Nach Verbot der Demo 200 Teilnehmende bei Pride-Kundgebung in Bonn

Bonn · Am Samstag haben sich rund 200 Teilnehmende bei der angekündigten Pride-Kundgebung in Bonn versammelt. Eine geplante Demo wurde vorher verboten.

 Rund 200 Teilnehmende machen auf die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen sowie queeren Menschen aufmerksam.

Rund 200 Teilnehmende machen auf die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen sowie queeren Menschen aufmerksam.

Foto: Benjamin Westhoff

Rund 200 Mitglieder der  Bonner LGBTQ-Gemeinschaft haben  sich am Samstagmittag zu einer „Pride“-Kundgebung im Hofgarten versammelt. Sie machten damit auf die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen sowie „queeren“ Menschen aufmerksam. Der englische Begriff steht für die Ablehnung von gesellschaftlich vermeintlich erwünschten Geschlechterrollen.

Alltägliche Diskriminierung, so die Kritik auf der Kundgebung, gebe es auch heute noch. Die Veranstalter, unter anderem die Aids-Hilfe und der AStA der Universität, zeigten sich enttäuscht vom Verbot eines Demonstrationszuges durch die Innenstadt. Während der Kundgebung hielten sich die Teilnehmer streng an die Hygieneauflagen. „Wir sind froh, dass wir überhaupt die Kundgebung abhalten können“, sagte Finn Müller vom Jugendzentrum GAP, einem der Veranstalter. Die Demonstration hatte die Stadt mit Verweis auf nicht einzuhaltende Corona-Schutzmaßnahmen untersagt, da die Veranstalter bis zu 500 Teilnehmer angemeldet hatten. Das Verwaltungsgericht Köln bestätigte das Verbot am Freitag. Für Müller nicht nachvollziehbar: „Wir hatten sogar strengere Schutzmaßnahmen geplant, als sie ursprünglich von der Stadt gefordert waren.“

In einer auf Facebook veröffentlichten Mitteilung wurden die Veranstalter noch deutlicher. Der Polizei und der Stadt werfen sie  Willkür und Ignoranz vor. Die Behörden seien nicht in der Lage gewesen, den Unterschied zwischen einer politischen Demonstration und einem Straßenfest zu erkennen. Viele Christopher-Street-Day-Veranstaltungen vergangener Jahre seien eher solche Feste gewesen. Die LGBTQ-Gemeinschaft, die auch ohne Corona-Krise wenig sichtbar sei, werde durch das Verbot noch unsichtbarer.

„Pride ist keine Party“, sagte auch Kathryn Dimpfel. Wichtig seien unter anderem Inklusion und vollständige Gleichberechtigung. „Gleichgeschlechtliche Paare haben es immer noch schwer, Kinder zu kriegen“, nannte sie als Beispiel. Es gebe noch viel zu tun. Die Kundgebung diente auch dem Zweck, einzelnen Gruppen in der Gemeinschaft – wie zum Beispiel queeren Menschen mit Behinderung oder Fluchtgeschichte – ein Gesicht zu geben. Auf einem Banner wurde außerdem die Abschaffung von Konversionstherapien gefordert. „Diese menschenverachtende Praxis gehört abgeschafft, für Minderjährige, aber auch für Erwachsene“, sagte Dorothea Ugi. Ziel der umstrittenen Psychotherapieform ist, Homosexualität „zu heilen“. Auch Ugi berichtete, dass Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft immer noch Alltagsdiskriminierung erfahren. „Deswegen ist wichtig, mit unseren Themen präsent zu sein.“

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