Es ist ein lauer Sommerabend. Rund um den Kaiserplatz vor der Unterführung zur Poppelsdorfer Allee hat sich die Szene niedergelassen. Bier- und Schnapsflaschen machen die Runde. Ein Elternpaar schiebt seine Kinder vorbei. Man merkt, die Situation ist ihnen nicht angenehm. Plötzlich lautes Geschrei, erschrockene Blicke wandern zur Wiese am Busbahnhof. Ein Mann schreit und schlägt wild um sich. Zwei andere, wie der Mann offensichtlich stark angetrunken, brüllen zurück. Die Eltern und die beiden Kinder gehen schnell weiter durch die Unterführung, vorbei an einem Schlaflager. „Mama, hier stinkt‘s“, sagt eines der Kinder und hält sich die Nase zu. Der Mann, der sonst dort sein Nachtlager aufschlägt, ist nicht da. Er ist einer der Männer auf der Wiese, die sich streiten. Und er ist einer der Menschen, die obdachlos sind. Ihre Zahl ist in den vergangenen zehn Jahren drastisch gestiegen, wie das EU-Parlament voriges Jahre festgestellt hat. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die Obdachlosigkeit in der EU bis 2030 zu beseitigen. In Bonn, so schätzt die Stadtverwaltung, leben derzeit 50 bis 70 Personen dauerhaft auf der Straße.