sich in Bonn noch sehr zugeknöpft. Finger - auf Joksch angesprochen - erklärte, er habe diesen Namen noch nie gehört. Und Fraktionssprecherin Dorothee Paß-Weingartz wollte zu dieser Personalie "nichts sagen".

Ungelöst ist nach wie vor auch das Problem Familiendezernat. Wie berichtet, pocht die Ampel auf die Abwahl der seit Monaten quasi zum Nichtstun verurteilten Dezernentin Ulrike Kretzschmar, benötigt dazu aber auch die Stimmen der CDU. Ein Gespräch zwischen CDU-Fraktionschef Benedikt Hauser und SPD-Chef Wilfried Klein vorige Woche sollte Klarheit bringen. Doch angesichts der Probleme vor der eigenen Haustür "haben wir uns dazu wieder vertagt", so Klein am Dienstag zum GA.

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