Baustart auf dem Tausendfüßler Ab Sonntagabend wird es eng auf der A565

Bonn · Autofahrer aufgepasst: Ab Sonntagabend droht die nächste Staufalle in Bonn. Der Landesbetrieb Straßenbau ist ab 20 Uhr auf dem Tausendfüßler zugange und richtet auf der A565 zwischen Endenich und Bonn-Nord die Baustelle auf der maroden Spannbetonbrücke ein.

Sie muss verstärkt werden. Dazu werden die Fahrspuren in beide Richtungen verengt. Zu einer Sperrung einer Fahrspur in jede Richtung soll es, anders als ursprünglich überlegt worden war, allerdings weitestgehend nicht kommen. Die Bauzeit soll nach derzeitigem Stand fünf Monate betragen.

Im Zuge einer Überprüfung von bislang mehr als 100 Brücken in Nordrhein-Westfalen wurden auch beim Tausendfüßler schwere Mängel hinsichtlich seiner Tragfähigkeit festgestellt. Wegen des immer schwereren Lastwagenverkehrs ist er dem Landesbetrieb zufolge auf Dauer der Belastung nicht mehr gewachsen.

Auf lange Sicht muss die Brücke, über die täglich rund 100.000 Autos und Lastwagen rollen, deshalb wie rund 50 weitere im Land abgerissen und neu errichtet werden. Die Kosten für die Verstärkung des Tausendfüßlers beziffert der Landesbetrieb auf rund 1,5 Millionen Euro.

Erst vor sieben Jahren war der Tausendfüßler schon einmal aufwendig saniert worden. Für fast fünf Millionen Euro. Damals verzögerten sich die Bauarbeiten um viele Monate und stellten die Autofahrer auf eine härtere Geduldsprobe als anfangs angenommen. Der Zustand der Spannbetonbrücke war schon damals miserabler, als Experten gedacht hatten. "Damals ging es allerdings noch nicht um die Tragfähigkeit", erläuterte Mario Korte kürzlich bei einer Pressekonferenz.

Korte ist vom Landesbetrieb als Baustellenkoordinator in Bonn abgestellt, denn nach der Sanierung des Tausendfüßlers stehen ab 2014 weitere Großbaustellen auf der Süd- und Nordbrücke an. Bei der Nordbrücke ist noch nicht entschieden, ob die Arbeiten auch ohne Sperrung einer Fahrbahn je Richtung ausgeführt werden können.

Für die Beibehaltung aller Spuren plädiert Stadtbaurat Werner Wingenfeld, um lange Staus und damit einen volkswirtschaftlichen Schaden zu verhindern. Die Stadt selbst will die Sanierung der Viktoriabrücke erst nach Abschluss der Arbeiten auf dem Tausendfüßler, also voraussichtlich im Herbst, beginnen.

Die Kreistagsfraktionen von CDU und Grünen haben aktuell einen Antrag an die Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises gestellt. Sie soll mit der Bonner Stadtverwaltung gemeinsam die Möglichkeiten eines Internet-Auftritts mit Baustellen, Stau- und Verkehrsinformationen prüfen. Die Stadtwerke Bonn (SWB) wollen die Verkehrslage in den nächsten Tagen intensiv beobachten. "Es gibt zwar noch keinen konkreten Auftrag, aber zumindest wird über eine Verdichtung der Linie 66 nachgedacht", sagte Veronika John von der Pressestelle.

Bürgerticket gegen Staus?

Das passt: Kurz vor Baubeginn auf dem Tausendfüßler hat sich mit dem Bonner Verkehrswissenschaftler und emeritierten Professor Heiner Monheim ein Arbeitskreis der Kirchengemeinden Bonn auf den Weg gemacht, ein sogenanntes Bürgerticket ins Leben zu rufen.

Es soll Autofahrer zum Umsteigen auf Bus und Bahn motivieren. Im Mittelpunkt steht der Solidargedanke ähnlich wie beim bereits existierenden Studienticket. Demnach sollen alle Bürger über 18 Jahre quasi wie eine Steuer einen Beitrag in einen Topf einzahlen. Daraus sollen das Bürgerticket und die Kosten für den ÖPNV finanziert werden. Für die

Initiatoren Monheim und Fritz Schwirz gibt es keine Argumente gegen das Bürgerticket, allerdings seien noch viele Detailfragen zu klären. Die Gründungsversammlung für die Initiative beginnt am Montag, 24. Juni, um 20 Uhr in der Endenicher Trinitatiskirche, Brahmsstraße 16. Nähere Infos nach einer E-Mail an info@buergerticketbonn.de.

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