Auszeichnungen für Zivilcourage 52-jähriger Bonner bewahrte Frau vor dem Tod

Bonn/Region · Als ein 48-Jähriger mit einem Stein auf den Kopf seiner ehemaligen Lebensgefährtin einschlägt, greift Guido Strätling ein. Für seine Zivilcourage dankt Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa dem 52-Jährigen - genau wie zehn weiteren Bürgern. Sie stehen stellvertretend für mehr als 30 Menschen, die 2019 anderen geholfen haben.

 Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa dankt Guido Strätling, der einer 33-Jährigen das Leben gerettet hat.

Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa dankt Guido Strätling, der einer 33-Jährigen das Leben gerettet hat.

Foto: Benjamin Westhoff

Es war im April 2019, als ein 48-Jähriger seine ehemalige Lebensgefährtin umbringen wollte. Mit einem Stein schlug er auf den Kopf der 33-Jährigen ein. Dass die Frau, die sich bis heute in einer Rehaklinik befindet, die Attacke überlebt hat, hat sie Guido Strätling zu verdanken. Der 52-jährige Holzlarer stand auf seinem Balkon, als er einen lauten Knall vor dem Nachbarhaus hörte. Dort sah er einen Mann, der auf eine Frau einschlug. Er dachte nicht lange nach, lief nach unten – und schrie den Täter an, dass er abhauen solle. Mit Erfolg. Der 48-Jährige flüchtete. Und wurde später zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Geschehen hat Strätling dennoch lange verfolgt. „Es hat gedauert, bis es nicht mehr so präsent war“, so der 52-Jährige. Mit seinem Bruder – einem Fachmann – habe er viel gesprochen und so alles verarbeitet.

Strätling ist einer von elf Bürgern, denen Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa am Mittwochnachmittag dankte. Sie standen stellvertretend für mehr als 30 Menschen, die im vergangenen Jahr in Notsituationen eingegriffen haben. Sie alle haben Zivilcourage bewiesen, anderen geholfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

64-Jährige lässt falsche Polizisten auflaufen

So auch Mirko Schopp, Christian, Knopp, Thorsten Asteroth und Oliver Schmidt. Das Quartett war in der Nacht zum 13. Oktober im Auto auf dem Nachhauseweg, als ihm auf der Brücke Rolandsecker Weg ein Mann auffiel, der über das Brückengeländer kletterte und springen wollte. „Ich habe ihn aus dem Augenwinkel gesehen und gedacht, dass da etwas nicht stimmt“, berichtet Knopp, der am Steuer saß. Kurzerhand stoppte er, setzte zurück – und die Vier zogen den Mann gemeinsam zurück.

Courage bewies auch Rose-Marie Schmidt aus Bornheim. Als sie im April von einem falschen Polizisten auf dem Festnetz angerufen wurde, zögerte sie nicht lang. „Ich habe gesagt, dass ich ein Magen-Darm-Problem habe und dringend zur Toilette muss“, erinnert sich die 64-Jährige. In Wirklichkeit nahm sie ihr Handy und informierte die Polizei, die eine Viertelstunde später kam. Insgesamt habe sie Zweidreiviertel Stunden mit den Betrügern telefoniert, die schließlich Goldbarren und Münzen abholen wollten, „die ich gar nicht besitze“. Als ein 23-Jähriger vorbeikam, um die vermeintliche Beute abzuholen, klickten die Handschellen. Doch nicht nur die Festnahme war ein Erfolg: Es konnten 18 weitere Delikte geklärt und diverse weitere Verdächtige identifiziert werden. Rose-Marie-Schmidt hat alles gut überstanden. „Ich habe sogar Spaß gehabt“, gesteht sie und lächelt.

Duo zieht betrunkenen Autofahrer aus dem Verkehr

Einen betrunkenen Autofahrer haben Christoph Wilbring und Jörg Wende aus dem Verkehr gezogen. Der Mann war im April in Ittenbach unterwegs und geriet mit seinem Fahrzeug immer wieder auf die Gegenfahrbahn. „Am Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass er gut dabei war“, sagt Wilbring, der dem Wagen folgte. Hilfe kam von Wende der das Geschehen ebenfalls beobachtet hatte. Als der Betrunkene kurz anhielt, zogen beide den Schlüssel ab und hielten den Mann – er hatte 1,8 Promille – fest, bis die Polizei kam.

Schlimmeres verhinderte auch Daniel Arend, der in der Regionalbahn von Bonn nach Rheinbach einen jungen Mann überwältigte, der mit seiner Freundin in Streit geraten war und versuchte, eine Pistole durchzuladen. „Ich habe auf den richtigen Moment gewartet, um einzugreifen“, sagt Arend, der Hilfe von einem 27-Jährigen erhielt, der nicht ins Polizeipräsidium kommen konnte. Genau wie ein 28-Jähriger, der einen Straßenräuber verfolgt hatte.

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