Sportpark Nord ist eine Baustelle

Überall auf Bonns größter Sportanlage sind die Handwerker, Betonbauer und Landschaftsgestalter zu Gange: Zwei Fundamente für Flutlichtmasten stehen. Das Schwimmbad wird saniert, die Heizung erneuert.

Bonn. Wer sich sportlich so richtig auspowern will, muss woanders hinfahren: Der Sportpark Nord an der Kölnstraße ist derzeit eher ein "Baupark Nord". Denn überall auf Bonns größter Sportanlage sind die Handwerker, Betonbauer und Landschaftsgestalter zu Gange.

Größter Posten bei den Investitionen von 5,2 Millionen Euro, die über das Konjunkturpaket II finanziert werden und bis Jahresende fertig und abgerechnet sein müssen, ist der Bau einer gewaltigen Flutlichtanlage. Allein sie kostet inklusive aller Vorarbeiten 3,3 Millionen Euro und ist in Kürze nicht mehr zu übersehen.

Eine Stunde Licht kostet rund 20 Euro Wie teuer wird für Vereine das neue Flutlicht im Sportpark Nord? Das ist noch nicht klar. Die Stadt überarbeitet derzeit die Benutzungsordnung, in der die Gebühren geregelt sind. Dennoch dürfte ein Flutlicht-Event für die Vereine vom Grundsatz her bezahlbar sein: Laut Stadt fallen Stromkosten von rund 20 Euro pro Stunde an, wenn sie alle vier Flutlicht-Masten (je 13 Strahler pro Mast) einschaltet.Denn Mitte September sollen vier je 40 Meter hohe Lichtmasten installiert werden. Bisher sind die Sportler all die Jahre immer gut ohne eine solche Anlage ausgekommen.

Kurios dabei auch: Dadurch wird das Stadion regionalligatauglich, ohne dass Bonn nach der Insolvenz des BSC noch ein Regionalligateam hätte. Wer also soll das Stadion künftig unter Flutlicht nutzen? Ist das eine sinnlose Geldausgabe, die nur deshalb getätigt wurde, weil das Füllhorn sich über Bonn ergoss?

Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass es sich um einen politischen Beschluss handelt. Ziel sei gewesen, eine hochkarätige Sportstätte zu schaffen, um sich auch für interessante Wettkämpfe von außerhalb zu bewerben. "Es geht nicht nur um Fußball, sondern genauso um andere Sportarten wie Leichtathletik", sagt eine Sprecherin aus dem Presseamt.

Die vier Flutlichtmasten, die im Sportpark Nord installiert werden, sind rein bautechnisch eine Herausforderung. Sie senkrecht im Boden zu installieren, ging wegen des extrem schlechten Baugrunds im Stadion nicht.

Deshalb müssen die Fundamente weiter entfernt stehen, nämlich neben den Haupttribünen bzw. ein Stück hinter der Gegengeraden, so dass die Lichtmasten dann schräg eingebaut werden. Die Scheinwerfer werden später quasi in der Luft "hängen".

Fotos Bilder von der BaustelleEine komplizierte Sache sei das gewesen, sagt Thomas Frenzel, Abteilungsleiter beim Städtischen Gebäudemanagement. "Da saßen mehrere Statiker dran, um Windlast, Schwankung und Tragfähigkeit zu berechnen." Die beiden Fundamente neben der Haupttribüne mussten besonders stabil sein, weil im Untergrund eine alte Bauschuttdeponie liegt.

Doch nicht nur das Stadion bekommt etwas ab vom großen Kuchen des Konjunkturpakets. Das Hauptgebäude des Sportparks erhält eine neue Heizung, auch die Fassade und das Dach werden gerade erneuert. "Früher gab es hier riesige Wärmeverluste", sagt Frenzel. "Das ist dann vorbei." Im Zuge der Arbeiten wurden etliche Bäume gefällt, dadurch fällt als erwünschter Nebeneffekt künftig auch mehr Tageslicht ins Hallenbad. Unterm Strich stehen 1,8 Millionen Euro für die energetische Sanierung, die auch Umkleidekabinen und Gastronomie einschließt.

Viel Beton stützt schräge Masten180 Tonnen wiegt jedes der vier Fundamente für die Flutlichtmasten, im Inneren stecken je 16 Tonnen Stahl. Dementsprechend sind die Ausmaße, nämlich 7 x 9 Meter, sie reichen bis in zwei Meter Tiefe. Besonders die beiden Fundamente neben der Haupttribüne, wo der Untergrund extrem schlecht ist, mussten aufwendig verankert werden. Und zwar mit je 60 Bohrpfählen, die wie umgedrehte Igel an den Fundamenten hängen und bis in 18 Meter Tiefe reichen. Bei den beiden Fundamenten hinter der Gegengeraden reichte dagegen eine so genannte Brunnengründung bis in sechs Meter Tiefe aus.

Bereits fertig ist die Erneuerung der kleinen Turnhalle (Fechthalle). Sie hat einen neuen Boden mit separaten Fechtbahnen sowie eine neue Beleuchtung und Fußbodenheizung erhalten, für insgesamt 150 000 Euro. "Das war früher eine Bruchbude", sagt Frenzel. Außerdem wurden überall moderne Doppelverglasungen eingebaut und die Außenanlagen auf Vordermann gebracht.

Von dem unerwarteten Geldsegen des Konjunkturprogramms profitierten aber auch andere: Gleich zweimal stahlen Diebe im Sportpark Kabel für die Flutlichtanlage, im Wert von jeweils 15 000 Euro. "Inzwischen ist aber alles fest eingebaut. Da kommt man nicht mehr dran", sagt Frenzel.

Für das neue Flutlicht musste übrigens auch ein ganz neues Stromverteilerhäuschen gebaut werden, es gibt sogar eine Notstromversorgung. Schließlich wird der Sportpark Nord erstmals seit Bestehen auch eine Anzeigetafel erhalten - Kostenpunkt 190 000 Euro. Obwohl, die Bezeichnung trifft es eigentlich nicht, korrigiert Frenzel.

"Es ist eine Videoleinwand, auf der sogar Filmsequenzen und Einspieler möglich sind." Die Ratsmehrheit hatte sich nach langem Hin und Her für die teure Variante entschieden und die Billiglösung von 40 000 Euro verworfen. Von der ersten Idee, eine gebrauchte Videowand aus Aachen zu kaufen, hatte man sich da längst verabschiedet.

So wird das SSF-Hallenbad auf Vordermann gebrachtWasser ist keins mehr drin: Seit Mitte Juli wird das 50-Meter-Becken des Hallenbades per Hand abgeschliffen - eine extrem mühselige Arbeit. Dann bekommt das Becken eine neue Kunststofffolie und wird auf diese Weise so geflickt wie in jedem Jahr. Seit zwei Monaten sind die Wasserkreisläufe beider Becken getrennt, dadurch werden die Temperaturen separat geregelt. Vielen Schwimmern war es im 50-Meter-Becken oft zu warm. Diese Sanierung hat nichts mit dem Konjunkturpaket zu tun, sondern fällt in die normale Bauunterhaltung der Stadt. Am 6. September, zum Schulbeginn, soll das Bad wieder öffnen.

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