Selbst ein Brecheisen ist nicht stark genug

Polizei will Einbrechern verstärkt das Handwerk legen und informierte über ihr Konzept - Präsident: "Die Menschen sollen wissen, dass wir etwas tun"

Selbst ein Brecheisen ist nicht stark genug
Foto: Lannert

Bonn. Dreimal setzt Monty Lindemann den Schraubendreher an. Es dauert keine 60 Sekunden, und er hat das Fenster aufgebrochen. Eindrucksvoll hat der Polizeikommissar der Einsatzhundertschaft demonstriert, wie leicht es Ganoven haben, in ein Haus einzudringen. Leicht gemacht durch die Bewohner, die Fenster und Türen nicht ausreichend gesichert haben.

Bei "Tipps und Talk" informierte die Bonner Polizei am Mittwochabend rund um das Thema Einbruch. Garniert mit Musik des Jazzensembles des Landespolizeiorchesters. Die erste Veranstaltung dieser Art im neuen Präsidium. Unter den rund 50 Bürgern ist auch Gabriele Wellensieck. "Für mein eigenes Wohl", sei sie gekommen. Ihr Haus sei zwar gut gesichert, aber den ein oder anderen Tipp könne sie bestimmt mitnehmen. Bereits Opfer eines Einbruchs ist ein Ehepaar aus Oberkassel geworden. "Es war hart", sagt die Frau, die ihren Namen nicht nennen will. Die Täter seien durchs Toilettenfenster eingestiegen und hätten reiche Beute gemacht.

Mit "Tipps und Talk" will die Polizei einen weiteren Baustein zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität setzen. Präsident Wolfgang Albers: "Die Menschen sollen wissen, dass wir etwas tun." So auch in Bad Godesberg. Auf dem Nikolausmarkt hatten Beamte schon den ganzen Tag lang Passanten über Hintergründe und Einzelheiten der Kampagne informiert.

Am Abend wird bei allen Gesprächsrunden immer wieder deutlich: Die Beamten tun viel, doch mitentscheidend für den Erfolg sind die Hinweise der Bürger. Dieter Weigel, Leiter der Inspektion Nord-Ost und zuständig für Buschdorf, die Innenstadt, Beuel und Königswinter, sagt: "Jede Information ist für uns ein Goldkörnchen. Und das wird bei uns dann lange gesiebt."

Um den Einbrechern verstärkt das Handwerk zu legen, setzt er unter anderem auf Verkehrskontrollen an den Einfallstraßen. Sein Kollege Gerd Baltes in der Insepktion Südwest (Bad Godesberg, Wachtberg und das Vorgebirge) auf starke Polizeipräsenz in den Wohngebieten.

"Die Menschen können etwas für ihre eigene Sicherheit tun", appelliert Albers. Den Beweis treten Lindemann und Kollege Maik Moos am zweiten Testfenster an. Minutenlang, mit roher Gewalt und einem Brecheisen versuchen sie es aufzuhebeln. Doch sie scheitern an den Zusatzsicherungen. Pro Fensterflügen kosten entsprechende Nachrüstungen zwischen 200 und 350 Euro kosten. Moos und Lindemann geben auf. Einbrecher hätten es längst getan, denn sie scheuen das Risiko, haben keine Zeit und wollen schnelle Beute machen.

Nach zwei Stunden ist Albers mit dem Verlauf des Abends zufrieden. "Tipps und Talk" soll Fortsetzungen finden.

Lesen Sie dazu auch die Tipps der Polizei.

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