Überraschung in der Oper Abba-Stars Björn und Benny unterstützen die Bonner Operngala

Bonn · Die Schweden schicken eine Videobotschaft an die Gäste des Benefizabends für die Deutsche Aids-Stiftung. Bonn erlebt einen emotionalen Abend mit hochkarätiger Opernmusik, nachdenklichen Momenten und einer guten Nachricht: Die Vereinten Nationen eröffnen ein Büro der Organisation UNAIDS in der Stadt.

Charmant und stimmgewaltig: Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina, begleitet vom Opernchor, wirft Rosen ins Publikum.

Charmant und stimmgewaltig: Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina, begleitet vom Opernchor, wirft Rosen ins Publikum.

Foto: Benjamin Westhoff

Die größte Überraschung gab es ganz zum Schluss: Björn Ulvaeus und Benny Andersson von der schwedischen Popgruppe Abba schickten am Samstag höchstpersönlich zu den Klängen ihres neuen Songs „Ode To Freedom“ per Video eine Friedensbotschaft an die Operngala zugunsten der Aids-Stiftung in der Bonner Oper. Das war Gänsehaut pur an dem Abend, den die Initiatoren Helmut Andreas und Arndt Hartwig den Menschen in der Ukraine gewidmet hatten.

Mehr als 1000 Gäste waren zur Operngala gekommen, die das Ehepaar Hartwig nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause zum 10. Mal auf die Opernbühne gezaubert hatte. „Ich bin so glücklich, hier oben zu stehen“, rief ein strahlender Helmut Andreas Hartwig ins Publikum. Mund- und Nasenschutz war für alle obligatorisch, aber „wir haben auch unseren eigenen Virologen mitgebracht, da kann eigentlich nichts passieren“, scherzte Arndt Hartwig an die Adresse von Hendrik Streeck, Chef des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn (UKB), das durch den Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Holzgreve im Saal prominent vertreten war. Streeck selbst war mit seinem Mann Paul Zubeil gekommen, der für europäische und internationale Angelegenheiten im Bundesgesundheitsministerium (BMG) in Bonn tätig ist und an dem Abend eine gute Nachricht bereithielt: Die Uno-Organisation UNAIDS wird in Bonn ein Büro eröffnen mit 45 festen und fünf temporär aus Moskau hinzukommenden Mitarbeitern. „Die Ansiedlung eines Büros von UNAIDS ist eine ausgezeichnete Nachricht für die internationale Stadt Bonn und eine wichtige Stärkung des UN-Standorts“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner, ebenfalls zu Gast auf der Gala, später zum GA. Es freue sie sehr, dass der immer noch so wichtige Kampf gegen HIV und AIDS künftig auch von Bonn aus unterstützt werde.

Durch das Programm führte souverän und humorvoll ZDF-Moderator Johannes B. Kerner, der wie alle der hochkarätigen Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt sowie der Schirmherr des Abends, Trompeter Till Brönner, auf die Gage zugunsten der Aids-Stiftung verzichtete. Als gebürtiger Bonner nutzte Kerner die Gelegenheit, eine Liebeserklärung an die Bundesstadt loszuwerden: „Als ich über die Südbrücke fuhr, da war es wieder da, das besondere Gefühl“, schwärmte der 57-Jährige, der heute in Hamburg lebt.

Szenen der Bonner Operngala
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Das waren die schönsten Bilder der 10. Bonner Operngala

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Zwischen den künstlerischen Darbietungen, begleitet vom Beethoven Orchester unter der Leitung des kanadischen Dirigenten Jacques Lacombe holte Kerner die Ehrengäste auf die Bühne für kurze Interviews. Unter ihnen auch die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum. Einen Moment lang legte sich so etwas wie ein Schatten auf die Gala, als Shum vom Leid und von der Not ihrer Landsleute in der Ukraine seit dem Überfall Russlands berichtete. „Täglich sterben Menschen dort“, sagte sie. Europa, die Welt könnten nur in Frieden leben, wenn wieder Friede in ihrer Heimat sei und die Menschen in der Ukraine in Freiheit leben könnten. „Ich kann das hundertprozentig unterschreiben“, antwortete ihr die OB und versicherte, die Bonner Stadtgesellschaft stehe solidarisch hinter den Ukrainerinnen und Ukrainern. Als sichtbares Zeichen dieser Solidarität hatten die Veranstalter die obligatorische rote Aids-Schleife, die alle Gäste ans Revers ihrer Anzüge oder an die Abendkleide geheftet hatten, zusätzlich mit den ukrainischen Farben Blau und Gelb versehen.

Ein besonderer Dank galt an dem Abend auch dem Team vom Zentrallager Sachspenden Bonn – kurz ZeSaBo – an der Endenicher Straße, das nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine mit der ausschließlich ehrenamtlich geleisteten Arbeit bedürftige Menschen in Bonn mit allem Nötigen für den Alltag und Kleidung ausstattet. Für das Lager wurde in der Pause Geld gesammelt.

Nicht weniger ernst nahmen bei der Gala alle auch die Sorge um die an Aids erkrankten Menschen. Jedes Jahr steckten sich weltweit Tausende an, mahnte Kristel Degener, Geschäftsführerin der Deutschen Aids-Stiftung. Anders als bei Corona, wo bereits nach einem Jahr die ersten Impfstoffe auf dem Markt waren, ist es bei Aids auch mehr als 40 Jahre nach Ausbruch nicht gelungen, wirksame Impfstoffe zu finden. Was Streeck zufolge nicht zuletzt an einer nicht ausreichenden politischen Unterstützung und Finanzierung der HIV-Forschung liege.

Über mangelnde Unterstützung bei dieser Operngala konnte sich niemand beklagen. So dankten die Hartwigs unter anderem Ulrich Voigt, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Köln-Bonn, die von Beginn an die Operngala sponsert - ohne Frage ein Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben Bonns. Auch für Generalintendant Bernhard Helmich gab es Lob für die Bereitstellung des Opernhauses. Groß der Applaus, als Helmut Andreas Hartwig gegen 23 Uhr den Stand des Reinerlöses des Abends für die Aids-Stiftung bekanntgab: Da lag er bei 295 000 Euro und bereits um 55 000 Euro höher als bei der letzten Gala 2019. Das sei aber wohl noch nicht das Ende der Fahnenstange, waren sich Helmut Andreas und Arndt Hartwig einig; sie erwarteten weitere Spendeneingänge und hofften, am Ende die 350000-Euro-Grenze zu knacken.

Unter den Gästen: Bettina Böttinger (WDR) , Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist), Boris Berger (Brost-Stiftung), Peter Limbourg (Deutsche Welle) Steven Walter (Beethovenfest) Ralf Kantak (Vorsitzender PKV) Alexander Graf Lambsdorf (MdB) Christos Katzidis (MdL) , Michael Mronz (Westerwelle Foundation) Eva Kraus (Bundeskunsthalle), Georg Schütte (VW-Stiftung), Sandro Heinemann (Kulturgarten), Philip Klais (Orgelbau), Barbara Lambrecht Schadeberg (Krombacher), Katrin Haub (Tengelmann), Marlies Stockhorst (Festausschuss Bonner Karneval).

Hier können Sie sich die Operngala in voller Länge anschauen.

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