Leerstand in Bonn 4597 Wohnungen werden in Bonn nicht genutzt

BONN · Die Fenster sind vernagelt, Unkraut wuchert bis auf die Terrasse. Der Zustand des Hauses am Schweidnitzer Weg macht einen erbärmlichen Eindruck. Und wer durch die Amerikanische Siedlung in Tannenbusch läuft, dem fallen auch die leblosen Fenster und die geradezu gleichgültig wirkenden Balkone auf.

 Plakativer Protest: Die Initiative prangert den Leerstand in der amerikanischen Siedlung in Tannenbusch an.

Plakativer Protest: Die Initiative prangert den Leerstand in der amerikanischen Siedlung in Tannenbusch an.

Foto: Frommann

Alles ungenutzte Wohnungen, was Roman Rudnick von der Initiative Tannenbusch die Zornesröte ins Gesicht treibt. "Diese Leerstände sind unsere Katastrophe", sagt er. Laut aktuellem Zensus stehen in Bonn zurzeit 4597 Wohnungen leer.

Viele Häuser gehören namenlosen Immobilienfonds, sagt Rucknick, einer der Initiatoren des Projekts "Soziale Stadt". "Die ändern derart schnell ihre Namen, dass man sich das gar nicht mehr merken kann." Dass diese ihre Häuser leer stehen lassen, kann sich Rudnick nur damit erklären, "dass das Minusgeschäft den Immobilienfonds irgendwelche Steuervorteile bringt". Also ließen sie sie teilweise verrotten, was ihren Profit nur noch steigere, mutmaßt er.

"Die Deutsche Annington hat ja wenigstens mal reagiert und zumindest den Häusern an der Riesengebirgsstraße eine neue Außendämmung verpasst", sagt Rudnick. Dagegen sieht Bernhard "Felix" von Grünberg, Landtagsabgeordneter und sozialpolitischer Sprecher der Bonner SPD-Ratsfraktion eher schwarz für die Mieter der Deutschen Annington.

Nach der Ankündigung des Konzern, der mit gut 180.000 Wohnungen (davon 5000 in Bonn) der mit Abstand größte private Wohnungseigentümer in Deutschland ist, an die Börse zu gehen, würden die Ausgaben für Instandhaltung und Sanierung wohl eher zurückhaltender. "Dann geht es ja nur noch darum, Dividenden für die Aktionäre zu erwirtschaften", meint von Grünberg, der weiter Vernachlässigungen erwartet. "Das ist überhaupt kein gutes Signal."

Kritik wegen ihrer Leerstände übt das "Bonner Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Leerstand" an der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Bei einem Ortstermin kürzlich in Tannenbusch warf Ulrich Franz vom Bündnis der BImA vor, die Wohnungen bewusst verfallen zu lassen.

Das wies BImA-Sprecher Thorsten Grützner gegenüber dem GA energisch zurück: "Die Bundesanstalt arbeitet in der Wohnsiedlung daran, den Sanierungsstau zeitnah abzuarbeiten. In Tannenbusch finden derzeit Bauunterhaltungs- und Investitionsmaßnahmen in erheblichem Umfang statt." Es würden rund 1,7 Millionen Euro investiert. Die Maßnahmen liefen bereits, einzelne Wohnungssanierungen seien schon abgeschlossen.

Laut Grützner seien die Leerstände im Tannenbusch rückläufig. "Es stehen aktuell 166 Wohnungen leer." Bei 1220 Wohnungen im Bestand der BImA seien das 13,6 Prozent, wobei der Leerstand innerhalb des Bonner Stadtgebietes zwischen sieben Prozent in der Wohnsiedlung Friesdorf und etwa 17 Prozent in der Wohnsiedlung "Im Tannenbusch" variiert. "Die Bundesanstalt hat großes Interesse daran, Leerstand in ihren Beständen in Bonn und in anderen Städten zu minimieren und damit auch einen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot zu leisten", sagte der BImA-Sprecher.

Im Übrigen sei ein "kurzfristiger Verkauf von Wohnliegenschaften in Bonn aber nicht geplant". Kritik übte die SPD jüngst auch an der Stadt Bonn, die Wohnungen leer stehen ließ. Laut Isabel Klotz vom Presseamt sind derzeit 28 Wohnungen aus dem Bestand des Städtischen Gebäudemanagements aus verschiedenen Gründen nicht vermietet.

So sollen15 Wohnungen verkauft werden, drei Wohnungen abgerissen werden und vier Wohnungen einer anderen Nutzung zugeführt werden, zum Beispiel einer Kita oder der Feuerwehr zur Verfügung gestellt werden. Eine Wohnung ist dauerhaft unbewohnbar, fünf Wohnungen stehen wegen fehlender Finanzmittel oder fehlender Zugänge/Rettungswege leer.

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