Schulabschluss in Zeiten von Corona Abiturienten aus Bonn berichten über ihre letzten Schulwochen

Bonn · Die Abiturienten werden ihren Abschluss wegen Corona wohl niemals vergessen. Der GA hat Abiturienten nach ihren Eindrücken, Herausforderungen, die Feiern und Ziele für die Zukunft befragt.

Schulabschluss in Zeiten von Corona: Abiturienten aus Bonn berichten über ihre letzten Schulwochen
Foto: Matthias Kehrein

Annika Thiele, 18 Jahre alt, Friedrich-Ebert-Gymnasium

Dass es unser letzter Schultag sein würde, haben wir erst Minuten vor Ende der letzten Schulstunde erfahren. Einerseits freuten wir uns auf das Ende der Schulzeit, aber andererseits sorgte die Ungewissheit der kommenden Wochen, insbesondere ob die Prüfungen stattfinden, für Verwirrung bei uns Schülern. Es half allerdings, dass die Lehrer uns in der Zeit sehr unterstützt haben.

Julius Maximilian Wirtz, 18 Jahre alt, Hardtberg-Gymnasium

Ab 13. März war man abrupt auf sich allein gestellt. Das Niveau hochzuhalten, den Tag über zwei Monate lang zu strukturieren und dabei kaum soziale Kontakte pflegen zu können, waren die größten Herausforderungen. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Abiturient an dieser besonderen Situation gewachsen ist. Festivitäten sind nicht möglich. Die Zeugnisvergabe erfolgt für uns in der Hardtberghalle. Auch eine Feier im Autokino ist geplant. Persönlich feiere ich mit der Familie und Freunden. Zukünftig werde ich mich mit meiner Leidenschaft, den Naturwissenschaften, auseinandersetzen und Medizin studieren.

Johanna May, 18 Jahre alt, Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium

Ich bin froh, dass wir das Abitur trotz der Diskussionen gemacht haben. Das Schreiben der Klausuren mehrerer Kurse in der Turnhalle war besser als erwartet. Leider konnten wir keine Lerngruppen bilden. Ich hatte das Glück, mit meiner Zwillingsschwester, die ebenfalls Abitur gemacht hat, lernen zu können. Außerdem habe ich mich mit meinen Freunden und Lehrern über Online Plattformen ausgetauscht.

Ich habe mich seit der 5. Klasse auf die Mottowoche und den Abiball gefreut und finde es schade, dass beides nicht stattfinden konnte. Jetzt fehlt ein richtiger Abschluss, der das Abitur zu etwas Besonderem macht. Ich freue mich, dass nun wenigstens der Gottesdienst und die Abiturfeier mit Zeugnisübergabe auf dem Sportplatz unserer Schule stattfinden. Vielleicht wird der Abiball im Dezember nachgeholt. Ich würde gerne studieren, habe mich aber noch nicht für ein Fach entschieden.

Charlotte Oellers, 17 Jahre alt, Sankt-Adelheid-Gymnasium

Keine Mottowoche, kein Abschied von den Lehrern und im wahrsten Sinne des Wortes ein filmreifer Abgang: Die Enttäuschung war groß, als klar war, dass die Schule so kurz vor dem Abitur schließt. Durch zusätzliche Unterrichtsangebote und eine Verschiebung der Prüfungen konnten wir das Abitur dennoch erfolgreich meistern. Glücklicherweise ermöglicht uns die Schule nun eine feierliche Verleihung der Abiturzeugnisse in zwei Gruppen.

Zeitnah können wir unser Abitur als ganze Stufe zwar nicht feiern. Um die neue Freiheit aber trotzdem auf eine würdige Art zu zelebrieren, feiern meine Freundinnen und ich einen kleinen Abiball im Garten. Für die Zukunft wünsche ich mir vor allem, dass die Pandemie uns nicht daran hindert, unsere Pläne und Träume zu realisieren. Ich hoffe, dass mein geplantes Auslandsjahr stattfinden kann.

Lilli Amrehn, 17 Jahre alt, Clara-Fey-Gymnasium

Abiturientin in einer weltweiten Pandemie zu sein, brachte unerwartete Herausforderungen mit sich. Ob es der Zwiespalt war „Soll ich jetzt lernen, oder doch auf das Durchschnittsabitur warten?“, oder die Intensivwoche ohne Mottotage und mit Mundschutz zu verbringen.  In dieser schwierigen Situation wuchs mein Jahrgang zusammen, alle halfen einander. Dann kam die Nachricht, dass unser Abiball abgesagt werden musste... Zum Glück dürfen wir aber als Stufe gemeinsam eine feierliche Zeugnisvergabe und Abiturmesse feiern. Ob es irgendwann Partys geben wird, steht in den Sternen.

Ich freue mich auch darauf, was die nächste Zeit im Studium oder in der Ausbildung mit sich bringt. Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass unsere Stufe durch diese Zeit einmalig verbunden bleibt und wir bald alle unser Abitur, ohne zwei Meter Abstand voneinander, feiern können.

Destina Nil Sahin, 18 Jahre alt, Clara-Schumann-Gymnasium

Zunächst haben viele von uns die Lage nicht richtig einschätzen können. Ungewissheit machte sich breit, sowohl auf Seiten der Schüler als auch auf den Seiten der Lehrer. Durch den passiven Alltag in der Coronazeit konnten viele kaum anfangen, intensiv für die Prüfungen zu lernen. Auch die Bibliotheken wurden geschlossen, weshalb man nur zu Hause lernen konnte. Meiner Meinung nach war die Phase vor den Klausuren chaotisch und unkoordiniert. Trotz allem haben viele das Abitur mit hervorragenden Ergebnissen bestanden. Ich fühlte mich persönlich in manchen Fächern nicht gut vorbereitet, was sich dann auch nach den Prüfungen gezeigt hat.

Wir überlegen immer noch, wie wir unseren Abiball feiern könnten. Zunächst dürfen wir jedoch immerhin bei der Zeugnisvergabe alle zusammenkommen. Dadurch, dass wir keine gemeinsame Feier hatten, kann ich noch gar nicht realisieren, dass unsere Schulzeit jetzt tatsächlich endet.

Nach der Schule war eigentlich eine Rundreise in Asien oder Work & Travel geplant. Aufgrund der Pandemie konnten wir aber kaum etwas mit Sicherheit planen. Es ist abzuwarten, wie es nach dem Abi­tur weitergeht. Es werden sich bestimmt genug passende Aktivitäten in der Zwischenzeit bis zum Studienbeginn finden.

Hannah-Lena Uylenkate, 19 Jahre alt, Bonns Fünfte

Uns fehlten die letzten Schulwochen, die finalen Lernangebote und ein schöner Abschluss unserer Schulzeit. Es ist kein schönes Gefühl, keinen wirklichen Abschied zu haben. Zum Beispiel fiel die Mottowoche aus. Der letzte Schultag war der 13. März. Erfahren haben wir dies erst am selben Tag, also konnte auch kein Abigag oder anderer Abschied von 13 Jahren Schule stattfinden. Als erster Abi-Jahrgang von Bonns Fünfter ist es sehr schwer zu akzeptieren, dass all das liebevoll geplante Programm für uns so sang- und klanglos abgebrochen werden musste.

Anstatt sich in Lerngruppen zu treffen, traf man sich in Zoom-Meetings. Dabei war die größte Herausforderung, verpasste Lernmöglichkeiten in der Schule in eine bestmögliche Vorbereitung online umzuwandeln. Dabei half mir besonders das große Engagement der Lehrer. Trotzdem fragte ich mich, wie soll ich mich fokussieren, wenn so vieles unklar ist. Nun sind alle Prüfungen überstanden. Wir als Abi-Jahrgang feiern in zwei Gruppen im kleinen Kreis bei unserer Zeugnisvergabe das Abitur 2020. Zur Erinnerung gestalteten wir für uns alle ein Abiturbuch.

Ich persönlich werde mit meiner Familie feiern. Ende August beginne ich ein Freiwilliges Soziales Jahr an einer Förderschule, und 2021 werde ich anfangen, Sonderpädagogik auf Lehramt zu studieren.

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