Erster Prozesstag 36-Jähriger gesteht Beilattacke auf seine Ehefrau

BONN · Die 38-jährige Mutter von elf Kindern, die im Zeugenstand vor dem Schwurgericht Platz nimmt, ist gezeichnet von dem, was ihr Ehemann ihr am 16. Mai antat: Da schlug der 36-Jährige mit einem Fleischbeil auf sie ein und traf sie an Kopf, Nacken, im Gesicht, an Armen und Händen.

 Vor Prozessbeginn: Ein Wachtmeister löst beim Angeklagten die Handschellen.

Vor Prozessbeginn: Ein Wachtmeister löst beim Angeklagten die Handschellen.

Foto: jeschor

Der Staatsanwalt wirft ihm heimtückischen versuchten Mord vor, doch glaubt man dem Angeklagten, hatte er bei der Tat einen Blackout.

Zwar weiß er noch, dass er zuschlug, wie er am ersten Prozesstag zugibt. Und der Gelegenheitsarbeiter gesteht auch, seit Jahren so viel Geld für seine Spielsucht ausgegeben zu haben, dass seine Frau kein Geld mehr für Essen hatte. Oft habe es deshalb Streit gegeben, und Anfang des Jahres habe seine Frau ihm die Trennung verkündet und die sechs kleinsten der zehn gemeinsamen Kinder in Heime gegeben.

Geschlagen habe er seine Frau aber nur einmal vor der Tat: Im März habe er sie geohrfeigt, und sie habe ihn von der Polizei der Wohnung verweisen lassen. Danach habe er bei Mutter, Freunden und auch auf der Straße übernachtet. Und von seinen Kindern erfahren, dass sie einen anderen hatte.

Am 16. Mai sei er zu ihr in die Wohnung, um den Kindern Essen zu bringen. Und seine Frau zu bitten, ihn wenigstens im Keller schlafen zu lassen. Sie habe erst ja und dann nein gesagt. Es sei zum Streit gekommen, und als sie im Bad stand, um sich für eine Verabredung fertig zu machen, habe sie eine böse Bemerkung gemacht. Da sei alles schwarz geworden: Er habe das Fleischbeil gesehen, gepackt und damit zugeschlagen. Dann habe er das Blut gesehen und sei gegangen. Was sie gesagt habe, wisse er nicht mehr.

Seine Frau aber schildert alles etwas anders. Sie war 19 und hatte schon ein Kind, als sie den damals 17-Jährigen kennenlernte und mit ihm zehn Kinder bekam. Sie erklärt, er habe sie und auch die Kinder immer wieder geschlagen. Das Jugendamt sei informiert gewesen. "Ich hätte ihn viel früher verlassen müssen", sagt sie nun. Am Tattag habe sie ihm aus Mitleid erlaubt, im Keller zu schlafen, ihm aber erklärt, er müsse die Wohnung verlassen, bis sie von ihrer Verabredung zurück sei.

Als sie im Bad vor dem Spiegel gestanden habe, habe sie plötzlich etwas wie einen "Stromschlag am Kopf gespürt". Dann habe sie ihn gesehen und gemerkt, dass er auf sie einschlug. "Ich habe mich fallen lassen und tot gestellt", sagt sie. Das Beil, so erklärt sie sei nicht in der Wohnung gewesen. Als er weg war, schleppte sie sich zu Nachbarn. Mit gebrochenen Nackenwirbeln, abgeschlagener Fingerkuppe und Verletzungen an Kopf und Arm kam sie ins Krankenhaus. Ihre linke Hand spürt sie nur noch teilweise, ihren Arm kann sie nicht mehr belasten. Sie leidet immer noch unter Albräumen und Angstzuständen und befindet sich in Therapie.

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