Schwarzfahrer aus Sehnsucht

Unterwegs zur Freundin: Ein 23-Jähriger wurde 35 Mal ohne Ticket im Zug erwischt. Zum Prozess vor dem Bonner Amtsgericht kam er mit dem Flieger.

Bonn. Die Sehnsucht nach seiner Liebsten im fernen Norden war offenbar so groß, dass ein 23-Jähriger es etliche Male in Kauf nahm, als Schwarzfahrer in Zügen der Deutschen Bahn erwischt zu werden.

Am Dienstag musste sich der junge Mann für insgesamt 35 Schwarzfahrten vor dem Bonner Amtsgericht verantworten. Zwischen November 2009 und Dezember 2010 war der damals in Bonn wohnende Angeklagte etliche Male mit der Bahn zu seiner Freundin nach Kiel unterwegs.

Zudem wurde er auf dem Weg zu einer vorübergehenden Arbeitsstelle in Düsseldorf erwischt. Selbst dem Richter blieb ob der Vielzahl von Schwarzfahrten die Spucke weg: "Das sieht man hier nicht jeden Tag. Das ist eine ziemliche Schnorrerei." Der Realschaden für die Bahn: knapp 1 400 Euro.

Vor dem Amtsrichter legte der 23-Jährige nun ein Geständnis ab und erklärte: "Ich hatte keine andere Wahl. Ich hatte ja kein Geld." Da sein Arbeitgeber in Düsseldorf ihm nur Abschläge gezahlt habe, habe er keine Monatskarte mehr zahlen können.

Doch der mehrfach einschlägig Vorbestrafte gelobte Besserung. Er beteuerte: "So etwas mache ich nie wieder." Inzwischen wohnt und arbeitet der junge Mann in München - und war zum Prozess im Flieger nach Bonn angereist.

Wie vom Staatsanwalt gefordert, wurde der 23-Jährige schließlich zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Dabei wurde eine Vorstrafe aus dem April in das Urteil einbezogen. Als Bewährungsauflage muss der junge Mann nun 1 000 Euro an eine Hilfsorganisation zahlen.

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