Kundgebung auf dem Marktplatz in Bonn 300 Menschen protestieren gegen Krieg in der Ukraine

Bonn · Rund 300 Menschen haben sich am Freitagabend auf dem Marktplatz in Bonn zum ersten Jahrestag des russischen Angriffskrieges mit der Ukraine solidarisiert. Einige Teilnehmer nehmen lange Anfahrt zur Kundgebung auf sich.

Vor der Bühne auf dem Markplatz sollen Kinderschuhe an die im Krieg getöteten Mädchen und Jungen erinnern.

Vor der Bühne auf dem Markplatz sollen Kinderschuhe an die im Krieg getöteten Mädchen und Jungen erinnern.

Foto: Sebastian Flick

Hartwig Bögeholz erinnert sich noch ganz genau daran, als er vor einem Jahr die Meldung vom Beginn des Ukraine-Krieges hörte: „Ich bin nachts aufgewacht und habe gehört, dass die ersten Bomben gefallen sind“, erinnert er sich. Am ersten Jahrestag des russischen Angriffskrieges steht der Soziologe aus Bad Honnef auf dem Marktplatz in Bonn und trägt ein Schild mit der Forderung „Putin Down“. Rund 300 Personen sind am Donnerstagabend zu der Solidaritätskundgebung gekommen, darunter auch eine sehr große Zahl an Ukrainern, die aus ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet sind.

Eine weite Anfahrt haben Valeria und Algirdas Vencloviene auf sich genommen, um an der Kundgebung vor dem Alten Rathaus teilnehmen zu können: Sie sind extra aus Mönchengladbach angereist. Gebürtig kommt das Paar aus Litauen. „Unser Herz schlägt mit der Ukraine“, erklären sie. Den Krieg verfolgen die beiden mit Fassungslosigkeit: „Es ist schrecklich, mit ansehen zu müssen, wie unschuldige Menschen ums Leben kommen. Die militärischen Aktionen Russlands sind für uns nicht nachvollziehbar“, sagt das Paar.

Wiltraut Reich breitet währenddessen gemeinsam mit Karina Gabrielyan und einigen weiteren Teilnehmern der Kundgebung eine große Ukraine-Fahne aus. „Wir sind heute hier, weil wir für Freiheit einstehen. Freiheit ist das höchste Gut“, sagt die Bonnerin. Die unfassbare Brutalität des Krieges habe sie sehr schockiert. „Machthunger, Gefräßigkeit und Gier bringen uns alle um“, sagt Reich. Die Angst, dass sich der Krieg auf Europa ausbreiten könnte, steht vielen ins Gesicht geschrieben.

„Wenn Putin die Ukraine besiegt, macht er vor Nichts mehr halt“, befürchtet Bögeholz. In den 1990er Jahren war der Soziologe selbst in Russland gewesen, um ein Buch zu schreiben. Dass man den Krieg mit Gesprächen beenden kann, hält er für vollkommen unrealistisch. „Ohne Waffenlieferungen ist die Ukraine erledigt“, meint Bögeholz.

Kinderschuhe sollen an getötete Kinder erinnern

Aufmerksam verfolgen die Teilnehmer der Kundgebung die Reden und Musikbeiträge. Oberbürgermeisterin Katja Dörner spricht als Erste. „Es ist ein sehr wichtiges und starkes Zeichen der Solidarität, das wir heute von hier gemeinsam in die Ukraine senden wollen“, sagt sie und erinnert an die vielen Tausenden Menschen, die seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffs ihr Leben verloren haben und gefoltert wurden. Dörner erinnert auch an die Russen, die sich gegen den Krieg stellen, mit Strafen verfolgt werden und um ihr Leben fürchten müssen. „Auch ein Jahr nach Beginn des Krieges ist kein Ende abzusehen“, so die Oberbürgermeisterin. Vor dem Alten Rathaus stehen 433 Paar Kinderschuhe. Mit der Anti-Kriegs-Installation möchte man den Mädchen und Jungen gedenken, die im Krieg getötet wurden.

Katrin Trushevskyy ist gerade von einer großen Hilfsaktion aus der Ukraine nach Bonn zurückgekehrt. Sie war mit dem Bonner Verein Help – Hilfe zur Selbsthilfe ins Kriegsgebiet gereist, um die Wirtschaft zu unterstützen. „Die Stärke und Kreativität der Menschen vor Ort ist beeindruckend“, sagt sie.

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