Bonner Arbeitskreis Demenz und die Alzheimer-Gesellschaft verteilen Tablets 50 Tablets helfen Demenzerkrankten
Bonn · 50 Tablets verteilen der Bonner Arbeitskreis Demenz und die Alzheimer-Gesellschaft Bonn/Rhein-Sieg an Bonner Kranken- und Senioreneinrichtungen. Die Geräte sollen helfen, die geistigen Fähigkeiten zu schulen.
„Im Moment sind das noch böhmische Dörfer für mich“, sagt der 92-jährige Helmut Jachmich. Geriatrie-Professor und Neurologe Andreas Jacobs erklärt ihm das Programm auf dem Tablet. Es soll die geistigen Fähigkeiten aktivieren. Konditormeister Jachmich, früher Inhaber des Cafés Kleimann an der Rheingasse, ist einer der 133 Bewohner des Seniorenzentrums Haus Rosental. Sie freuen sich über zunächst zwei von 50 Tablets, die ihnen bereitgestellt werden. Sie kommen vom Bonner Arbeitskreis Demenz in Gemeinschaft mit der Alzheimer-Gesellschaft Bonn/Rhein-Sieg. Seit Dienstag verteilen sie die Tablets an bis zu 20 Bonner Einrichtungen.
Die gesponserten Tablets sollen in der Corona-Pandemie zu einer Verbesserung der kommunikativen Versorgungssituation von Betroffenen führen. Und sie sind Teil des Projekts „Die Vorleser – kognitive Stimulation und Demenzbegleitung im Alltag“, das wegen der Kontaktbeschränkungen seit Beginn der Pandemie pausieren musste. Derzeit ist im Haus Rosental die Möglichkeit für Bewohner, Besuch zu empfangen, auf die dort palliativ versorgten Menschen beschränkt. Der Grund sind sieben Bewohner, die momentan mit dem Corona-Virus infiziert sind. „Um so wertvoller“, sagt Einrichtungsleiter Peter Gauchel, „sind die Tablets nun für die Möglichkeit, sich wieder mit der Außenwelt zu verbinden.“
Arbeitskreis Demenz hat 20 000 Euro erhalten
Im Rahmen einer Ausschreibung der NRW-Pflegekassen zur Förderung regionaler Netzwerke für pflegebedürftige Menschen hatte der Arbeitskreis Demenz bereits im vergangenen Jahr Mittel in Höhe von 20 000 Euro erhalten. Ein Teil dieser Fördergelder wurde nun zur Anschaffung für das landesweite Projekt „Tablet-basierte Kommunikation und kognitives Training“ genutzt. Die 50 mit Kommunikationssoftware, Programmen zum Gedächtnistraining sowie Literatur zum Vorlesen ausgestatteten Geräte werden nun leihweise an Kranken- und Pflegeeinrichtungen verteilt.
„Ältere Menschen sind in Zeiten der Corona-Pandemie durch die Krankheit selbst oder durch die Kontaktbeschränkungen und Isolationsmaßnahmen hart getroffen“, sagt Jacobs. Besuche von Familienangehörigen sind auch nach Aufhebung von Besuchsverboten nur unter erschwerten Bedingungen möglich und bedürfen der Vorbereitung und Vorsichtsmaßnahmen.
Stimmen im Video helfen demenziell erkrankten Bewohnern
Während Jachmich, geistig rege und mit Smartphone und Laptop vertraut, ein bis zweimal pro Woche selbstständig einen Videochat mit Freunden oder Familie führt, ist das für demenziell erkrankte Bewohner nur durch die Begleitung von Betreuungspersonal möglich. „Doch gerade für demenziell veränderte Menschen ist es so wichtig, Kontakt zu haben“, sagt Gauchel. Auch wenn sie oftmals das Videobild eines Angehörigen kaum noch erkennen, sind die Stimmen meist noch vertraut.
Häufig komme zudem durch den Wegfall der Routine von ein bis zwei Besuchen pro Woche bei den betroffenen Bewohnern das Gefühl auf, nun abgeschoben zu sein. „Die wollen mich nicht mehr“, heiße es dann. „Wir haben den Einsatz von allen verfügbaren Laptops, Smartphones und Tablets schon seit Anbeginn der Pandemie als sehr wertvoll zu schätzen gelernt“, bestätigt Gauchel. Und Jacobs ergänzt, dass alle Maßnahmen, die dazu führen, die Langeweile eines Tages in der Isolation zu besiegen und ihm Struktur zu geben, geeignet und wesentlich sind, um das Gehirn aktiv zu halten.