Bonner Altpolitiker wurde angegriffen 44-Jähriger wollte Hans Wallow wohl erpressen

Bonn · Ein 44-Jähriger hat den Bonner Altpolitiker Hans Wallow im vergangenen Jahr mit einer Gaspistole bedroht und steht jetzt vor dem Bonner Landgericht. Er gab an, dass er Wallow erpressen wollte.

 Fünf Monate nach dem Angriff: Hans Wallow, ehemaliger SPD-Bundestagabgeordneter, sitzt als Nebenkläger neben seiner Anwältin im Gerichtssaal.

Fünf Monate nach dem Angriff: Hans Wallow, ehemaliger SPD-Bundestagabgeordneter, sitzt als Nebenkläger neben seiner Anwältin im Gerichtssaal.

Foto: dpa/Oliver Berg

„Ich habe das als einen Mordversuch empfunden.“ Mit diesen drastischen Worten schilderte der frühere Bonner SPD-Politiker Hans Wallow am Mittwoch im Zeugenstand den Angriff auf sich. Vor dem Bonner Landgericht hat der Prozess gegen den 44-jährigen Tatverdächtigen begonnen, der den 80-Jährigen am 18. Dezember vergangenen Jahres in dessen Wohnung bedroht haben soll. Die Anklage lautet allerdings nicht auf versuchten Mord, sondern nur auf versuchte gefährliche sowie vorsätzliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz.

Zumindest die verwendete Schusswaffe dürfte den Altpolitiker nicht in Lebensgefahr gebracht haben: Bei der Tatwaffe handelte es sich nämlich nur um eine Gasdruckwaffe, einen sogenannten PTB-Revolver. Laut Anklage war der 44-Jährige am 18. Dezember mit einer skurrilen Forderung vor der Tür von Wallows Haus aufgetaucht: Er solle ein vorbereitetes Schreiben unterzeichnen, in dem er sich von Simone de Beauvoir und Jean-Paul-Sartre distanziert. Offenbar kannten der mutmaßliche Täter und sein Opfer einander: Der 44-Jährige soll der Sohn eines Bekannten sein, in dessen Verlag Wallow in den 80er-Jahren ein Buch herausgegeben hat. Allerdings hatte der frühere Politiker den Mann zuletzt im Kindesalter gesehen.

Täter gesteht

Zu Beginn der Verhandlung wies der Anwalt auf die Aussage hin, die sein Mandant gegenüber dem Ermittlungsrichter abgelegt hat. Darüber hinaus wolle der Angeklagte zunächst schweigen. „Im Großen und Ganzen stimmt, was man mir vorwirft, äußerte sich der 44-Jährige in dem Geständnis, das der Richter in der Folge verlas.

Mit dem vorbereiteten Schreiben habe er den Politiker erpressen wollen. Wie genau, bleibt allerdings zunächst sein Geheimnis, denn der Inhalt klang alles andere als logisch stringent. Am Tattag – so verlas der Vorsitzende Richter die Aussage des Angeklagten weiter – habe er zunächst unter einem Vorwand die Toilette des Altpolitikers benutzt. Beim Verlassen des WCs habe er dann den Gasrevolver auf Wallow gerichtet. Es hätten sich zwei Patronen in den insgesamt fünf Kammern der Waffe befunden. Es sei Zufall gewesen, dass nach zweimaligem Auslösen kein Schuss gefallen sei. „Ich hätte in Kauf genommen, Herrn Wallow zu verletzen“, hieß es weiter in der Einlassung. Das ist ihm wohl auch ohne die Schusswaffe gelungen: Zwei Hämatome hat Wallow bei der Auseinandersetzung davongetragen, außerdem müsse er seit der Tat psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, äußerte sich der frühere Politiker anschließend im Zeugenstand.

Angreifer selbst überwältigt

Nach der Bedrohung mit der Schusswaffe war es dem Politiker und seiner herbeigeeilten Lebensgefährtin gemeinsam gelungen, den Angreifer zu Boden zu ringen und die Polizei zu rufen. Offenbar hatte der mutmaßliche Täter Wallow bereits am Vortag besucht: Weil er mit dem Hinweis, sich einen Termin geben zu lassen, aber zunächst abgewiesen worden war, kehrte er am folgenden Mittag erneut zum Wohnhaus des 80-Jährigen zurück. Diesmal war allerdings nur dessen 38-jährige Lebensgefährtin anwesend und so stand der Mann am frühen Abend ein drittes Mal auf der Matte – nach der Erinnerung Wallows allerdings nur mit dem von ihm und dem Vater des Angeklagten gemeinsam herausgegebenen Buch in der Hand. Von dem in der Anklage und der Aussage des 44-Jährigen erwähnten Schreiben, wisse er nichts.

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