Matratze ging in Flammen auf 40-Jähriger wegen schwerer Brandstiftung in Bonn vor Gericht
Bonn · Der 40-jährige Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in Kessenich muss sich vor dem Bonner Landgericht wegen besonders schwerer Brandstiftung verantworten. Am 25. Oktober 2021 war die Matratze in seinem Zimmer in Flammen aufgegangen.
An das Feuer könne er sich nicht erinnern, erzählte am Montag die Verteidigerin im Namen des Angeklagten, der den Blick tief gesenkt hielt. Auch nicht daran, wie es dazu kam, dass seine Matratze in dem spartanischen Zimmer im Block zwei der Wohncontaineranlage am Rheinweg 36 in Flammen aufgegangen ist. Alles, was er vom 25. Oktober 2021 noch weiß, sei, dass er eine Zigarette geraucht habe. Selbst die Gefahr, in der er sich nach Verlassen des brennenden Zimmers befand, wie auch seine eigene Rettung aus dem qualmenden Flur haben in seinem Gedächtnis keine Spuren hinterlassen. Sicher ist sich der seit langem geduldete Flüchtling nur in einem: „Ich wollte niemanden umbringen!“
Vor dem Bonner Landgericht muss sich seit Montag der Sohn eines deutschen Vaters und einer marokkanischen Mutter unter anderem wegen besonders schwerer Brandstiftung verantworten, da nicht auszuschließen ist, dass der Angeklagte – nach jahrelangem Drogenmissbrauch – an einer psychiatrischen Störung leidet. Deshalb geht Sebastian Buß von der Bonner Staatsanwaltschaft von einer eingeschränkten Schuldfähigkeit zur Tatzeit aus.
Der Brandfall, so der Ankläger, sei für alle Bewohner noch glimpflich abgelaufen: Denn als die Brandmeldeanlage um kurz vor 21 Uhr Alarm auslöste, war gerade ein Wagen des Rettungsdienstes in der Nähe der Unterkunft. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, konnten die Helfer den Angeklagten, den sie völlig verwirrt im Rauch angetroffen hatten, aus dem Container holen. Auch alle anderen 32 Bewohner der Flüchtlingsunterkunft konnten sich unverletzt ins Freie retten. Das Gebäude jedoch sei gravierend zerstört worden, auch wenn eine Schadenshöhe nicht bekannt ist. Die Fensterrahmen aus Kunststoff schmolzen in der Hitze, auch die metallenen Blechwände wurden aus der Form gebracht – und die gesamte Anlage war unbewohnbar: Alle Bewohner mussten in der Brandnacht noch auf andere Unterkünfte verteilt werden.
Eine psychiatrische Zuspitzung hatte sich beim 40-Jährigen in den vergangenen Jahren angedeutet: Allein im Jahr 2021 war er bereits zehnmal in der Bonner LVR-Klinik. Auch sonst ist der Angeklagte nicht zum ersten Mal auffällig geworden. Neben dem Feuer hatte er – ebenfalls ohne Bewusstsein, wie er schwor – auf der B9 nachts mit Pflastersteinen nach Autos geworfen. Einen Jaguar traf er auf der Motorhaube. Der Angeklagte selbst möchte unbedingt in einer Entzugsklinik untergebracht werden.