Gut Ostler 20 Tiere geboren, darunter vier Zwillingspaare

LESSENICH/MESSDORF · Osterlämmer braten? Von wegen. Auf Gut Ostler in Messdorf gibt es die plüschigen Schäfchen zum Anfassen. Mehr als 20 kleine Lämmer sind hier in den vergangenen Wochen zur Welt gekommen, darunter vier Zwillingspaare. "Und dieser Tage folgen wohl noch einige", sagt Betreiber Michael Baumgart. Denn immer bei Vollmond werde der Nachwuchs geboren.

 Das ist eines der vier Zwillingspaare: Das weibliche Lämmchen (links) hat ein langes Leben auf Gut Ostler vor sich, der Bruder daneben wird nach sechs Monaten beim Schlachter enden.

Das ist eines der vier Zwillingspaare: Das weibliche Lämmchen (links) hat ein langes Leben auf Gut Ostler vor sich, der Bruder daneben wird nach sechs Monaten beim Schlachter enden.

Foto: Ottersbach

Damit die Kleinen so behütet wie möglich aufwachsen, gibt es sogar eine Kinderstube. "Dort kommen alle Jungtiere mit ihren Müttern rein, damit sie ihre Ruhe haben", erzählt Ivana Koretic, die als Pädagogin auf dem Hof arbeitet. In den ersten zwei Wochen sollte der Nachwuchs keinen Kontakt mit Menschen haben, um nicht von der Mutter abgestoßen zu werden, erzählt sie. Bock Paul, der übrigens der Vater aller Schafe auf dem Hof ist, hat da auch nichts zu suchen. Viel zu rabiat sei sein Benehmen. Er wohnt nebenan, sozusagen in einer WG. Mit Ziegenbock Peter kann er sich nämlich kabbeln, ohne gleich großen Schaden anzurichten.

Während der weibliche Nachwuchs ein langes Leben auf der Weide vor sich hat und im Harem des einzigen Bocks aufwächst, landen die männlichen Nachkommen spätestens nach sechs Monaten beim Schlachter. "Dann sind sie geschlechtsreif", sagt Koretic. Ab da würden sie nicht nur ihre eigenen Schwestern besteigen, sondern auch einen Konkurrenzkampf innerhalb der Herde lostreten. Nur weil das Schicksal der Böcke schon bei der Geburt feststehe, würden sie nicht schlechter behandelt. "Wir ziehen sie mit genau so viel Hingabe auf, wie den Rest der Herde", sagt Koretic. So bekommen die süßen Lämmchen auch mal die Flasche, wenn sie zu schwach sind.

Dass sie irgendwann gegessen werden, sieht Baumgart ganz pragmatisch."Letztendlich ziehen wir die Tiere für den Verzehr heran, weil der Mensch das möchte", sagt er. Ihm ist wichtig, dass das nicht anonym passiere. Regelmäßig lädt er zu offenen Hoftagen ein, an denen die Schafe, Schweine oder auch Hühner besucht und gestreichelt werden können. "Es ist ja nicht so, dass wir keine Beziehung zu unserem Vieh haben und nicht traurig sind." Im Gegenteil: Auf dem Hof habe man sogar die engste Beziehung zu den Tieren. Um nicht zu sehr an ihnen zu hängen, bekommen aber nur die wenigsten einen Namen.

Baumgart ist auch auf die Tiere angewiesen. Ohne sie würde seine Bio-Landwirtschaft nicht funktionieren. Er braucht den Mist, um seine Pflanzen zu düngen. Der Fleischverkauf sei ein Nebenerwerb, weil die Herde nicht unkontrolliert wachsen könne. "Die Menschen dürfen nicht vergessen, wo ihre Nahrungsmittel herkommen", sagt er. Das Schlimmste sei, wenn die Tiere würdelos in Massen gezüchtet würden. Deshalb solle der Verbraucher Kontakt mit ihnen haben.

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