Nur neun Museen bekommen Geld 1,59 Millionen Besucher in den Museen

BONN · 40 Museen und Ausstellungsorte - große wie kleine, öffentlich betriebene wie private - listet die Stadt Bonn auf ihrem Internetportal auf, vom Ägyptischen Museum der Universität bis zum Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig. Eine derart reiche Museumslandschaft gibt es vermutlich in keiner zweiten deutschen Kommune dieser Größe.

 Zu den knapp 700.000 Besuchern im Haus der Geschichte zählte vergangenes Jahr auch UN-Generalsekretär Ban Ki -moon. Er besuchte das Museum am 31. Januar mit seiner Frau Ban Soon-teak, begleitet von NRW-Ministerin Ursula Schwall-Düren (links) und Hausherr Hans Walter Hütter.

Zu den knapp 700.000 Besuchern im Haus der Geschichte zählte vergangenes Jahr auch UN-Generalsekretär Ban Ki -moon. Er besuchte das Museum am 31. Januar mit seiner Frau Ban Soon-teak, begleitet von NRW-Ministerin Ursula Schwall-Düren (links) und Hausherr Hans Walter Hütter.

Foto: dpa

Sie ist ein echter kultureller Schatz und ein weicher Standortfaktor. Der findet durchaus Anklang: Mit rund 1,6 Millionen Besuchen im Jahr gehört Bonn auch bei den Besucherzahlen zu den Top-Standorten. Zum Vergleich: Die viel besuchte Hansestadt Hamburg kam in der jährlichen Auswertung des Berliner Instituts für Museumsforschung 2013 auf 2,3 Millionen Museumsbesuche, das gesamte Bundesland Bremen auf nur 1,1 Millionen. In Nordrhein-Westfalen waren es insgesamt 15,2 Millionen Gäste.

Allerdings werden mit dieser Gesamtzahl in Bonn sehr unterschiedliche Einrichtungen mit sehr unterschiedlichen Zielen und Strukturen in einen Topf geworfen. Neun von ihnen erhalten städtisches Geld. Insgesamt waren das im vergangenen Jahr 8 668 186 Millionen Euro, teilte das Presseamt auf Anfrage mit. Dieser Posten soll abschmelzen.

Wer angesichts knapper Kassen konkret über Schließungen nachdenkt, der wird Vergleiche anstellen und gewichten, sollte man meinen. Die einfache Frage nach Besucherzahlen des vergangenen Jahres - sicher kein alleiniges, aber doch immerhin ein erstes Relevanzkriterium - kann bei der Stadt aber niemand beantworten.

Besucherzahlen

Ein Rundruf bei den Häusern ergibt folgendes Bild: In mindestens 1.588.782 Millionen Fällen führte ihr Weg Menschen im vergangenen Jahr in eines der Bonner Museen. Vor allem die Museumsmeile mit ihren vier großen Häusern zog wie in den Vorjahren Besucher an. Besuchermagnet Nummer eins und eines der besucherstärksten Häuser in Deutschland bleibt das Haus der Geschichte mit knapp 700.000 Gästen.

An der großen Resonanz hat sicher der kostenfreie Eintritt hohen Anteil. Allerdings sind das rund 200.000 weniger als noch vor einigen Jahren. 360.000 Besucher zählte die Bundeskunsthalle mit ihren wechselnden Ausstellungen. Dritter im Bunde ist das städtische Kunstmuseum Bonn. Dorthin kamen im vergangenen Jahr 139.003 Besucher. Auf rund 90.000 Gäste brachte es das Museum Koenig mit seinen vor allem bei Familien beliebten Angeboten.

Alle Häuser, die sich jenseits der per Stadtbahn gut erreichbaren Museumsmeile befinden, haben es deutlich schwerer. Mit 98.500 Besuchen bleibt das LVR-Landesmuseum in der Südstadt nur knapp unter der 100.000er-Grenze. Das Beethoven-Haus an der Bonngasse kommt auf 78.000 Gäste in der Ausstellung.

Rund 30.000 Besuche zählte auch der Ableger des Deutschen Museums. Dazu wurden nach Angaben des Museums 44.000 Menschen über zahlreiche Veranstaltungen erreicht. Diese sind in der Bonner Gesamtzahl aber nicht enthalten.

Das vom gleichnamigen Verein betriebene August-Macke-Haus verzeichnete rund 20.000 Besuche. Der Bonner Kunstverein freute sich über 17.000 Gäste in seinen Ausstellungen. "Dazu kommen 1700 registrierte Nutzer der Artothek", berichtet Direktorin Michelle Cotton.

Die Ausleihmöglichkeit von Kunstwerken für Zuhause sei eine besonders eindrückliche Form der Kunstteilhabe, findet die Britin. Ins etwas versteckt gelegene Stadtmuseum kamen 11.323 Gäste. Aus Kostengründen sei die städtische Einrichtung allerdings nur noch fünf Tage in der Woche geöffnet und rund zwei Monate im Jahr - vor allem im Sommer - ganz geschlossen, gibt Direktorin Ingrid Bodsch zu bedenken.

Relativ unbeachtet blieben die Kleinode der Universität. Noch am ehesten lockte das Ägyptische Museum Im Ostflügel des Poppelsdorfer Schlosses. 6500 Besuche wurden hier gezählt. 3500 Menschen kamen trotz laufender Sanierung ins Akademische Kunstmuseum, etwa 2500 ins Mineralogische Museum im Poppelsdorfer Schloss.

Das Arithmeum legte leider keine Zahlen vor. "Wir wissen als Nebeneffekt einer Erhebung vom November 2014, dass in allen universitären Museen und Sammlungen mindestens 60, zumeist 80 bis 90 Prozent der Besucher zur Uni Bonn gehören, also Studierende, Doktoranden, Wissenschaftler der Hochschule sind", sagt Klaus Herkenrath aus der Pressestelle der Universität. Nur der kleinere Teil der Besucher seien Bürger oder Touristen.

Finanzierung

Die öffentlichen Gelder der Kommune korrelieren nur bedingt mit der Popularität der Einrichtungen: Die beliebtesten Museen bekommt Bonn frei Haus vom Bund finanziert oder im Fall des Landesmuseums über den Landschaftsverband Rheinland. Auch die Einrichtungen der Universität kosten die Stadt nichts.

Mit 6,16 Millionen Euro schlagen hingegen die Kosten für das Kunstmuseum mehr als doppelt so hoch zu Buche wie die Zuschüsse für alle übrigen Häuser. Da sind 828.000 Euro fürs Deutsche Museum, 697.000 Euro fürs Stadtmuseum oder 255 000 Euro fürs Beethoven Haus eher kleine Beträge, vom Zuschuss für das Frauenmuseum (378.000 Euro) oder den Kunstverein (170.000 Euro) ganz zu schweigen.

Allerdings generieren gut laufende Häuser für die Stadt auch nennenswerte Einnahmen, sagt Sven Bergmann, Pressesprecher der Bundeskunsthalle. 40.000 Übernachtungen im Jahr seien durch einen Ausstellungsbesuch in der Bundeskunsthalle ausgelöst - mit einem entsprechenden Umsatzsteuer-Anteil für die Stadt.

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