Kritik an geplanten Umweltspuren Schwächung der Bonner City befürchtet

Bonn · Die Kappung des Cityrings, die Sperrung des Rheinufers für den Durchgangverkehr und jetzt noch die geplante Umweltspur auf der Oxfordstraße: Für CDU und FDP ist das eine Verkehrspolitik mit der Brechstange gegen Autofahrer.

 Vielen Fahrradfahrer ist der Radweg entlang des Bertha-von-Suttner-Platzes zwischen Busspur und Autofahrspur zu gefährlich. Daran ändert sich allerdings vorerst nichts.

Vielen Fahrradfahrer ist der Radweg entlang des Bertha-von-Suttner-Platzes zwischen Busspur und Autofahrspur zu gefährlich. Daran ändert sich allerdings vorerst nichts.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Kritik der Opposition im Bonner Stadtrat an der Verkehrspolitik der Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) und der Ratskoalition aus Grünen, SPD, Linken und Volt reißt nicht ab. CDU und FDP haben sich aktuell die Planungen für die Oxfordstraße vorgeknöpft, auf der bekanntlich unter anderem eine Umweltspur eingerichtet werden soll. Die Kritiker fürchten, dass die Bonner City damit weiter geschwächt werde. Mit ihrer Vorlage für den nächsten Mobilitäts- und Verkehrsausschuss zur Einspurigkeit zwischen dem Kreisel am Alten Friedhof und Bertha-von-Suttner-Platz machten die OB und die Ratsmehrheit deutlich, dass sie den motorisierten Individualverkehr so gut wie vollständig aus der Bonner City verdrängen wollten.

Es werde Dauerstau künstlich produziert

„Bei allem Verständnis für das Erfordernis, die Situation für Radfahrende in Bonn zu verbessern, wird die Umsetzung dieser Planung nur zu künstlich produziertem Dauerstau und einer weiteren Schwächung des von Corona und Internethandel ohnehin schon gebeutelten Einzelhandels in der City führen“, so CDU-Ratsfraktionschef Guido Déus (MdL). 

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Jürgen Wehlus, setzt noch eins drauf: „Die Leistungsfähigkeit einer der wichtigsten und zentralsten innerstädtischen West-Ost-Verbindungsachsen wird für den motorisierten Individualverkehr bereits Mitte des Jahres um die Hälfte gekappt, ohne den ÖPNV als attraktive Alternative bis dahin nennenswert verbessert zu haben. Denn für eine solche Verbesserung und Attraktivitätssteigerung müsste dieser zunächst deutlich taktverdichteter und für alle Nutzer zunächst wesentlich günstiger werden.“ Noch bevor die von der Ratsmehrheit geplante Kappung des Cityrings und die Sperrung des Rheinufers umgesetzt und ihre Auswirkungen erkennbar seien, wolle die Koalition schon die nächste Behinderung für den Verkehrsfluss der Bonner Innenstadt beschließen. „Die Förderung des Radverkehrs ist ein wichtiges Ziel, man hat aber hier den Eindruck, dass es nur um den Versuch einer ideologischen Umerziehung mittels Behinderung des Verkehrsmittels Auto geht.“

FDP: Warum ist gefährliche Situation am Bertha-von-Suttner-Platz nicht Bestandteil der Planung?

Auch von der FDP gibt es für diese Pläne Kritik. Sie spricht von zwei „völlig inkompatiblen“ Verkehrsträgern, wie den Linienbusverkehr und den Radverkehr, der auf eine Verkehrsspur zusammengeführt und damit im schlimmsten Fall erhebliche Gefahrensituationen berge. Auch verstehe sie nicht, warum die gefährliche Situation für Radfahrer am Bertha-von-Suttner-Platz, wo der Radweg mitten auf der Straße zwischen Autos und Bussen in Richtung Kennedybrücke führt, nicht Bestandteil der Planung sei. In einem Änderungsantrag für den Mobilitätsausschuss fordert die FDP deshalb eine Gesamtbetrachtung der Ost-West-Achse zwischen dem Kreisverkehr Am Alten Friedhof/Rabinstraße und der Kennedybrücke. „Die aktuelle Situation, insbesondere auf der Oxfordstraße, ist für alle Verkehrsteilnehmer alles andere als optimal. Hier muss etwas passieren. Doch kann eine nachhaltige Verbesserung nur gelingen, wenn auch der Bertha-von-Suttner-Platz in die Planung einbezogen wird. Sonst gerät die Leistungsfähigkeit dieser wichtigen Achse in Gefahr und es entsteht nur wieder ein weiteres suboptimales Teilstück im Flickenteppich des Bonner Radwegenetzes“, erklärt der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Alessandro Balan.

 Die Koalition hat dagegen, wie berichtet, ausdrücklich begrüßt, dass der Verkehrsraum zwischen Bertha-von-Suttner-Platz und Altem Friedhof zugunsten von Fahrradverkehr und dem ÖPNV neu aufgeteilt werden solle.  Die Verkehrswende werde Stück für Stück sichtbarer. Sie verweist in einer entsprechenden Pressemitteilung zudem darauf, dass die Verwaltung auch an Lösungen zur Verbesserungen für Radler  am Bertha-von-Suttner-Platz arbeite. Das Problem dort ist allerdings der ÖPNV-Knotenpunkt mit Bus- und Bahnhaltestellen.

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