Mehr Platz für Radler Stadt Bonn gibt Viktoriabrücke nach sechs Jahren Bauzeit wieder frei

Bonn · Deutlich mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger bietet die neue Viktoriabrücke, die nach sechs Jahren Bauzeit wieder freigegeben ist. Allerdings müssen sich manche Verkehrsteilnehmer an die neue Aufteilung erst noch gewöhnen.

 Radfahrer kommen auf der Viktoriabrücke derzeit am besten durch.

Radfahrer kommen auf der Viktoriabrücke derzeit am besten durch.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Obwohl die Viktoriabrücke – wie von der Stadt Bonn kürzlich angekündigt – jetzt nach sechsjähriger Bauzeit wieder komplett für den Verkehr freigeben worden ist, wechseln viele Radfahrer aus Richtung Süden offensichtlich immer noch auf den bisher auch für sie zur Nutzung vorgeschriebenen westlich gelegenen Bürgersteig, um die Brücke in Richtung Norden zu queren. Schilder, die auf die Freigabe der Brücke hinweisen, fehlten am Freitag noch komplett.

Dabei ist es für Radfahrer jetzt durch die neue Verkehrsführung auf der Brücke äußerst komfortabel, sie in beiden Richtungen zu überqueren. Anders, als ursprünglich geplant, hat die Stadt Bonn für die Autos in beide Richtungen jetzt nur eine Spur freigegeben und dafür mehr Platz für Radler geschaffen. Die Verkehrsführung ist allerdings zunächst nur provisorisch markiert worden, weil der Geldgeber, die Bezirksregierung Köln, der geänderten Aufteilung noch zustimmen muss (der GA berichtete). Es geht immerhin um Fördergelder in Höhe von vier Millionen Euro. Ob inzwischen eine Aussage der Bezirksregierung dazu vorliegt, das war am Freitagnachmittag nicht mehr zu klären.

Während die Autos sich aus Richtung Süden am frühen Nachmittag auf der Brücke bis weit in den Wittelsbacher Ring zurückstauen, kommen sich Fußgänger und Radfahrer nicht mehr wie in den letzten Jahren in die Quere. Denn neben den Spuren für den Autoverkehr laufen Radstreifen von unterschiedlicher Breite, die einen großen Abstand zu den Autos sicherstellen.

Dazu kommt eine eigene Rechtsabbiegerspur für Radler zur Endenicher Straße in Richtung Westen, wo dann allerdings Schluss mit Komfort und Sicherheit ist: Denn weiter geht es für Radler auf der Endenicher Straße lediglich über eine gestrichelte Spur auf teils löcheriger Fahrbahn und gefährlich nah neben den Autos.

Rechtsabbiegespur in die Bornheimer Straße ist weggefallen

Vom Wittelsbacherring aus kommend, hat die Stadt vor der geplanten Rampe zur Thomastraße und dem Verteilerkreis am Alten Friedhof eine Sperrfläche gekennzeichnet, um Autos an der Überfahrt zu hindern. Eine eigene Rechtsabbiegespur in die Bornheimer Straße gibt es nicht mehr, die Autos müssen hinter der Ampel abbiegen, wie ein entsprechender Pfeil auf der Fahrspur angibt. Es kommt allerdings immer wieder zu abrupten Bremsmanövern an der besagten Ampel, die wilde Hupkonzerte der dahinterfahrenden Autos zur Folge haben. Grund: Über der Ampel prangt ein Schild, nach dem eigentlich nur geradeaus weitergefahren werden darf.

„Ich möchte hier nicht im Berufsverkehr lang müssen“, schimpft ein Autofahrer, der gerade auf der Brücke im Stau steckt und sein Fenster heruntergelassen hat. Die Radfahrer und Fußgänger, die der GA am Freitag zur geänderten Verkehrsführung befragt, reagieren durch die Bank begeistert. „Ich fühle mich endlich viel sicherer“, sagt eine ältere Frau. Sie wohne am Hochstadenring und fahre mit dem Rad zur Physiopraxis, die am Bonner Talweg liege. „Das war die letzten Jahre, als ich mit dem Rad auf dem Fußweg über die Brücke fahren musste, doch sehr gefährlich. Meistens habe ich mein Rad geschoben.“

Gutachter: nur je eine Autospur

Die provisorische Verkehrsführung entspricht neuen Plänen, die das Bonner Planungsamt im vergangenen Herbst vorgestellt hatte. Sie beruhen auf ein Verkehrsgutachten eines externen Büros, das zu dem Ergebnis kam: Eine Autospur je Richtung sei auf der Viktoriabrücke ausreichend.

Der Neubau der Brücke ist zwar fertigstellt, es fehlt indes noch die geplante Rampe zum Kreisel am Alten Friedhof, deren künftige Ab- und Zufahrtsstelle bereits in der neuen Brücke eingebaut wurden, sowie die Verbreiterung der Rad-und Fußgängerunterführung von der Herwarthstraße zur Rabinstraße. Zudem soll die Bornheimer Straße verkehrsberuhigt werden. Die Kosten nur für den Brückenneubau liegen laut Verwaltung derzeit bei rund 45 Millionen Euro, eine Schlussrechnung steht allerdings noch aus. Ursprünglich hatte man mit Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro gerechnet.

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