Rückgang auch in Bonn spürbar 400 Blutspenden fehlen täglich in NRW

Bonn · 400 – so viele Spender fehlen dem Blutspendedienst West des Deutschen Roten Kreuzes derzeit täglich. Auch am Universitätsklinikum Bonn (UKB), am Helios-Klinikum Bonn/Rhein-Sieg und in den GFO Kliniken Bonn ist der Rückgang an Blutkonserven spürbar.

 Teresa Proff (l.), Gesundheits- und Krankenpflegerin am Universitätsklinikum Bonn (UKB), nimmt Spenderin Christina Becher Blut ab.

Teresa Proff (l.), Gesundheits- und Krankenpflegerin am Universitätsklinikum Bonn (UKB), nimmt Spenderin Christina Becher Blut ab.

Foto: Sandra Hadenfeldt

Kurz vor Jahresende fehlt es an Blutkonserven. Der Blutspendedienst Deutsches Rotes Kreuz (DRK) West berichtet, dass die Menschen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland bis zu 20 Prozent weniger Blut spenden. Infolgedessen können die Bedarfe der Kliniken für die Patienten nicht mehr vollumfänglich bedient werden.

Das DRK sei dazu verpflichtet, einen bestimmten Lagerbestand vorzuhalten, berichtet David Küpper, Sprecher des Blutspendedienstes DRK West. Aus diesem Grund kürzte das DRK die Herausgabe von seltenen Blutgruppen, beispielsweise Null-negativ, um 30 bis 35 Prozent. Um die Lager wieder aufzufüllen und die Versorgung sicherzustellen, benötigt der DRK-Blutspendedienst West täglich bis zu 3500 Blutspenden. Diese Zahlen können, laut Küpper, jedoch nicht erreicht werden.

Küpper: „Täglich fehlen uns 400 Spender“

„Täglich fehlen uns 400 Spender“, erklärt Küpper. Ohne Corona würden im Gebiet des DRK West 3400 Menschen täglich Blut spenden. Unter den Spendern befinden sich viele Mitarbeiter von Unternehmen, bei denen das DRK Blutspende-Tage organisiert. Aufgrund der Pandemie arbeiten viele Mitarbeiter von zu Hause aus. Sie können nicht erreicht werden und können somit nicht spenden.

Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am Uniklinikum Bonn (UKB), berichtet, dass die Kürzungen des DRK mit den eigenen Blutspenden teilweise ausgeglichen werden können. Der Rückgang des Blutspendeaufkommens sei aber auch beim Blutspendedienst des UKB spürbar. So kommen 40 Prozent der Blutkonserven mit roten Blutkörperchen (Erythrozyten-Konzentrate) aus eigener Herstellung und 60 Prozent von außerhalb, vor allem vom DRK. Bei Engpässen unterstützen andere Blutspendedienste aus ganz Deutschland das UKB, und das DRK habe außer der Regelbelieferung ein Notfallkontingent, so Oldenburg. Operationen müssen demnach nicht abgesagt werden, aber die Ärzte werden dazu angehalten, das Blut sehr bewusst einzusetzen.

Blut nur bis zu sechs Wochen haltbar

Wenn alle auf einmal spenden, helfe das aber nicht, so Oldenburg, zumal das Blut nur bis zu sechs Wochen haltbar gemacht werden kann. Außerdem können wegen der Abstandsregelungen weniger Spender in die Räume des Blutspendedienstes kommen. Aus diesem Grund vergibt das UKB Termine, auch per App. Es sei wichtig, dass die Termine voll ausgenutzt werden und dass die Blutspendebereitschaft das ganze Jahr über hochgehalten werde, betont Oldenburg. Am dringendsten werden Spenden der Universalblutgruppe Null-negativ benötigt.

Am Helios-Klinikum Bonn/Rhein-Sieg bemerke man ebenfalls einen Rückgang der Blutspenden, berichtet Christina Fuhrmann, Referentin für Unternehmenskommunikation. Jedoch sei die Blutbank am Klinikum mit allen nötigen Blutkonserven gefüllt. Bei Engpässen werde die Einrichtung zusätzlich durch das Helios-Netzwerk unterstützt. Fuhrmann erklärt außerdem, dass der Rückgang der Blutspenden mit den Zulassungskriterien für Spender zusammenhänge. Personen, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, dürfen frühestens vier Wochen nach Genesung wieder Blut spenden.

GFO Kliniken Bonn: Versorgung der Patienten gesichert

Dorothea Adams, Leiterin der Unternehmenskommunikation für die GFO Kliniken Bonn (Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen), sagt, dass das Konservenaufkommen im Verlauf dieses Jahres niedrig gewesen sei. Die Versorgung der Patienten sei aber gesichert und es gebe keine Einschränkungen bei notwendigen Operationen.

Christina Becher spendet in diesem Jahr zum zweiten Mal ihr Blut am UKB. „Für mich hat die Spende nur Vorteile. Das Blut wird kontrolliert, und als Aufwandsentschädigung gibt es ein Frühstück“, sagt sie. 500 Milliliter sind ihr abgenommen worden, daraus werden 300 Milliliter Erythrozyten-Konzentrat gewonnen, erklärt Oldenburg. Im Jahr werden um die 30.000 Erythrozyten-Konzentrate am UKB benötigt. 12.000 bis 15.000 für die Umgebung. Notfälle, wie ein schwerer Unfall oder große Operationen, beispielsweise Lebertransplantationen, können zwischen 50 und 100 Blutkonserven verbrauchen.

Laut DRK konnte der Blutbedarf der Kliniken zum Jahresbeginn gedeckt werden. Im Frühjahr und Sommer brach das Blutspendeaufkommen jedoch ein, und im Herbst gingen die Zahlen der Blutspender weiter zurück. Grund für diese Entwicklung seien die steigenden Inzidenzen, Urlaubszeiten, aber auch die Flutkatastrophe im Ahrtal.

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