Erste „Kidical Mass“ Familien demonstrieren in Bonn für bessere Radwege

Bonn · Rund 350 Demonstranten schwangen sich bei der ersten „Kidical Mass“ in Bonn auf den Sattel. Ihre Forderung: Sichere Radwege für Kinder. Die Initiative „Radentscheid Bonn“ hält ein ganzheitliches Verkehrskonzept für notwendig.

 Erste „Kidical Mass“ in Bonn: Die Familien-Fahrraddemo zog am Sonntag an der Südunterführung durch die City.

Erste „Kidical Mass“ in Bonn: Die Familien-Fahrraddemo zog am Sonntag an der Südunterführung durch die City.

Foto: Benjamin Westhoff

Inzwischen sollten sich die Bonnerinnen und Bonner daran gewöhnt haben, dass der Verkehr jeden letzten Freitag im Monat langsamer läuft als gewohnt: Dann bestimmen die Fahrradfahrer der „Critical Mass“ das Straßenbild, um für eine bessere Fahrradinfrastruktur zu protestieren.

Nun schob sich am Sonntagnachmittag eine Kolonne von Radfahrern, hauptsächlich Familien mit Kindern, durch die Straßen. Zur familienfreundlichen Zeit fand zum ersten Mal die „Kidical Mass“ statt, eine ans Konzept der Critical Mass angelehnte, aber offiziell angemeldete Fahrrad-Demo für Familien. Die Teilnehmer fordern mehr Sicherheit für Kinder auf dem Rad und bessere Radwege.

„Das Problem ist offensichtlich: Sobald man als Radfahrer auf einer großen Straße fährt, hat man keinen geschützten Bereich mehr“, sagt Tobias Mandt von der Initiative „Rad-
entscheid Bonn“, welche die Kidical Mass organisiert hat. „Links fließt der Verkehr, rechts parken Autos.“ Wegen der gefährlichen Situation würden viele Eltern ihre Kinder nicht alleine Fahrrad fahren lassen oder das Auto bevorzugen. „Wir wollen erreichen, dass Eltern die Kinder wieder unbesorgt Fahrrad fahren lassen können“, so Mandt.

Von Schwierigkeiten auf dem Rad erzählt auch der dreifache Familienvater Peter Laffin aus Plittersdorf, der mit seinem fünfjährigen Sohn und dessen kleiner Schwester zur Demo gekommen ist. Die Familie hat kein Auto, ist also auf das Fahrrad angewiesen. Gerade der Weg zum Kindergarten stelle ein Problem dar. „Die Fußwege, auf denen der Kleine fährt, sind oft mit Autos zugeparkt“, beklagt Laffin. Außerdem müsse das Kind an Straßenecken meist absteigen, weil Bordsteine nicht abgesenkt seien. Auf der Straße seien die Schutzstreifen für Radfahrer zu schmal, Überholen ist nicht möglich.

Ähnliches hört man von vielen Teilnehmern: Die achtjährige Stella findet, dass sie mit ihrem Rad manchmal zu wenig Platz hat. „Dann muss ich manchmal ein bisschen auf dem Fußweg fahren.“ Ihrer Mutter Nadja Carazo ergänzt, dass Autos in der Fahrradstraße, in der sie wohnten, oft viel zu schnell führen. Einer Familie aus Troisdorf fiel der Unterschied zur eigenen Heimatstadt schon auf der Anfahrt auf. „Ich bin hier in Bonn echt ins Schwitzen gekommen“, sagt die Mutter, weil man so sehr aufpassen müsse.

Doch wie ließen sich diese Probleme lösen? Laut Tobias Mandt muss die Stadt ein ganzheitliches Verkehrskonzept erstellen. „Es geht nicht primär darum, den Autos einfach nur Platz wegzunehmen, sondern Alternativen anzubieten.“ Wenn sich mehr Leute fürs Rad entschieden, bliebe mehr Platz für die restlichen Autos. Als positives Beispiel nennt Mandt den breiten abgegrenzten Fahrradstreifen an der Sandkaule. „So etwas wäre auch an anderen Stellen möglich.“ Er zählte am Sonntag rund 350 Demonstranten. Die Kidical Mass solle nun ebenfalls monatlich stattfinden.

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