Slawistik wehrt sich gegen das Aus

BONN · Die Slawistik an der Uni Bonn will das drohende Aus abwenden. Wie gestern berichtet, stellte das Dekanat der Philosophischen Fakultät am Mittwoch die Schließung der Slawistik im Zuge des Sparkurses als unbedingt nötig dar.

Einsparpotenzial: rund 310.000 Euro. Vertreter der Slawistik und der Osteuropäischen Geschichte, die sich in dieser Sparrunde gerettet hat, verwiesen auf den engen Verbund beider Fächer. Verschwinde das Sprachstudium, sei das Geschichtsstudium amputiert.

Es sei eine dramatische Entwicklung, dass man das Studium der Kultur eines ganzen Drittels der europäischen Bevölkerung zu Grabe trage, sagten der Akademische Oberrat Riccardo Nicolosi und Dozent Matthias Rammelmeyer. "Mit uns hier hat man nie gesprochen. Eine Begründung für die Schließung in Bonn gibt es nicht." Aber dafür sei laut Nicolosi wohl die Zustimmung aller Gremien und des Ministeriums nötig.

Die Uni habe vor Jahren begonnen, die Slawistik auszutrocknen. Doch das Fach habe gemeinsam mit der Osteuropäischen Geschichte Sparkonzepte vorgelegt, etwa die Kooperation mit der Universität Köln, die laut Professor Dittmar Dahlmann in den Schubladen verschwunden seien. Man habe interne Versprechungen erhalten, die sich jetzt nicht einklagen ließen, aber letztlich sei das Fach "praktisch abgeschafft" worden, kritisierte der emeritierte Professor Helmut Keipert.

Und der der ebenfalls renommierte und emeritierte Slawistik-Professor Hans Rothe sagte: "Die Fakultät müsste sich endlich hinter uns stellen und Einsparungen eher bei überbesetzten Fächern wie Neuere Deutsche Literatur und Philosophie vornehmen." Fachgebiete wie medizinische Ethik könnten von der Medizinischen Fakultät finanziert werden. Da müsse man in der Philosophischen Fakultät nicht ganze Fächer stilllegen.

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