Sieben Jahre Haft für Feuerteufel

Es war möglicherweise eine Art Hilfeschrei, den ein seit Jahren drogenabhängiger 44-Jähriger aus Lohmar im vergangenen Sommer ausstieß: Am 28. und 29. Juli legte der Feuerteufel in Bonn und Lohmar insgesamt fünf Brände.

Sieben Jahre Haft für Feuerteufel
Foto: Volker Lannert

Bonn/Lohmar. Es war möglicherweise eine Art Hilfeschrei, den ein seit Jahren drogenabhängiger 44-Jähriger aus Lohmar im vergangenen Sommer ausstieß: Am 28. und 29. Juli legte der Feuerteufel in Bonn und Lohmar insgesamt fünf Brände.

In der Bonner Innenstadt hatte der Angeklagte beinahe ein Brandinferno verursacht. Gestern wurde er vom Landgericht unter anderem wegen schwerer Brandstiftung und Diebstahls zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Zunächst war es ab Juli 2009 aufgrund der Drogensucht zu einer Serie von Diebstählen in der Region gekommen - wobei der 44-Jährige selber einräumte, dass die bekannt gewordenen Fälle lediglich die Spitze des Eisbergs seien. Am ersten Verhandlungstag im vergangenen November hatte der Mann noch bestritten, für die Brände verantwortlich zu sein. Erst am vorletzten, dem zwölften Prozesstag, hatte er dann ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Laut Urteil legte der Angeklagte die Brände vor allem aus Frust über seine "desolate Lebenssituation", gepaart damit, dass er in den Geschäften nichts Stehlenswertes gefunden hatte. In den vergangenen Jahren waren die Frau und die Kinder des 44-Jährigen gestorben. Hinzu kam eine problematische neue Beziehung, eine bevorstehende Gerichtsverhandlung und gescheiterte Versuche, eine Therapie zu machen.

Die Brandserie hatte am Nachmittag des 28. Juli in Endenich begonnen. In der Filiale eines Supermarktes hatte der Angeklagte Papierservietten angezündet. Zweieinhalb Stunden später brannte ein Karton mit Teppichen bei einem Discounter in Lohmar. Nur 20 Minuten darauf hatte der Feuerteufel einen Motorroller in der Tiefgarage eines weiteren Supermarktes in Lohmar in Brand gesteckt.

Am 29. Juli hatte der Brandstifter dann in der Bonner Innenstadt gewütet. Zunächst entzündete er bei Strauss Innovation im Obergeschoss Fleece-Decken. Zweieinhalb Stunden später brannte es in einem nicht weit entfernten Jeansladen. "Sie haben die Stadt Bonn an diesem Tag in Panik versetzt", so der Vorsitzende Richter Hinrich de Vries.

"Man fühlte sich nicht mehr sicher." In seinem letzten Wort hatte der drogenabhängige Mann unter anderem bekundet, "ausgebrannt" zu sein. Dies nahmen die Richter ihm ab, betonten jedoch: "Die Innenstadt ist auch fast abgebrannt." Erst nach der Festnahme des Feuerteufels noch am Abend des Tattages sei wieder Ruhe eingekehrt.

Nicht zuletzt aufgrund der Veröffentlichung eines Bildes des Verdächtigen in den Medien hatte die Polizei den 44-Jährigen bei Bekannten in Hennef-Bröl ausfindig machen können. Trotz der Drogenabhängigkeit und einer attestierten Borderline-Persönlichkeitsstörung sah das Gericht keine erheblich eingeschränkte Schuldfähigkeit.

Der durch die Brände entstandene Schaden geht offenbar in die Millionen. Neben den Schäden an Gebäuden, Inventar und Waren kamen wegen monatelanger Renovierungsarbeiten hohe Schäden durch die Betriebsunterbrechungen hinzu.

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