Beteiligung bei OB-Wahl auf Tiefststand 45,1 Prozent der stimmberechtigten Bonner wählen

BONN · Geduld beim Anstehen war am Wahlsonntag gefragt - jedenfalls für die Besucher, die auf Pützchens Markt. Nur wenige Meter abseits des Kirmestrubels, in den drei Wahllokalen am Jahrmarktgelände, bot sich ein ganz anderes Bild.

Wer in der Marktschule und im Seniorenheim St.-Albertus-Magnus-Haus seine Stimme abgeben wollte, musste keine Wartezeit einplanen - gering war die Zahl derjenigen, die dort von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten.

"Bis jetzt ist der Tag ziemlich ruhig gelaufen. Das mag an Pützchens Markt liegen, vielleicht aber auch am Wetter", sagte Michael Wolter, Wahlvorsteher in einem der beiden Wahllokale im St.-Albertus-Magnus-Haus. Rund 200 Bürger hatten bis um 16 Uhr ihre Stimme abgegeben. "Die Resonanz ist ziemlich gering. Uns ist es natürlich lieber, wenn viel los ist", so Wolter. "Sonst kann sich so ein Wahltag für die Helfer ganz schön ziehen."

Vom Trubel auf dem Jahrmarkt bekämen die ehrenamtlichen Helfer nicht viel mit. "Vielleicht merkt man mal, dass der eine oder andere schon ein oder zwei Bier getrunken hat, und manche Kinder haben eine Zuckerwatte in der Hand", so Wolter. Mehr Glück hatten da die Mitarbeiter im Wahllokal in der Marktschule.

"Eine Wählerin kam noch einmal zurück und hat uns Süßigkeiten von Pützchens Markt vorbeigebracht", sagte Wahlhelferin Helena Dreifuhs im Wahllokal Marktschule. Wie im St.Albertus-Magnus-Haus hielt sich der Wählerandrang allerdings auch hier in Grenzen. "Bei uns sind 1322 Wahlberechtigte registriert, bislang haben allerdings nur 385 ihre Stimme abgegeben, und die Hauptzeit fürs Wählen ist eigentlich schon vorbei", berichtete Dreifuhs.

"Ich kenne einige Anwohner, die während Pützchens Markt wegfahren, um dem Trubel zu entkommen. Klar konnte man auch Briefwahl machen, aber für die Wahlbeteiligung ist das sicher nicht ideal", sagte Günter Zimmer (58), der im Wahllokal Marktschule zur Urne ging. "Ich denke, es war wohl eher das Wetter als Pützchens Markt, das die Leute abgeschreckt hat", sagte Roman Konrads. Der 44-Jährige wählte in der Marktschule.

Am Abend bestätigten die Zahlen den Eindruck aus den Wahllokalen. Das Ergebnis: Insgesamt haben nur 45,1 Prozent der Stimmberechtigten gewählt. "Wir freuen uns natürlich nicht über das Ergebnis bei der Wahlbeteiligung", sagte Wahlleiter Wolfgang Fuchs. Ein Grund für die verhaltene Resonanz könnte Fuchs zufolge gewesen sein, dass der Oberbürgermeister zum ersten Mal isoliert gewählt wurde. "Normalerweise gibt es eine kombinierte Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl. Dabei ist die Wahlbeteiligung erfahrungsgemäß höher", so der Wahlleiter. Dennoch müsse man sich Gedanken machen, wie die Wahlbeteiligung wieder gesteigert werden könne.

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