Vorträge und Ausstellungen zum Jubiläum 125 Jahre Germanistik an der Uni

Bonn · Nur mit seiner Ledertasche und dem Manuskript zu einer Vorlesung wacht Johann Friedrich Ferdinand Delbrück im Hofgarten auf. Eigentlich war der Professor und Rhetoriker auf dem Weg zu seinen Studenten, bis er auf unerklärliche Weise eine Zeitreise vom 19. Jahrhundert in das Jahr 2013 macht.

 Norbert Oellers widmet seinen Festvortrag den ersten 75 Jahren der Bonner Germanistik.

Norbert Oellers widmet seinen Festvortrag den ersten 75 Jahren der Bonner Germanistik.

Foto: Barbara Frommann

Als einer der ersten Generalisten an der Bonner Universität wird er mit den Studenten der Moderne konfrontiert. "Aber vieles von dem, was er damals als Vorreiter propagierte, gibt es heute noch", sagt Studentin Janin Tscheschel. Wie die Idee, dass es in der Vorlesung statt des Frontalunterrichts einen Austausch zwischen Dozent und Studenten geben müsse. Bei der Geschichte von Delbrück, der tatsächlich in Bonn dozierte, hat Tscheschel mit ihrer Kommilitonin Verena Wilk Regie geführt.

Der Film ist in der Ausstellung "Schlaglichter auf mehr als 125 Jahre Germanistik in Bonn" zu sehen, die am heutigen Samstag um 17 Uhr in der Uni- und Landesbibliothek, Adenauerallee, eröffnet wird. Einen ersten Einblick in die Ausstellung, die Studierende und Lehrende erarbeitet haben, gab es schon am Donnerstag. Da feierte das Institut für Germanistik, vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität sein 125-jähriges Bestehen. Zum Fest wurden den ganzen Tag über Vorträge gehalten und drei Ausstellungen vorgestellt. Es war das erste Jubiläum seit Langem für das Institut, denn der 100. Geburtstag war nicht gefeiert worden. "Deshalb haben wir es diesmal etwas größer gemacht", sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ruth van Nahl.

Einer der Redner war Professor Norbert Oellers, der die ersten 75 Jahre der Bonner Germanistik beleuchtete und selbst an der Bonner Universität lehrte. Ihre Ursprünge lagen bereits weit vor der Seminargründung 1888. Damals gab es noch kein eigenes Institut, vielmehr waren die Grenzen zwischen den einzelnen Fächern fließend. "Dennoch war die Beschäftigung mit deutscher Sprache und Literatur seit der Universitätsgründung fester Bestandteil des Lehrbetriebes", sagte Oellers.

Diese Spezialisierung der Sprach- und Literaturwissenschaft sei auch der größte Unterschied zur heutigen Zeit, erklärte Dr. Jan Seifert, der mit seinen Studenten die Ausstellung "Schlaglichter" erarbeitete. "Mit den Jahren ist die Philologie viel feingliedriger geworden, und der Fachhorizont hat sich bedeutend erweitert." Das habe man versucht herauszuarbeiten, mit möglichst vielen verschiedenen Methoden. Im Universitätsmuseum gibt es eine Ausstellung über Thomas Kling, der 2005 verstarb und dem die Lyrikdozentur der Universität gewidmet ist.

"Sie geht dem Zusammenhang zwischen literarischem Werk, Raum und Philologie nach", heißt es von den Projektleiterinnen Gabriele Wix und Professorin Kerstin Stüssel. Mit Werken und Medien wird ein Stück von Klings Schreib- und Archivort, der Raketenstation in Neuss, in das Museum geholt. Ein paar Räume weiter werden Interviews gezeigt, die Stüssel mit Ehemaligen der Uni geführt hat.

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