Sie musste ihren Sohn ins Heim geben

Mit Betreten der fremden Wohnungen tauchen die Mitarbeiter des Weihnachtslichts oft in ganz fremde Welten ein und bekommen nicht selten von den bedürftigen älteren Menschen ganze, sehr bewegende Lebensgeschichten erzählt. So wie die von Susanne S.

Bonn. (rom) Mit Betreten der fremden Wohnungen tauchen die Mitarbeiter des Weihnachtslichts oft in ganz fremde Welten ein und bekommen nicht selten von den bedürftigen älteren Menschen ganze, sehr bewegende Lebensgeschichten erzählt. So wie die von Susanne S.

Mangelnde Fürsorge und Liebe ziehen sich wie rote Fäden durch ihr Leben. Wenn sie von ihrer Kindheit erzählt, bleiben die Augen ausdruckslos. Ihre junge Mutter musste wegen der Schwangerschaft den harten und viel älteren Vater ihres Kindes heiraten. Bald ließ sie Tochter und Mann im Stich, der sich schnell anderweitig tröstete.

Die Stiefmutter sah in Susanne nur Konkurrenz und hatte nur Augen für den eigenen Sohn. Als billige Arbeitskraft war Susanne gut genug. Putzen, Spülen und Bügeln war der Stiefmutter wichtiger als eine Ausbildung für Susanne. "Ich könnte ja heiraten", habe sie gesagt. Im Dorf wollte aber keiner die inzwischen in die Jahre gekommene Haushaltskraft.

Dann kam die Johanneskirmes, und ein Fremder machte ihr schöne Augen. Seine Aufmerksamkeit und Komplimente berauschten die 29-Jährige, die als alte Jungfer verpönt war. "Er war so freundlich und gab mir sogar eine Apfelschorle aus." Sie glaubte seinen Lügen bedingungslos. Als sich herausstellte, dass der gemeinsame Sohn kommen sollte, war er weg. Vor der Vaterrolle hatte er sich nicht zum ersten Mal gedrückt.

Er hatte einiges auf dem Kerbholz, war mehrmals im Gefängnis gewesen. Von der eigenen Familie gab es für Susanne und ihren Fehltritt nur Verachtung: "Was soll dein Stiefbruder denken?" Sie ging und brachte sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Mit der Geburt ihres Sohnes hatte sie endlich Jemanden zum Gernhaben, der sie zudem bedingungslos liebte.

Das Schicksal meinte es anders. Das Geld reichte weder vorne noch hinten. Es hat ihr das Herz ganz gebrochen, als sie ihn ins Heim geben musste, wusste sie doch, wie es ist, ohne Mutterliebe aufzuwachsen. Urlaub und Freizeit hat sie nie kennen gelernt. Als Putzfrau und als Küchenfrau im Krankenhaus verdingte sie sich.

Entsprechend schmal ist heute die Rente. Ihren Sohn, zu dem sie inzwischen wieder Kontakt hat, möchte sie nicht bitten. "Er hat es selbst schwer im Leben." Gerade jenen, die im Leben wenig Glück hatten, möchte die Aktion Weihnachtslicht zu Weihnachten einen Lichtblick schicken. Ein Zeichen, dass sie und ihr Schicksal nicht ganz vergessen sind von den Menschen, die in ihrer Nachbarschaft leben. Wir danken allen, deren Beitrag auf der heutigen Spendenliste steht, dass sie uns dabei helfen möchten.

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