Stadtwerke verfeuern gehamsterten Müll 3000 Tonnen Ballen sorgen für Dampf im Heizkraftwerk-Nord

BONN · Ulrich Fels und seine Kollegen halten die Bonner Müllverwertungsanlage (MVA) am Laufen. Seit Dienstag piksen sie einen Ballen Abfall nach dem anderen mit dem Stapler auf und fahren sie um die Ecke zu den drei Öfen. Die sollen jetzt, wo nicht so viel Abfall angeliefert wird, weiterlaufen und das benachbarte Heizkraftwerk-Nord an der Karlstraße mit Dampf versorgen.

Mit dem Stapler pikst Ulrich Fels den verpackten Müll auf und fährt ihn um die Ecke zur Verbrennung.

Mit dem Stapler pikst Ulrich Fels den verpackten Müll auf und fährt ihn um die Ecke zur Verbrennung.

Foto: Max Malsch

Die Stadtwerke Bonn (SWB) haben im August 3000 Tonnen Müll für den Winter gesammelt und mit einer mobilen Anlage in Folie gepackt. 1500 Ballen werden jetzt bis Mitte Januar verfeuert. In jedem Ofen herrschen dabei Temperaturen von 1050 Grad, wie MVA-Geschäftsführer Manfred Becker sagt.

Die Anlage brauche täglich zwischen 750 und 800 Tonnen Abfall für den Betrieb. Doch im Winter kann es da knapp werden: Der Gewerbeabfall, der 30 Prozent des kompletten Aufkommens ausmacht, sinkt rapide, weil laut Becker viele Betriebsferien haben. Man solle auch nicht meinen, dass es an Weihnachten mehr Müll gebe, denn da falle vor allem Papier an, was in der blauen Tonne, aber nicht bei der MVA landet.

So haben die SWB nun schon zum dritten Mal Ballen gehortet und werden es auch noch einmal im nächsten Jahr tun. Doch dann ist mit diesem Verfahren Schluss, da noch vor dem nächsten Weihnachten der neue Müllbunker - früher als erwartet - in Betrieb genommen werden soll. In den alten, der dann saniert wird, passen 5000 Tonnen Müll (9800 Kubikmeter). Später können nun weitere 2500 Tonnen gelagert werden, der gesamte Lagerraum beträgt dann rund 14.000 Kubikmeter.

"Der neue Bunker kostet 15 Millionen Euro", sagt Becker. "Vor Weihnachten kam das Dach darauf", ergänzt SWB-Vizesprecherin Veronika John. Auch die Träger für die Kranschiene seien schon installiert. Denn bevor später der Müll in die Öfen landet, wird er mit einem riesigen Greifer einmal umgeschichtet, gelockert und verteilt.

Unterm Strich würden die Verbrennungspreise sinken, sagt Becker, da ab 2016 die Abschreibungen entfallen und weitere Abläufe optimiert würden. Auch der Bürger zahlt nicht drauf: Denn wie die Stadt jetzt mitteilte, werden die Abfallgebühren 2015 um 2,7 Prozent gesenkt. Im Sommer benötigt das Heizkraftwerk nicht so viel Energie. Da nutzen die SWB die Zeit, mit den Öfen in Revision zu gehen. Das bedeutet, dass einer nach dem anderen für jeweils dreieinhalb Wochen abgeschaltet wird.

Ulrich Fels ist nun zwei Tage im Einsatz, bis er am Stapler abgelöst wird und wieder seiner Tätigkeit als Schlosser nachgehen kann. Der Mülltransport ist nicht so angenehm, dass es bisweilen schon etwas stinkt. "Man gewöhnt sich aber an den Geruch", sagt Fels.

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