SPD warnt vor Wohnungsnot in Bonn

Die SPD warnt vor drohender Wohnungsknappheit und steigenden Mieten in der prosperierenden Bundesstadt. Sie stützt sich auf Zahlen der städtischen Statistikstelle, die einen starken Rückgang bei den Neubauten belegen. Demnach wurden im Jahr 2000 stolze 1´.161 Wohneinheiten (Wohnungen, Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften) errichtet.

 Werner Esser ist Planungssprecher der SPD.

Werner Esser ist Planungssprecher der SPD.

Foto: privat

Bonn. (bau) Die SPD warnt vor drohender Wohnungsknappheit und steigenden Mieten in der prosperierenden Bundesstadt. Sie stützt sich auf Zahlen der städtischen Statistikstelle, die einen starken Rückgang bei den Neubauten belegen. Demnach wurden im Jahr 2000 stolze 1 161 Wohneinheiten (Wohnungen, Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften) errichtet.

2008 waren es nur noch 780; 2009 sank die Zahl weiter auf 672; und im ersten Halbjahr 2010 auf 216 - der Statistik zufolge das drittniedrigste Halbjahresergebnis des vergangenen Jahrzehnts.

"Das hat sicher konjunkturelle Gründe", sagt Werner Esser, planungspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion.

Aber Esser, Rechtsanwalt beim Mieterverein, sieht auch politische Ursachen. Die schwarz-grüne Ratskoalition drücke sich davor, wichtige Bebauungspläne zu verabschieden - gegen die es häufig Widerspruch unter den Anwohnern gibt. Esser: "Es wird immer wieder vertagt oder nicht entschieden."

Beispielhaft nennt er die ehemalige Tschechische Botschaft und die frühere Diplomatenschule in Ippendorf, außerdem ein Projekt an der Menuhinstraße sowie das geplante Baugebiet für 350 Wohneinheiten Auf dem Hölder in Röttgen. Letzteres scheiterte bislang offenbar auch am Widerstand eines privaten Grundstückseigentümers.

"Wir wollen eine Stadt mit moderatem Bevölkerungszuwachs sein", so Esser. "Dafür brauchen wir jährlich etwa 1 600 neue Wohneinheiten und müssen den Wohnungsbau ankurbeln." Um die Bürger stärker einzubeziehen, schlägt der SPD-Mann moderierte Planungswerkstätten zu strittigen Bebauungsplänen vor. Dort sollen Alternativen diskutiert werden, die den Politikern als Entscheidungsgrundlage dienen.

Die SPD drängt darauf, auch den Sozialwohnungsbau zu verstärken. Die Stadtverwaltung beziffert den Bedarf auf 650 neue geförderte Wohnungen pro Jahr; 2009 sind aber nur 94 gebaut worden. Um die Lücke zu verkleinern, soll die Vereinigte Bonner Wohnungsbau AG (Vebowag) als städtisches Tochterunternehmen künftig jedes Jahr rund 200 Sozialwohnungen errichten.

Insgesamt hat Bonn übrigens so viele Wohnungen wie noch niemals zuvor in seiner Geschichte: Mit Stand vom 30. Juni 2010 waren es laut Statistikstelle exakt 162 402 in 54 637 Gebäuden. Seit dem Beschluss zum Regierungsumzug 1991 wurden etwa 24 000 Wohnungen neu gebaut, in den vergangenen zehn Jahren nur noch rund 8 700. Zuletzt waren es vor allem Einfamilienhäuser in Lengsdorf und Vilich-Müldorf, die errichtet worden sind.

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