45 Aussteller dabei So lief der 25. Bonner Töpfermarkt auf dem Münsterplatz

Bonn · Zum 25. Mal haben sich am Wochenende Töpferwerkstätten und Keramikkünstler auf dem Bonner Münsterplatz getroffen, 45 Kunsthandwerker haben Können und Produktvielfalt präsentiert. Die Bilanz: Ein hochwertiges Angebot traf auf ein interessiertes, kauffreudiges Publikum.

25. Töpfermarkt in Bonn: Handgemachte Keramik ist wieder gefragt
Foto: Niklas Schröder

Eine bunte, aber auch kostspielige Produktvielfalt haben Kunsthandwerker am Wochenende auf dem Bonner Münsterplatz präsentiert. Der Töpfermarkt feierte Jubiläum. Zum 25. Mal waren rund 45 Töpferwerkstätten und Keramikkünstler aus dem In- und Ausland angereist. Vor allem Gebrauchskeramik aus Steinzeug und Porzellan war bei den Marktbesuchern stark nachgefragt. Aber auch für hübsche Hingucker im sommerlichen Garten hatten die Händler gesorgt. Von Pflanztöpfen, Kräutersteckern, Plastiken und Deko-Kugeln bis hin zu Vogeltränken und Brunnen war das Angebot vielfältig. Porzellanschmuck, handbemalte Fliesenunikate, Wandleuchten und Stelen fanden Bewunderer und Käufer.

„Bisher wird der Markt sehr gut besucht und auch die Verkäufe laufen positiv“, beobachtete Innungsobermeisterin Veronika Dietz (52) an ihrem Stand das Interesse. „Wir freuen uns, dass handgemachte Keramik wieder einen Aufschwung erlebt. Aber leider stirbt unser Handwerk aus“, erklärt Dietz. Sie leitet eine Töpferei in Königswinter. „Obwohl viele junge Menschen bei mir anfragen und ich große Freude an der Weitergabe meines Wissens habe, werde ich die Ausbildung von Keramikern einstellen müssen. Denn ich kann den eingeführten Mindestlohn von Azubis nicht stemmen.“ Lag die Ausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr früher bei 170 Euro monatlich, ist sie nach der Gesetzesänderung auf 515 Euro monatlich gestiegen. Ein zu großer Kostenfaktor für kleine Töpfereien.

Drachenmotiv als Erkennungszeichen

Passend zum Ort Königswinter und dem Drachenfels als Wahrzeichen verziert Dietz viele ihrer Tassen und Becher mit Drachenmotiven. Aber auch zeitlose Blütenmotive sind auf dem Geschirr zu finden. „Besonders beliebt sind bei uns auf den Märkten die Backformen“, weiß Dietz. Zwischen 20 und 30 Euro legen Käufer für Tassen und Becher auf den Tisch. Ein besonders aufwendiges Unikat mit Drachenmotiv kann aber auch schnell rund 200 Euro kosten. „Das sind dekorierte Kunstwerke“, erklärt Dietz.

Katharina Hardt aus Rheinbach hat 2016 eine Ausbildung in einer Töpferei gemacht. Seit einem Jahr ist sie nun selbstständig auf Märkten unterwegs. „Ich wollte ein Handwerk lernen, und das Material Keramik passte da einfach gut zu mir“, erklärt Hardt ihren Entschluss. Der Schritt zur Keramik habe sich jedenfalls gelohnt, findet die 37-Jährige. „Am Anfang muss man seinen Stil finden, auch weil das Arbeiten mit Keramik sehr viele Möglichkeiten bietet. Mit meinen Arbeiten habe ich viele positive Rückmeldungen bei den Kunden bekommen; auch die Keramikgilde hat mich gut aufgenommen.“ Von Hand gedrehte Teller, Becher und Schalen hat sie Zum Bonner Markt mitgebracht, aber auch dekorative Lichterkugeln in verschiedenen Größen. „Jedes Windlicht ist ein Unikat, das ich stundenlang zuschneide“, erklärt Hardt.

Kunden lieben individuelle Keramik

Tina Ilga-Schierz (55) hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. „Ich bin Quereinsteigerin und habe vorher eigentlich Theaterplastik gelernt“, sagt die Bonnerin. „Irgendwann habe ich dann angefangen, Keramik zu drehen und es hat mich nicht mehr losgelassen, weil man damit vielfältige Sachen herstellen kann.“ Teller, Servierplatten, Becher und Schalen bietet sie an. „Bei mir ist henkelfreie Zone“, erklärt Ilga-Schierz mit einem Schmunzeln. Für ihre Keramik greifen die Kunden auch mal tiefer in die Tasche, sagt die Händlerin. „Es gibt viele Menschen, die auf der Suche nach etwas Individuellen sind.“ So werde ein besonderer Becher auch schnell zum liebsten Gebrauchsgegenstand, weiß Ilga-Schierz.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums hatte sich Innungsobermeisterin Veronika Dietz etwas Besonderes ausgedacht. Das Konterfei des Komponisten Ludwig van Beethoven sollte als Wandmosaik aus Fliesen auf dem Münsterplatz gestaltet werden - und zwar mithilfe der Bonner. In einem Pavillon inmitten des Töpfermarktes standen 576 lederharte Fliesen bereit, um von Besuchern mit Stempeln und Ritzen individuell verziert zu werden.

Beethoven-Mosaik zum Jubiläum

Später werden die bearbeiteten Stücke in der Töpferei Dietz in Königswinter in unterschiedlichen Graustufen eingefärbt und gebrannt. Am Ende setzt sie die einzelnen Fliesen zu einem abstrakt gehaltenen Pixel-Gesicht zusammen. Präsentiert wird das fertige circa sechs Quadratmeter große witterungsbeständige Wandmosaik auf dem nächsten Töpfermarkt 2023.

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