Magnetresonanztomograph zieht zum Venusberg 40 Tonnen am Haken

Bonn · Maßarbeit war am Donnerstag gefragt. Ein 40 Tonnen schwerer Magnetresonanztomograph wurde von Buschdorf auf den Venusberg transportiert.

 In Buschdorf wird das 40 Tonnen schwere Gerät zunächst aus der Halle gezogen.

In Buschdorf wird das 40 Tonnen schwere Gerät zunächst aus der Halle gezogen.

Foto: Barbara Frommann

Der Anblick erinnerte mehr an eine Dampfmaschine als an medizinische Hochtechnologie: Kleine Dampfschwaden steigen permanent aus dem fassförmigen Metallkoloss auf, den Mitarbeiter eines Schwertransportspezialisten am Donnerstagvormittag mit einem Seilzug auf Panzerrollen aus dem Institut des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) an der Ernst- Robert-Curtiusstraße in Buschdorf ziehen.

„Die Schwaden stammen von dem flüssigen Helium, das wir zu Kühlungszwecken in den Tomographen gefüllt haben und das nun verdampft“, weiß Roland Güde. Der Projektmanager von Siemens Healthcare hatte schon vor vier Jahren die Aufstellung des Geräts begleitet und ist beim Umzug wieder dabei.

Der Magnetresonanztomograph muss permanent gekühlt werden, und das geschieht durch die insgesamt 2500 Liter Helium. „Um die 600 Liter des Edelgases werden allerdings während des Transports verloren gehen und müssen am neuen Standort sofort wieder aufgefüllt werden“, erläutert Güde.

Hans-Gerd Escher wirkt gelassen, und von Aufregung ist bei der ganzen Aktion wenig zu spüren: „Ein solcher Transport ist für uns eigentlich business as usual: Das Gerät ist weder besonders sperrig, noch stellen 40 Tonnen für uns eine besondere Herausforderung dar“, erläutert der Colonia-Projektleiter.

Dennoch sind neben dem 96-Tonnen-Kran gleich vier Tieflader vonnöten, die nun auf den eigens gesperrten Parkflächen rund um den ehemaligen DZNE-Institutssitz stehen. „Allein drei brauchen wir zum Transport der zusammen 120 Tonnen Ballast“, sagt Escher. Schon von Weitem ist der 24 Meter hohe Kran zu sehen, an dem der Stahltrumm gegen 11 Uhr dann endlich mit leichter Verspätung auf sein Transportgestell gehievt wird.

„The Eagle has landed“, kommentiert Dirk Föger die Aktion, nachdem die 40-Tonnen-Fracht sanft in ihrem Gestell auf einem der Tieflader ruht. Der Sprecher des medizinischen Forschungsinstituts DZNE ist zur Stelle, um Pressevertreter über die Arbeiten zu informieren, denn schließlich ist ein solch aufwendiger Transport für das Forschungsinstitut alles andere als Alltag.

„Das 7-Tesla-MRT ist eines von nur acht bundes- und 21 Geräten europaweit“, erzählt er. Ein 7-Tesla-MRT liefere mit seinem starken Magnetfeld deutlich detaillierte Bilder des Gehirns als die gängigen Geräte in Radiologiepraxen. „Die haben maximal drei Tesla. Zum Vergleich: Das Erdmagnetfeld hat circa 50 Mikrotesla, unser Gerät ist also etwa 100 000-mal stärker.“

Die Verzögerung sei entstanden, „weil wir die Kühlung nur für einen möglichst kurzen Zeitraum unterbrechen wollten“, erklärt Transportprofi Escher. Die „Nachfüllpackung“ Helium muss bis Freitagmorgen reichen: „Gegen vier Uhr morgens geht es dann hoch zum Venusberg – dann ist am wenigsten Verkehr.“

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