Spätestens nach acht Minuten kommt Hilfe

Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann lädt zum Bürgergespräch "Brandschutz und ein Notfallplan für den Heiderhof" - Bonns Feuerwehr-Chef Jochen Stein steht Rede und Antwort

Spätestens nach acht Minuten kommt Hilfe
Foto: Friese

Heiderhof. Das Szenario des 8. Juli 2003 steht Bürgern wie Elisabeth Schwüppe noch heute lebhaft vor Augen. Am Muffendorfer Steinweg hatte eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden müssen. Ganze Straßenzüge wurden evakuiert.

Im Pennenfelder Sportstadion sammelten sich alle die, die erst einmal nicht nach Hause zurückkehren sollten. "Dass die Geschichte gut ausging, war für uns Anlieger kein Trost. Denn seit Bestehen des Heiderhofs ist uns klar, dass wir mit nur einer Zufahrtsstraße im Katastrophenfall die allerschlechtesten Karten haben", folgert Schwüppe noch heute aus den damals beobachteten Unzulänglichkeiten beim Einsatz von Polizei und Feuerwehr.

Die Polizei habe es im Juli 2003 etwa nicht geschafft, den Verkehr auf den Fluchtwegen nach Lannesdorf und zur Pecher Landstraße hin zu regeln, schrieb Schwüppe 2003 an die Bonner Oberbürgermeisterin. "Leben wir auf dem Heiderhof aus Sicht der Feuerwehr sicher?" hieß denn auch beim Bürgergespräch von Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann im Bistro am Akazienweg die Hauptfrage an den Bonner Feuerwehr-Chef Jochen Stein.

Man wünsche sich für Katastrophenfälle eben eine feste Regelung von Zu- und Abfluss des Verkehrs sowie möglichst den Einsatz von ortskundigen Kräften, sagten Anne und Udo Schlosser sowie Richard Breuer vom Heiderhofer Bürgerverein.

Stein, der 2003 noch nicht im Amt war, notierte sich die Anliegen. Vor Ort stehe mit der Elliger Höhe ja noch eine zweite befestigte Zufahrt zur Verfügung. "Aber die komplexe Planung bei Szenarien wie diesem müssen wir erst im Ereignisfall machen", warb der Branddirektor für Verständnis. Für den Höhenortsteil sei allgemein die Friesdorfer Wache zuständig. In acht Minuten nach dem Hilferuf mit zehn Mann vor Ort zu sein, das sei das Muss. Wobei der abgelegene Heiderhof natürlich an der Grenze des Erreichbaren liege.

Man werde hier aber der vergleichsweise wenigen Brandfälle pro Jahr immer gut Herr, betonte Stein. Aber ob denn die Feuerwehr auf den oft zugewachsenen Heiderhofer Wegen im Notfall auch an jedes Haus herankäme, machte sich der Bürgerverein Sorgen. Man fahre mit Löschfahrzeugen wie die Müllabfuhr von den Straßen aus an und nähere sich dem Objekt dann ganz regulär zu Fuß mit tragbaren Leitern, erläuterte Stein.

Jedes Haus sei laut Vorschrift nicht weiter als 50 Meter von der Straße entfernt. "Der Bürger sollte natürlich auch immer selbst dafür sorgen, dass die Wege frei und die Zufahrten nicht zugeparkt sind", riet er. An den höheren Häusern des Ortsteils bringe die Stadt derzeit Extra-Aufkleber zwecks Freihaltung der Feuerwehrzufahrten an. Da sei dann rechtlich klar, dass die Polizei im Fall des Falles abschleppen könne.

Bei der Gelegenheit mit den anderen Ämtern unbedingt noch einmal über die inzwischen mangelhafte Gehwegbeschilderung zu sprechen, regte der Bürgerverein schließlich an.

Tipps für den Notfall

Im Notfall sollte der Bürger möglichst von einem Festnetzanschluss aus Hilfe rufen, rät Branddirektor Jochen Stein. Komme der Anruf vom Handy oder über Internet, vergehe meist wertvolle Zeit, bis die Notdienstzentrale den genauen Standort festgestellt habe und Rettungswagen, Notarzt sowie Löschfahrzeuge starten könnten.

Außerdem warb Stein für die Anschaffung von preiswerten Rauchmeldern für jeden Privathaushalt. Es sei ein Irrtum zu glauben, im Schlaf spüre man Rauchentwicklung. "Dann ist es oft schon zu spät. Mit Rauchmeldern können auch am Tag Sachwerte und Menschenleben gerettet werden."

Stein bedauerte als Landesvorsitzender des Bereichs Vorbeugender Brandschutz, dass die Anbringung von Rauchmeldern in NRW noch nicht gesetzlich gefordert ist.

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