Interimsspielstätte im WCCB 2,47 Millionen Euro für bessere Konzertakustik

BONN · Wenn die Bonner am Sonntag das neue World Conference Center Bonn (WCCB) besichtigen, werden sie dort gleichzeitig die künftige Interimsspielstätte des Beethoven Orchesters sehen. Während der bevorstehenden Sanierung der Beethovenhalle soll der große WCCB-Saal als Konzertsaal dienen - und das lässt die Stadt sich einiges kosten.

2,47 Millionen Euro sind allein für Planung, Beschaffung und Einbau eines Raumakustiksystems (Nachhallanlage) veranschlagt. Stadtverwaltung und Rat hatten die Investition verschoben, um die Debatte um das Festspielhaus abzuwarten. Nach dem Ausstieg der Deutschen Post und dem Scheitern des Projekts holte sich die Verwaltung jetzt die Erlaubnis des Rates, das WCCB nachzurüsten: Nur der Bürger Bund Bonn war dagegen, die Planungen für die Nachhallanlage weiterzuführen.

Die Beethovenhalle soll ab Oktober 2016 für die Sanierung geschlossen und spätestens vor dem Beethovenfest 2018 wieder eröffnet werden. Ab November 2016 will das Beethoven Orchester Konzerte im WCCB-Saal spielen, der dann mit den vorhandenen mobilen Trennwänden verkleinert werden soll.

Das Beethovenfest soll das WCCB 2017 als Spielstätte nutzen; falls die Sanierung länger dauert, auch noch im Jahr 2018. Laut Stadtverwaltung gibt es keine Alternative. Das Opernhaus etwa komme als Interimsspielstätte nicht infrage, weil das Theater stark eingeschränkt würde: Jede Opernaufführung, die für Konzerte ausfalle, bedeute 18.000 Euro Einnahmeverlust, so die Verwaltung.

Weil die Oper mit etwa 1000 Plätzen ein Drittel kleiner sei als der WCCB-Saal, würde das Beethovenfest zudem jährlich 450.000 Euro an möglichen Kartenerlösen verlieren. Im Opernhaus müsse für etwa 180.000 Euro ein sogenanntes Konzertzimmer gekauft werden, das auf der Bühne aufgebaut wird, um die Akustik zu verbessern. Das sei aber zu klein für das Beethoven Orchester in Vollbesetzung.

Auch im WCCB entstehen neben den Investitionen erhebliche Zusatzkosten. Allein für eine Beet-hovenfest-Saison kalkuliert die BonnCC Management GmbH als Betreiberin für Miete und Personalaufwand knapp 450.000 Euro, die dem Festival in Rechnung zu stellen wären.

Für eine Saison mit neun Sinfoniekonzerten des Beethoven Orchesters setzt sie 476.000 Euro an. In dieser Rechnung noch unberücksichtigt: Die Konzerte und nötigen Umbautage im WCCB-Saal schränken das lukrative Konferenzgeschäft der städtischen BonnCC ein. Die Stadtverwaltung hat deshalb für die Dauer der Beethovenhallensanierung das Brückenforum für die Orchesterproben gemietet.

Und sie empfiehlt, das WCCB nicht dauerhaft für das Beethovenfest zu nutzen - gerade im September sei die Nachfrage von Konferenzkunden groß. Stephan Eisel, Vorsitzender der Bürger für Beethoven, hält das alles für zu teuer. Sein Vorschlag: die Sanierung der Beethovenhalle auf das Nötigste zu beschränken und bei laufendem Betrieb durchzuführen - dann brauche Bonn keine Interimsspielstätte.

Das aber ist nach Auskunft der Stadtverwaltung nicht einmal dann möglich, wenn man nur die Betriebssicherheit der Beethovenhalle aufrechterhalten wollte. Die Ratsmehrheit hat aber die Planung einer Sanierungsvariante beschlossen, die 56 bis 70 Millionen Euro kosten könnte. Eine Sanierung bei laufendem Betrieb wäre "logistisch, finanziell und zeitlich unkalkulierbar", so Stadtsprecherin Monika Hörig.

"Mit Sicherheit wäre das Beethovenjubiläum so nicht erreichbar." Endgültig beschließen soll der Rat im Dezember. Eisel nennt es angesichts der Bonner Finanznot "unseriös", bis zu 70 Millionen Euro für eine Mehrzweckhalle auszugeben, die auch nach der Modernisierung nicht die Akustik eines hochwertigen Konzertsaals besitze. Eisel: "Nach dem Festspielhaus-Aus wird es in der Beethovenstadt nur Konzertsaal-Provisorien geben. Dafür sollte man die Kosten so niedrig wie möglich halten."

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