B-Team des Beethovenfestes 27-jährige Theresa Fabian schon zum viertel Mal dabei

BONN · Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten am Einlass vor einem Konzert in der Beethovenhalle. Ein Gast fragt nach dem Weg zur Toilette, ein Journalist möchte die Pressekarten abholen, und ihre Kollegin fragt, wann Pause ist. Was machen Sie in welcher Reihenfolge?

 Die Arbeit im B-Team des Beethovenfestes sei ideal für sie, meint Theresa Fabian.

Die Arbeit im B-Team des Beethovenfestes sei ideal für sie, meint Theresa Fabian.

Foto: Barbara Frommann

Diese Frage musste Theresa Fabian 2011 beim Vorstellungsgespräch beantworten - und gab laut ihrer Gesprächspartnerin die dümmste Antwort, die diese bisher gehört habe. Den Job im B-Team des Beethovenfests bekam sie damals trotzdem. "Zum Glück ging es wohl eher darum, wie man mit der Frage umgeht.

Mir macht es einfach Spaß, mit Leuten zu reden", erzählt die 27-Jährige aus Kassel. Gerade hat sie ihre Masterarbeit im Geografiestudium an der Uni Bonn abgeschlossen, momentan arbeitet sie zum vierten Mal beim Beethovenfest. Um die 40 Studenten jobben in diesem Jahr im sogenannten B-Team - die Frauen mit Gehrock und orangefarbenem Beethoven-Halstuch. Einlasskontrolle, Garderobendienst, Merchandiseverkauf, Platzanweisung, Empfänge oder die Blumenübergabe an die Künstler gehören zum Aufgabenspektrum. Die Anforderungen sind dementsprechend hoch.

Fremdsprachenkenntnisse, Erfahrung im Servicebereich, musikalische Grundkenntnisse, einen kommunikativen Charakter und serviceorientiertes Denken sollen die Bewerber mitbringen. Das ist bei Theresa Fabian eindeutig der Fall. "Man muss einfach Spaß daran haben, den Gästen den Abend so schön wie möglich zu gestalten", erzählt sie.

Auch vor der Blumenübergabe habe sie im Gegensatz zu anderen keine Angst. Die Anweisungen dazu, die es im jährlichen Vorbereitungsworkshop gibt, kann sie schnell herunterbeten: "Namensschild abnehmen, die Blumen gut abtrocknen. Dann den Strauß in die linke Hand, dem Künstler die rechte reichen, ein paar nette Worte und den Strauß übergeben. Zum Schluss kommt das Namensschild wieder dran."

Nicht alle Situationen sind so angenehm wie die Blumenübergabe. Um das Konzert nicht zu stören, kann es vorkommen, dass Gäste, die nur wenige Minuten zu spät kommen, bis zur Pause draußen warten müssen. "In solchen Situationen muss man zwar freundlich, aber auch bestimmt sein und darf sich nicht einschüchtern lassen." Viele der B-Teamer sind wie sie schon seit Jahren dabei, auch wenn Fabian lachend gesteht: "Langsam fühle ich mich da schon wie eine Oma."

Während ihres Studiums hat sie viel als Studentische Hilfskraft in Büros der Uni gearbeitet. "Beim B-Team ist man eigentlich immer auf den Beinen, das ist ein guter Ausgleich zum Büro", findet sie, "außerdem ist die Stimmung total gut." So habe sie über die Jahre schon echte Freunde bei der Arbeit kennengelernt. Mit ihren Nebenjobs finanziert sie ihr größtes und liebstes Hobby. "Das Studium konnte ich mit einem Stipendium finanzieren, aber ich reise sehr, sehr gerne." Von Dänemark über Australien bereist sie die halbe Welt - und das kostet.

Als B-Teamer bekomme man die Möglichkeit, hautnah bei den Auftritten bekannter Künstler dabei zu sein. "Man kriegt die Chance, Konzerte zu hören, die man sich sonst nie hätte leisten können", sagt die Studentin. Bleiben Plätze bei den Konzerten frei, dürfen die Studenten kostenlos zuhören. Für Fabian, für die Musik schon immer eine große Bedeutung hatte, ist das ideal. Sie wuchs mit Eltern auf, die die Musik der 70er hörten und im Chor sangen, liebt bis heute Tracy Chapman und hörte schon als Kind am liebsten den "Sommer" aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten".

Heute geht sie oft auf Indiekonzerte. "Auch Klassik höre ich gerne live", sagt sie, "aber auf meinem iPod habe ich das nicht." Neun mal wurde sie 2014 bisher eingesetzt, am besten gefiel ihr das Konzert von Signum Five im Volksbankhaus. "Das war einfach so eine tolle Stimmung." Fasziniert sei sie oft von den unterschiedlichen Spielstätten: "Die Burg Namedy war mein Highlight." Vor dem Konzert erfuhr sie, dass ihre Uroma dort früher als Köchin gearbeitet hat. Als sie daraufhin in der Küche nachfragte, entdeckte sie dort ein Foto ihrer Uroma.

Doch auch wenn sie in der Freizeit gerne singt, klappte es mit dem eigenen Musizieren bisher noch nicht ganz. Nachdem Fabian als Kind schnell frustriert von der Altflöte war, träumt sie nun davon, Cello zu spielen. Bis das klappt, geht sie auf so viele Cello-Konzerte wie möglich. Ihr Lieblingskonzert war ein Auftritt des Cellisten Julian Steckel in der Kirche St. Cyprian: "Das war so schön, ich glaube, ich habe sogar geweint."

Typisch bönnsch

Das sagt Theresa Fabian über ihre Studienstadt:

An Bonn gefallen mir ganz viele Kleinigkeiten: die Bücherschränke, der Café-Roller, die Stummfilmtage.

An Bonn vermisse ich noch ein gemütliches Café. Richtig mit Sesseln, wo man sich auch mal für eine Stunde zum Arbeiten oder Lesen hinsetzen kann.

Mein Lieblingsplatz in Bonn ist der Rhein. Ich finde, es ist einfach wichtig, dass eine Stadt am Wasser liegt.

Typisch bönnsch ist für mich der Widerspruch, dass die Bonner gerne feiern - und sich dann trotzdem über den Lärm beschweren.

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