Hochschulrat sucht bereits Nachfolger 2015 ist für den Rektor Schluss

BONN · Unirektor Jürgen Fohrmann steht im nächsten Jahr für eine zweite Amtszeit nicht zur Verfügung. Das teilte Uni-Sprecher Andreas Archut jetzt mit. Diese Nachricht löste bei Wegbegleitern Fohrmanns großes Bedauern aus.

Er wolle mit Blick auf sein Berufsende noch einmal in sein Fach zurückkehren, erklärte der 60-jährige Literaturwissenschaftler. "Meine Entscheidung ist eine sehr persönliche und von meinem Interesse an der Wissenschaft getrieben. Sie hängt in keiner Weise mit der Universität zusammen", sagte er weiter.

Er schätze die Bonner Universität sehr und hoffe, ihr in seiner Amtszeit gut gedient zu haben. Aber: "Ich wünsche mir wieder mehr Freiräume für meine intellektuellen Interessen, für Vorträge und den wissenschaftlichen Diskurs - alles Dinge, für die ich als Rektor wenig, zu wenig Zeit habe. Ich sehe mich als Wissenschaftler, der zufallsbedingt auch Rektor ist - nicht umgekehrt."

Senat und Hochschulrat der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität haben nun eine gemeinsame Findungskommission eingerichtet, die paritätisch mit jeweils vier Mitgliedern besetzt ist. Die Bewerbungsfrist für das Amt des Rektors läuft bis Ende August.

Hochschulratsvorsitzender Dieter Engels ließ keinen Zweifel daran, dass die Schuhe, die Fohrmann seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin hinterlässt, "sehr, sehr groß sind. Wenn ich sage, ich bedauere seine Entscheidung, ist das viel zu wenig. Ich bin sehr traurig, er war der ideale Rektor für diese Universität", sagte Engels dem GA. Er habe versucht, ihn umzustimmen. "Leider ohne Erfolg. Wir weinen ihm wirklich Tränen nach", sagte Engels, der Fohrmanns unprätentiöse Art und sein Engagement für die Wissenschaftsstadt Bonn lobte.

"Er ist ein außerordentlicher Wissenschaftler und guter Administrator. Eine solche Kombination findet man selten." Auch Bonns Kultur- und Wissenschaftsdezernent Martin Schumacher ist unglücklich über Fohrmanns Schritt. "Wir haben uns von der ersten Stunde an gut verstanden", sagte Schumacher, der seit vier Jahren im Amt ist. Fohrmann sei nicht nur ein kluger Kopf, sondern auch "ein Mann der Tat" und politisch denkend.

Der Rektor habe die Stadt und die Universität ein gutes Stück näher zusammengebracht, etwa durch seine Initiative zur Gründung des Forums Internationale Wissenschaft. Sehr gut sei die Zusammenarbeit mit Fohrmann bisher auch im Zusammenhang mit den vielen Bauprojekten der Uni gelaufen. "Er hat sich vielfach sogar persönlich um die Dinge gekümmert." Als einen Wermutstropfen in der Ära Fohrmann betrachtet Schumacher die jüngste Auseinandersetzung des Rektors mit dem Uni-Orchester "Collegium musicum". "Da ist wohl auf der Kommunikationsebene etwas schief gelaufen".

Lukas Nüse, stellvertretender AStA-Vorsitzender, äußerte sich ebenfalls lobend über den Uni-Rektor. "Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, hatte er doch immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen." Fohrmann war 2009 als Nachfolger von Professor Matthias Winiger gewählt worden.

Er setzte sich damals gegen seine beiden Mitbewerber, den Bonner Pathologie-Professor Reinhard Büttner und die ehemalige Prorektorin der Kölner Universität, Barbara Dauner-Lieb, durch. Der gebürtige Bielefelder hat in seiner Heimatstadt und Münster Germanistik, Geschichte und Literaturwissenschaft studiert. 1991 kam er als Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Allgemeine Literaturwissenschaft an die Bonner Universität.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort