Bonner Online-Abiturient Jonas Katz 900 von 900 möglichen Punkten

BONN · Jonas Katz (29) vom städtischen Abendgymnasium hat auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur-online gemacht - und mit 900 von 900 Punkten als einer der besten Abiturienten in NRW bestanden.

Zur Abiturfeier kam Jonas Katz locker im T-Shirt und bequemer Hose. Unaufgeregt nahm er sein Super-Zeugnis entgegen und lächelte leicht fürs Erinnerungsfoto. Dabei hatte das Abendgymnasium des Weiterbildungskollegs der Stadt (WbK) und seine stellvertretende Direktorin Barbara Drexler mit diesem Absolventen allen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen: Jonas Katz hat auf dem zweiten Bildungsweg mit glatten 900 von 900 möglichen Punkten ein sensationelles Abiturergebnis hingelegt.

Damit gehört er zur Crème de la Crème der diesjährigen Absolventen in NRW. „Irgendwie bin ich selbst überrascht von meinen Noten. Aber wenn ich etwas ernsthaft mache und 'ranklotze, dann schaffe ich das eben“, erklärt Katz im GA-Gespräch. Seit zwei Jahren hatte dieser so bescheiden auftretende 29-Jährige in jedem für die Wertung relevanten Fach die Note 1+ erreicht. Und das im absolut neuen Bildungsgang Abitur-online, den in NRW bislang nur wenige Schulen anbieten.

Das heißt, Jonas Katz war immer nach seiner Arbeit als Krankenpfleger nur zur Hälfte seiner Pflichtstunden wirklich im Abendgymnasium präsent. „Die andere Hälfte fand bei ihm zu Hause am PC auf einer virtuellen Lernplattform statt. Die Schüler hangeln sich dabei also in den Stunden am PC von Aufgabe zu Aufgabe und kontrollieren sich selbst“, erläutert WbK-Lehrer Ansgar Hüls. Die Abbrechquote bei diesem Abitur-online, das selbstverständlich im Rahmen der zentralen Abiturprüfungen des Landes NRW stattfindet, sei gering. Die Absolventen hätten also drei Jahre lang neben ihrer Arbeit noch mindestens 20 Stunden pro Woche gelernt. Jonas Katz` Erfolg beweise, wie wichtig das Angebot des zweiten Bildungswegs sei und wie gut sich das selbsterklärende Lernen auf der Internetplattform gerade für die computeraffine junge Generation eigne, so Hüls

Für Katz hat sich dieser erneute Anlauf Richtung Abitur auf jeden Fall gelohnt. Wenn er über seine schulische Laufbahn erzählt, kommt eine wahre Odyssee heraus. An zwei Bonner Gymnasien klappte es irgendwie nicht, dazwischen lag ein für ihn offenbar schmerzhafter Umzug der Familie nach Bayern und die Rückkehr des Jungen, der es wieder allein in Bonn versuchen wollte. Über menschliche Enttäuschungen mit Lehrern erzählt Katz immer noch wütend.

Über eigene pubertäre Überreaktionen kann er inzwischen lachen. Dann sei er zur Bundeswehr und von da aus in den Krankenpflegerberuf gegangen. „Aber immer dachte ich mir: Da fehlt noch was.“ Seine Mutter habe ihn schließlich auf das Online-Abitur-Projekt am Abendgymnasium aufmerksam gemacht. „Und das war das perfekte Angebot für mich. Ich bin der Typ, der es am besten selbst frei und sinnvoll hinkriegt.“

Erstmals habe er an dieser Schule auch Lehrer kennengelernt, „die einem nicht von oben herab sagen, wo's langgeht“, führt Katz schmunzelnd aus. Für das Lehren und Lernen auf Augenhöhe sei er der Schule sehr dankbar. Und was macht einer mit diesem optimalen Abitur? „Auf jeden Fall nicht automatisch Medizin studieren, nur weil ich die besten Noten habe“, kommt sofort als Antwort. Amerikanistik und Geschichte, dafür würde sein Herz schlagen, überlegt Katz.

Ein Ingenieurstudium wiederum würde einen Brotberuf garantieren. Er will jetzt erstmal den Sommer nutzen, um sich zu orientieren. „Also mein Traum wäre, mal in die Politik zu gehen.“

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