Trauer um den Helden von Mogadischu 500 Gäste verabschieden sich von GSG-9-Gründer Ulrich Wegener

BONN · Etwa 500 Gäste aus Politik, benachbarten Behörden, internationale Partner sowie aktive und ehemalige Angehörige der GSG 9 trauerten am Montag in Bonn um den Gründungskommandeur der polizeilichen Spezialeinheit.

 Dieter Romann, Präsident des Bundespolizeipräsidiums, würdigt den verstorbenen GSG 9-Gründer Ulrich Wegener.

Dieter Romann, Präsident des Bundespolizeipräsidiums, würdigt den verstorbenen GSG 9-Gründer Ulrich Wegener.

Foto: dpa

Er ist der Mann, der 1977 in Mogadischu die Geiseln der „Landshut“ befreite und den Deutschen Herbst zum Ende führte. Dank seiner Arbeit überstand die Bundesrepublik eine ihrer schwersten Krisen. Aber Ulrich Wegener war für die GSG 9 der Bundespolizei sehr viel mehr. Am Montag nahm die Bundespolizei im alten Bonner Plenarsaal mit der Familie und vielen Gästen aus der Polizei sowie von befreundeten Eliteeinheiten Abschied von ihrem Gründer und ersten Kommandeur, der am 28. Dezember verstorben ist. Rund 500 Menschen würdigten ihn, darunter einige Geiseln der „Landshut“ und viele Weggefährten.

Seine Ideen, sein Stil und seine Vorstellungen von den Aufgaben und den Führungsnotwendigkeiten in der Einheit waren prägend weit über seine Zeit als Chef der GSG 9 hinaus. Das machten mehrere Redner deutlich. Wegeners Nachfolger, der jetzige GSG 9-Kommandeur, Jérôme Fuchs zeichnete das Bild eines Offiziers, der immer durch Vorbild führte und immer selbst ins gut kalkulierte Risiko ging.

„Geführt wird vorne“, erinnerte Fuchs an eine zentrale Maxime Wegeners, der selbstverständlich selbst als erster in die „Landshut“ kletterte. Kameradschaft, unbedingte Einsatzbereitschaft und Weltoffenheit kennzeichneten den „Kämpfer für den demokratischen Rechtstaat“, als der sich Wegener immer gesehen habe. Seine Maßstäbe seien bis heute gültig. „Herr General, Sie können sich auf uns verlassen“, sagte er mit Blick auf die in großer Zahl anwesenden aktiven GSG 9-Kräfte an Wegener gewandt.

Fuchs wies auf seine Leistung hin, quasi aus dem Nichts eine Einheit zu schaffen, die trotz der deutschen Geschichte zu einem geachteten und professionell angesehenen Partner für die Spezialeinheiten anderer Länder geworden sei. Diese Internationalität sei wichtig für die Arbeit gegen die Bedrohungen des Rechstaates bis heute.

Wegener gewann die skeptischen Israelis

Dieter Romann, Präsident der Bundespolizei, erinnerte an den „stillen Preußen“ Wegener, dessen Haltung und Arbeit von den positiven Tugenden des untergegangenen Staates und seiner Arme geprägt gewesen seien. Wegener stammte aus einer lange mit dem preußischen Militär verbundenen Familie.

Als enger Mitarbeiter des damaligen Innenministers Hans-Dietrich Genscher war er Zeuge des gescheiterten Versuchs, israelische Geiseln zu befreien, die ein Palästinenserkommando 1972 während der Olympischen Spiele in München genommen hatte. Diese Situation der Hilflosigkeit und des Versagens habe Wegener geprägt. Sie wollte er keinesfalls wieder erleben. Systematisch und auch gegen Widerstände habe er den Auftrag Genschers ausgeführt und eine eigene deutsche Antiterroreinheit geschaffen.

Offenheit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit, ein nie endender Lerneifer und Fleiß, seine Professionalität und ein hohes Maß an diplomatischem Geschick hätten die Wege geebnet. Er gewann sogar die skeptischen Israelis, ihn zu unterstützen. Mit Hilfe von dort entstand die GSG 9. Wegener knüpfte lebenslange Freundschaften. Ein langjähriger Weggefährte des Verstorbenen, Reuven Caspy aus Israel, erinnerte in einer kurzen Ansprache daran.

Nie wieder eine Situation wie in München 1972, lautete Wegeners Credo. Sein Mitstreiter aus den Gründungstagen der GSG 9, Dieter Fox, resümierte sehr persönlich die Erfolgsbilanz: „Er kann in allen Belangen zufrieden sein.“ Bis heute. Hilflos war der Staat nie wieder, weil Wegner das richtige Mittel gegen Terrorismus zur Verfügung stellte.

Das Lied vom „Guten Kameraden“, der Choral „Ich bete an die Macht der Liebe“, preußisches Erbe im Zapfenstreich der Bundeswehr und die Nationalhymne rahmten die knapp einstündige Feier im Plenarsaal.

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