Typisierungsaktion in Bonn 365 Mal Hoffnung für Gerhard Kinast

Bonn · Familie, Freunde, Vereinskameraden – alle hofften am Samstag in der Turnhalle des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, dass ein Stammzellenspender für Gerhard Kinast gefunden wird. In vier Stunden ließen sich 365 Bonner registrieren.

 Martina Dagles nimmt Nathalie Mosblech bei der Typisierungsaktion Blut ab.

Martina Dagles nimmt Nathalie Mosblech bei der Typisierungsaktion Blut ab.

Foto: Barbara Frommann

Augen zu und durch. „Das wäre wirklich sehr peinlich wenn mir jetzt übel wird“, lacht Norbert D. und streckt seinen Arm aus. Doch der Student schlägt sich tapfer. Sekunden später ist alles vorbei. Fünf Milliliter seines Bluts stecken nun in einem Röhrchen, das sicher verpackt in einer Styroporbox steht. „Das war wirklich keine große Sache. Wenn ich damit jemandem helfen kann“, erzählt er und genießt zur Stärkung ein Stück Kuchen.

„Ich bin wirklich sehr beeindruckt, wie groß die Resonanz auf unseren Aufruf ist“, erzählt Volker Keppler, Vorsitzender des Bonner Ruder-Vereins 1882. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen organisierte er diese Registrierung für ihren Vereinskameraden Kinast. Innerhalb von vier Stunden ließen sich 365 Bonner als potenzielle Spender registrieren. Zusätzlich wurden an diesem Tag 3391 Euro für die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) gespendet.

Das Leben von Gerhard Kinast änderte sich erst vor wenigen Wochen. „Ich dachte, dass ich mir einen hartnäckigen Infekt eingefangen habe“, erzählte er im Gespräch mit dem GA. Doch als es nach Wochen nicht besser wurde, ließ er sich gründlich untersuchen und bekam dann die Schockdiagnose: Er leidet an einer äußerst aggressiven Form der Leukämie. Nur eine Stammzellenspende kann das Leben des Familienvaters retten.

In dieser Situation konnte er sich auf seine Ruderfreunde verlassen. Innerhalb weniger Tage organisierten Volker Keppler und Vorstandsmitglied Irmgard Schuppert gemeinsam mit der DKMS eine große Typisierungsaktion. „Wir haben so viel Unterstützung erhalten“, berichtet Keppler. Denn nicht nur Ruderer aus den verschiedenen Verbänden, auch Mitglieder der Bonner Sportvereine, das Bundesverkehrsministerium, das Bun-desinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, die Volksbank sowie die Uni unterstützten die Aktion. „Die Hilfsbereitschaft ist unglaublich groß.“

Das bestätigt auch Maria Schmidt von der DKMS. „Gleich zu Beginn kamen viele Freiwillige. Die Resonanz ist einmalig.“ Da der 63-Jährige sehr schnell eine Stammzellentransplantation braucht, wurden jedoch nicht Speichel-, sondern Blutproben entnommen. Daraus lassen sich schneller die verschiedenen Gewebemerkmale identifizieren. Innerhalb von sechs Wochen werden alle Blutspenden ausgewertet sein. Dann weiß man, ob ein genetischer Zwilling für Gerhard Kinast gefunden wurde.

„Er ist guter Dinge und sehr optimistisch“, hofft Keppler gemeinsam mit den Bonner Ruderern. Genau diese Hoffnung und Zuversicht wird er brauchen, um wieder in sein altes Leben zurück zu kehren. Denn: In einem halben Jahr will Gerhard Kinast wieder in einem Ruderboot auf dem Rhein sitzen. „Das hat er uns gerade mitgeteilt“, so der Vorsitzende.

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